Verweigert sich der Mittelstand bei der bAV?

Über 5.000 mittelständische Unternehmer mit im Schnitt 50 Mitarbeitern kooperieren mit der R+V Versicherung in Sachen betrieblicher Altersversorgung (bAV). Sie haben bei der R+V in den bAV-Durchführungswegen Direktversicherungen (60 Prozent) und Pensionskasse (40 Prozent) Verträge abgeschlossen. Die rund 330.000 Verträge im R+V Bestand ergaben 2003 über 340 Millionen Euro an gebuchten Bruttobeiträgen, das entspricht einem Plus von 50 Prozent bei den Neugeschäftsbeiträgen. Im ersten Quartal 2004 zog das bAV-Geschäft nochmals an. R+V Vorstand Frank-Henning Florian berichtet von einem erneuten Anstieg um 80 Prozent bis Mai.

Was den Bestand betrifft, rechnet sich R+V einen Marktanteil von drei bis vier Prozent aus. Ehrgeiziges Ziel: In den nächsten Jahren soll die Fünf-Prozent-Marke erreicht werden. Was zahlenmäßig für den neuen bAV-Geschäftszweig beeindruckt, verwässert die Problematik. Die R+V Versicherungen fanden in einer Studie heraus, dass nur 39 Prozent der Arbeitnehmer im Mittelstand eine Betriebsrente bekommen. Und nur 26 Prozent investieren Teile ihres Gehaltes dafür.

36 Prozent der Arbeitgeber "kneifen"
Im Detail ergab die Befragung, dass 12 Prozent der Arbeitnehmer antworteten, dass sie einen Zuschuss zur bAV vom Arbeitgeber erhalten. 14 Prozent bezahlen allein und selbst einen Teil ihres Gehalts dafür. Bei 13 Prozent finanziert der Arbeitgeber die Betriebsrente komplett. 25 Prozent gaben zu: "Ich mache bei unserer Betriebsrente nicht mit." Und 36 Prozent der Arbeitgeber "kneifen", sie bieten bisher keine Betriebsrente an.

Dabei hat bekanntlich seit 2002 jeder Arbeitnehmer hierzulande Anrecht auf eine Betriebsrente. Die Umfrage-Bilanz der R+V Versicherung ergab auch: Je kleiner das Unternehmen, desto seltener haben Mitarbeiter eine Betriebsrente.

Wer bekommt eine Betriebsrente in mittelständischen Betrieben?


Anzahl der Mitarbeiter/Betrieb Prozent

1 – 4 18

5 – 9 19

10 – 19 24

20 – 49 30

50 – 99 36

100 – 199 36

200 – 499 53

Das stellt sich in Großunternehmen ganz anders dar, erklärt Florin: "Bei großen Unternehmen - egal ob im Industrie- oder Dienstleistungssektor – gehört die bAV heute einfach dazu. Neun von zehn Angestellten nutzen diese Form der Altersvorsorge." Der Mittelstand gilt als inhomogene Kundengruppe. Die Statistik weist mehr als zwei Millionen Betriebe aus, die bis zu 500 Mitarbeiter beschäftigen. Die Mehrzahl der mittelständischen Unternehmer winkt beim Thema bAV ab: Zu kostspielig, zu kompliziert, zu wenig Durchblick. In der Realität geht es um die Kleinstbetriebe, etwa den Schreiner mit einem Gesellen und den Bäcker mit zwei Verkäuferinnen im Laden.

Für jeden eine Lösung
Die R+V, die im FinanzVerbund der Volks- und Raiffeisen-Banken eine auf bAV spezialisierte Beratungsgesellschaft compertis mitträgt, spricht nun verstärkt die Mittelständler an, weil es nach ihrem Konzept für jedes Unternehmen eine passende bAV-Lösung gebe. Florian: "Wir können ein größeres Unternehmen mit mehreren tausend Angestellten genauso kompetent beraten wie ein kleines." Vorteilhaft sei da, dass R+V alle fünf Durchführungswege
  • Direktverscherung,
  • Pensionskasse,
  • Pensionszusage,
  • Pensionsfonds und
  • Unterstützungskasse


anbiete und somit für jeden das richtige Konzept parat habe.

Die R+V Umfrage ist für die Initiatoren ein neuerlicher Anlass, das Thema bAV noch aktiver anzugehen. Denn laut Studie wollen 54 Prozent aller Beschäftigten, die bisher von ihrem Chef noch keine Betriebsrente angeboten bekommen, möglichst umgehend einen bAV-Vertrag abschließen.

Die Arbeitgeber scheinen den Bedarf zu unterschätzen: 47 Prozent der Chefs glauben, ihre Mitarbeiter seien an einem solchen Angebot nicht interessiert. Deshalb seien sie – trotz gesetzlicher Verpflichtung - noch nicht aktiv geworden.

Autor(en): Marianne Storck

Alle Branche News