„Von Wachstumsdelle nicht überrascht“

Bei einigen Lebensversicherern ist das Neugeschäft im ersten Halbjahr bis zu 60 Prozent eingebrochen. Doch in der Gesamtschau der Branche merkt man nicht viel davon. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) meldet ein erneutes Umsatzwachstum im Lebengeschäft.

Die gebuchte Brutto-Beitragseinnahme der Lebensversicherer, die im GDV zusammengeschlossen sind, beliefen sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 33,3 Milliarden Euro - ohne Pensionskassen und Pensionsfonds. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum bedeutet das ein Plus von 5,1 Prozent; zählt man die Beitragseinnahmen der Pensionskassen und „versicherungsfokussierten“ Pensionsfonds hinzu, sollen die Beitragseinnahmen sogar um 6,1 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro gestiegen sein. Wie Günter Bost, Geschäftsführer Lebensversicherung im GDV, dazu mitteilte, wurde das Wachstum in erster Linie durch Verträge gegen laufenden Beitrag getragen.

Im weiteren Verlauf des Jahres werde sich das Wachstum jedoch abflachen. Bisher sei die Versicherungswirtschaft jedoch mit dem Zwischenstand zufrieden: „Die private und betriebliche Altersvorsorge ist auf einem guten Weg. Von dem befürchteten Rückschlag nach dem Rekordjahr 2004 kann keine Rede sein“, erklärte Günter Bost auf einer Pressekonferenz in Berlin.

3,35 Millionen neue Lebensversicherungsverträge wurden im ersten Halbjahr 2005 neu abgeschlossen. Die Beitragseinnahme dazu beläuft sich auf 6,15 Milliarden Euro. 2,62 Milliarden Euro davon entfallen auf laufende Beiträge und 3,53 Milliarden Euro auf Einmalbeiträge. Wie Bost erläuterte, waren dies gegenüber dem ersten Halbjahr 2004 11,8 Prozent weniger Verträge und 12,6 Prozent weniger Beiträge aus dem Neuzugang.

Allerdings war das LV-Geschäft im ersten Halbjahr 2004 schwach angelaufen; die Vergleichjahren aus dem Vorjahreszeitraum beliefen sich auf minus 29,6 Prozent bei den laufenden Beiträgen und auf plus 6,5 Prozent bei den Einmalbeiträgen. „Rekordergebnisse wie im Vergleichsjahr 2004 sind nicht beliebig fortzusetzen. Wir haben in diesem Jahr sogar mit einem stärkeren Rückgang gerechnet“, sagte Bost und gab zu verstehen, dass die Versicherungswirtschaft von dieser „Wachstumsdelle“ nicht überrascht sei.

Die Bedeutung der Rentenverträge - vor allem im Neugeschäft - sei offensichtlich, bemerkte Bost. Die Analyse des Neugeschäfts zeige, dass sich der Paradigmenwechsel hin zu langfristig ausgerichteten Vorsorgeverträgen fortsetze. Seit der ersten Rentenreform der Ära Riester wurden nach GDV-Erhebungen bereits 15,7 Millionen Rentenverträge abgeschlossen, davon im ersten Halbjahr 2005 allein 1,4 Millionen (Lebensversicherung, Pensionskassen, Pensionsfonds).

Auch im Neugeschäft 2005 der Lebensversicherung im engeren Sinne zeigte sich der Trend zur Langfristigkeit: Während die Kapitallebensversicherungen absolut und relativ zurückgingen, stieg die Zahl der Rentenpolicen um 1,6 Prozent auf 1,2 Millionen Verträge. Bost betonte, dass sich hierin auch die positive Entwicklung der Riester-Rente widerspiegele: Während in den ersten sechs Monaten des Vorjahres 133.400 Verträge abgeschlossen wurden, waren es bis zum 30. Juni 2005 mit 247.500 Stück fast doppelt soviel Verträge. Rund 80 Prozent der neuen Riester-Renten wurden als klassische Rentenversicherungen abgeschlossen. Die restlichen 20 Prozent werden als Verträge in der fondsgebundenen Variante gezeichnet. Bis zum Ende des Jahres werde sich die positive Entwicklung der Riester-Rente noch deutlich beschleunigen, ist man sich beim GDV sicher.



Autor(en): Ellen Bocquel

Alle Branche News