Nach den Markt-Turbulenzen der letzten sechs bis sieben Jahre setzen die deutschen Industrieversicherer auf eine Beruhigung am Markt und ein Ende des ruinösen Preis-Wettbewerbs. Aber während sich die Experten der Branche gegenseitig zur Vernunft beglückwünschen, die jetzt Ruhe bringen soll, sorgt das Kartellamt für neue Aufregung.
Bereits im letzten Jahr hatten die staatlichen Wettbewerbshüter eine Lawine Richtung Industrieversicherer losgetreten. Das Bundeskartellamt bleibe bei seinen Vorwürfen der illegalen Preisabsprache gegen achtzehn Unternehmen, bestätigte eine Kartellamts-Sprecherin. Es hätten sich neue Aspekte ergeben. Namentlich werden die betroffenen Gesellschaften wegen des „schwebenden Verfahrens“ nicht genannt. Unter der Hand ist jedoch bekannt, dass Marktführer Allianz sich ebenso in die Sache verstrickt habe wie Aachener und Münchener, Axa, Gerling und Gothaer. Über endgültige Bußgeld-Bescheide und deren Höhe, die allen Versicherern auferlegt worden sein sollen, wird ebenfalls nicht gesprochen.
Entspannung am Markt
Trotzdem: Nach den Turbulenzen der letzten Jahre entspannt sich der deutsche Industrieversicherungs-Markt wieder. Dr. Georg Bräuchle, Chief Operating Officer (COO) bei Marsh, einem der großen Industrieversicherungs-Makler weltweit, berichtet von größeren zur Verfügung gestellten Deckungs-Kapazitäten an den Rückversicherungsmärkten. Ein gutes Zeichen – so Bräuchles Meinung während eines Pressegesprächs des VDVM Verband Deutscher Versicherungs-Makler e.V.
In der industriellen Haftpflicht- und Feuerversicherung seien wieder deutlich höhere Deckungssummen erhältlich. Allerdings sei der Markt nach wie vor bei Risiken mit ausgeprägten Großschaden-Potenzialen eng.
Der Markt ist sensibler geworden
Das betrifft nach Bräuchles Einschätzung vor allem den Haftpflicht-Versicherungsbereich für die großen Chemie- und Pharmarisiken. Andere Industrieversicherungs-Experten bestätigen das und ergänzen, dass auch die Automobilzulieferer häufig keine ausreichenden Kapazitäten für ihre Rückruf-Kostendeckung finden. Der Markt sei – speziell was Chemie- und Pharmarisiken, aber auch Rückruf-Aktionen im Automobilsektor anbelangt – sensibler geworden. Produzenten nehmen ihre Kunden in erhöhtem Maße ernst. Die Produkthaftung und daran gekoppelte Schadenersatzforderungen wachsen ständig. Alles habe sich hochgradig verdichtet.
Auf jeden Fall werden in der industriellen Sachversicherung wieder schwarze Zahlen geschrieben. Der Prämiensteigerung um 14,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro steht ein um 23,6 Prozent rückläufiger Schadenaufwand von 2,9 Milliarden Euro gegenüber. Die Ertragswende sei geschafft, denn zwischen 1998 und 2002 wurden noch Brutto-Verluste von 2,3 Milliarden Euro verzeichnet. Für das laufende Jahr gehen die Industrieversicherer von einer Prämiensteigerung um rund fünf Prozent aus. Die Schaden-Kosten-Quote (combined ratio) hatte sich bereits letztes Jahr bei 85 Prozent eingependelt.
In der industriellen Haftpflicht-Versicherung (die weder bei den Unternehmen, noch beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV gesondert ausgewiesen wird) wird mit einem Prämien-Plus von drei Prozent gerechnet.
Preisabrieb verstärkt im Ausland
Im Ausland, speziell in den USA, aber auch Großbritannien und Frankreich wird in der Branche von einem möglichen Prämienabrieb von bis zu 30 Prozent gesprochen. Das sei mit dem deutschen Markt nicht zu vergleichen, hört man einhellig von den Marktteilnehmern, Allianz, Gerling, HDI und Wüba. Auch der in Deutschland tätige Global-Player ACE schätzt die Entwicklung so ein, dass in Deutschland die Preise höchsten ganz kurzfristig und nur für kurze Zeit nachgeben könnten.
Fokus auf Mittelstand
Auch die ganz großen Industrieversicherer entdecken inzwischen das Geschäft mit dem industriellen und gewerblichen Mittelstand in der Bundesrepublik. VDVM-Präsidiums-Mitglied Bräuchle: „Meist sind damit Industrie-Unternehmen und Gewerbe-Betriebe mit einem Umsatz kleiner als 50 Millionen Euro gemeint.“ Die Versicherer schätzen bei dieser Klientel „die große Stabilität des Portfolios durch die sehr breite Risikostreuung. Man gehe davon aus, dass in diesem Kunden-Segment die Volatilität des Geschäftsergebnisses reduziert werden könne.
Bräuchle: „Diese Rechnung dürfte vor allen Dingen deshalb nicht aufgehen, weil bei diesem Segment zwar das Einzelrisiko geringer, aber auch die Sicherheitsstandards niedriger sind.“ Die Aufgeschlossenheit für aktives Risk Management ist nach Bräuchles Ansicht geringer ausgeprägt als bei größeren Industrie-Unternehmen. „Deshalb werden nun für diese Kunden möglicherweise kurzfristig erzielte Preisvorteile vermutlich nicht von langer Dauer sein.“
Hurrikan-Schäden beinträchtigen
Schließlich könne nach der eingetretenen Ertragswende für die anstehenden Vertragsverhandlungen nicht grundsätzlich eine Preiswende unterstellt werden. Außerdem bleibe abzuwarten, wie sich die Schäden der laufenden Hurrikan-Saison auf die Preisentwicklung auswirke. Die Allianz und die Hannover Rück haben in den letzten Tagen von Immensen Versicherungsschäden über insgesamt bis zu 35 Milliarden Euro berichtet, die hiesige Industrie- und Rückversicherer mit dreistelligen Millionen-Beträgen belasten.
Bereits im letzten Jahr hatten die staatlichen Wettbewerbshüter eine Lawine Richtung Industrieversicherer losgetreten. Das Bundeskartellamt bleibe bei seinen Vorwürfen der illegalen Preisabsprache gegen achtzehn Unternehmen, bestätigte eine Kartellamts-Sprecherin. Es hätten sich neue Aspekte ergeben. Namentlich werden die betroffenen Gesellschaften wegen des „schwebenden Verfahrens“ nicht genannt. Unter der Hand ist jedoch bekannt, dass Marktführer Allianz sich ebenso in die Sache verstrickt habe wie Aachener und Münchener, Axa, Gerling und Gothaer. Über endgültige Bußgeld-Bescheide und deren Höhe, die allen Versicherern auferlegt worden sein sollen, wird ebenfalls nicht gesprochen.
Entspannung am Markt
Trotzdem: Nach den Turbulenzen der letzten Jahre entspannt sich der deutsche Industrieversicherungs-Markt wieder. Dr. Georg Bräuchle, Chief Operating Officer (COO) bei Marsh, einem der großen Industrieversicherungs-Makler weltweit, berichtet von größeren zur Verfügung gestellten Deckungs-Kapazitäten an den Rückversicherungsmärkten. Ein gutes Zeichen – so Bräuchles Meinung während eines Pressegesprächs des VDVM Verband Deutscher Versicherungs-Makler e.V.
In der industriellen Haftpflicht- und Feuerversicherung seien wieder deutlich höhere Deckungssummen erhältlich. Allerdings sei der Markt nach wie vor bei Risiken mit ausgeprägten Großschaden-Potenzialen eng.
Der Markt ist sensibler geworden
Das betrifft nach Bräuchles Einschätzung vor allem den Haftpflicht-Versicherungsbereich für die großen Chemie- und Pharmarisiken. Andere Industrieversicherungs-Experten bestätigen das und ergänzen, dass auch die Automobilzulieferer häufig keine ausreichenden Kapazitäten für ihre Rückruf-Kostendeckung finden. Der Markt sei – speziell was Chemie- und Pharmarisiken, aber auch Rückruf-Aktionen im Automobilsektor anbelangt – sensibler geworden. Produzenten nehmen ihre Kunden in erhöhtem Maße ernst. Die Produkthaftung und daran gekoppelte Schadenersatzforderungen wachsen ständig. Alles habe sich hochgradig verdichtet.
Auf jeden Fall werden in der industriellen Sachversicherung wieder schwarze Zahlen geschrieben. Der Prämiensteigerung um 14,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro steht ein um 23,6 Prozent rückläufiger Schadenaufwand von 2,9 Milliarden Euro gegenüber. Die Ertragswende sei geschafft, denn zwischen 1998 und 2002 wurden noch Brutto-Verluste von 2,3 Milliarden Euro verzeichnet. Für das laufende Jahr gehen die Industrieversicherer von einer Prämiensteigerung um rund fünf Prozent aus. Die Schaden-Kosten-Quote (combined ratio) hatte sich bereits letztes Jahr bei 85 Prozent eingependelt.
In der industriellen Haftpflicht-Versicherung (die weder bei den Unternehmen, noch beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV gesondert ausgewiesen wird) wird mit einem Prämien-Plus von drei Prozent gerechnet.
Preisabrieb verstärkt im Ausland
Im Ausland, speziell in den USA, aber auch Großbritannien und Frankreich wird in der Branche von einem möglichen Prämienabrieb von bis zu 30 Prozent gesprochen. Das sei mit dem deutschen Markt nicht zu vergleichen, hört man einhellig von den Marktteilnehmern, Allianz, Gerling, HDI und Wüba. Auch der in Deutschland tätige Global-Player ACE schätzt die Entwicklung so ein, dass in Deutschland die Preise höchsten ganz kurzfristig und nur für kurze Zeit nachgeben könnten.
Fokus auf Mittelstand
Auch die ganz großen Industrieversicherer entdecken inzwischen das Geschäft mit dem industriellen und gewerblichen Mittelstand in der Bundesrepublik. VDVM-Präsidiums-Mitglied Bräuchle: „Meist sind damit Industrie-Unternehmen und Gewerbe-Betriebe mit einem Umsatz kleiner als 50 Millionen Euro gemeint.“ Die Versicherer schätzen bei dieser Klientel „die große Stabilität des Portfolios durch die sehr breite Risikostreuung. Man gehe davon aus, dass in diesem Kunden-Segment die Volatilität des Geschäftsergebnisses reduziert werden könne.
Bräuchle: „Diese Rechnung dürfte vor allen Dingen deshalb nicht aufgehen, weil bei diesem Segment zwar das Einzelrisiko geringer, aber auch die Sicherheitsstandards niedriger sind.“ Die Aufgeschlossenheit für aktives Risk Management ist nach Bräuchles Ansicht geringer ausgeprägt als bei größeren Industrie-Unternehmen. „Deshalb werden nun für diese Kunden möglicherweise kurzfristig erzielte Preisvorteile vermutlich nicht von langer Dauer sein.“
Hurrikan-Schäden beinträchtigen
Schließlich könne nach der eingetretenen Ertragswende für die anstehenden Vertragsverhandlungen nicht grundsätzlich eine Preiswende unterstellt werden. Außerdem bleibe abzuwarten, wie sich die Schäden der laufenden Hurrikan-Saison auf die Preisentwicklung auswirke. Die Allianz und die Hannover Rück haben in den letzten Tagen von Immensen Versicherungsschäden über insgesamt bis zu 35 Milliarden Euro berichtet, die hiesige Industrie- und Rückversicherer mit dreistelligen Millionen-Beträgen belasten.
Autor(en): Marianne Storck