Klassische Lebensversicherungsprodukte werden vor allem aufgrund von Solvency II für die Versicherer relativ uninteressant sein, meinte Peter Hanus, Vorstand bei der Provinzial NordWest, am 22. September bei der Versicherungmagazin-Fachtagung "Vertriebsoffensive Altersvorsorge 2011" in Bonn.
Die Gefahren für die Lebensversicherung (LV) sieht Hanus in den zum Teil unsinnigen regulatorischen Eingriffen, der Finanzmarktkrise und den vielen Gerichtsurteilen der Justiz, die aus Verbraucherschutzsicht getroffen werden, aber schwer abschätzbare Risiken in Millionenhöhe für die deutsche Lebensversicherungswirtschaft bedeuteten. Bei den regulatorischen Eingriffen nannte er die Absenkung des Rechnungszinses auf 1,75 Prozent ab 2012, die die LV-Produkte unattraktiver mache. Eine garantierte Kapitalabfindung erreiche erst nach etwa 20 Jahren die Summe der Beiträge.
Problemkind der Zukunft: Zinszusatzreserve
Außerdem werde die mit der Bilanz 2011 geforderte Zinszusatzreserve zu Problemen führen. Da der Referenzzins (Zehn-Jahresmittel zehnjähriger Eurostaatsanleihen mit Investmentgrad) Ende 2011 niedriger als vier Prozent sein werde, müsse für die Verträge mit vier Prozent Garantiezins eine Zinszusatzreserve gestellt werden. Diese gehen zu Lasten der RfB-Zuführung, so Hanus.
Dazu kommen die Einführung von Unisextarifen, aber vor allem Solvency II. Hier würden willkürliche Stressszenarien für verschiedene Assetklassen festgelegt, mit einer Bevorzugung von EU-Staatsanleihen zu Lasten von Aktien und Immobilien. Man könne nur hoffen, dass die neuen Solvabilitätsregeln noch einmal überarbeitet würden.Die Finanzmarktkrise und die Niedrigzinsphase tue ein Übriges. Der durchschnittliche Garantiezins im Bestand der deutschen Lebensversicherer liege zwischen 3,3 und 3,4 Prozent.
Dynamische Hybridprodukte sind derzeit die Krisengewinner
Aber: Sichere Kapitalanlagen sind mit dieser Verzinsung heute nicht erhältlich. Die Frage laute nun: „Wie lange hält ein Versicherer eine Niedrigzinsphase aus, bevor er die BAFin um Maßnahmen nach § 89 VAG bitten muss?“ Dann würden nämlich die Leistungen an die Versicherten heruntergesetzt. Selbst steigende Zinsen könnten die Lebensversicherer nicht schnell retten. Es würde etwa acht Jahre dauern, bevor sich die Kapitalanlage auf ein höheres Zinsniveau eingestellt habe. Da auch ein Misstrauen der Verbraucher gegen Fondsprodukte bestehe, seien dynamische Hybridprodukte derzeit die Krisengewinner. Eventuell müssten die Lebensversicherer als Ausweg attraktive, zeitlich limitierte Garantien anbieten, schätzt der Provinzial-Vorstand.
Bild: © Gerd Altmann /
Die Gefahren für die Lebensversicherung (LV) sieht Hanus in den zum Teil unsinnigen regulatorischen Eingriffen, der Finanzmarktkrise und den vielen Gerichtsurteilen der Justiz, die aus Verbraucherschutzsicht getroffen werden, aber schwer abschätzbare Risiken in Millionenhöhe für die deutsche Lebensversicherungswirtschaft bedeuteten. Bei den regulatorischen Eingriffen nannte er die Absenkung des Rechnungszinses auf 1,75 Prozent ab 2012, die die LV-Produkte unattraktiver mache. Eine garantierte Kapitalabfindung erreiche erst nach etwa 20 Jahren die Summe der Beiträge.
Problemkind der Zukunft: Zinszusatzreserve
Außerdem werde die mit der Bilanz 2011 geforderte Zinszusatzreserve zu Problemen führen. Da der Referenzzins (Zehn-Jahresmittel zehnjähriger Eurostaatsanleihen mit Investmentgrad) Ende 2011 niedriger als vier Prozent sein werde, müsse für die Verträge mit vier Prozent Garantiezins eine Zinszusatzreserve gestellt werden. Diese gehen zu Lasten der RfB-Zuführung, so Hanus.
Dazu kommen die Einführung von Unisextarifen, aber vor allem Solvency II. Hier würden willkürliche Stressszenarien für verschiedene Assetklassen festgelegt, mit einer Bevorzugung von EU-Staatsanleihen zu Lasten von Aktien und Immobilien. Man könne nur hoffen, dass die neuen Solvabilitätsregeln noch einmal überarbeitet würden.Die Finanzmarktkrise und die Niedrigzinsphase tue ein Übriges. Der durchschnittliche Garantiezins im Bestand der deutschen Lebensversicherer liege zwischen 3,3 und 3,4 Prozent.
Dynamische Hybridprodukte sind derzeit die Krisengewinner
Aber: Sichere Kapitalanlagen sind mit dieser Verzinsung heute nicht erhältlich. Die Frage laute nun: „Wie lange hält ein Versicherer eine Niedrigzinsphase aus, bevor er die BAFin um Maßnahmen nach § 89 VAG bitten muss?“ Dann würden nämlich die Leistungen an die Versicherten heruntergesetzt. Selbst steigende Zinsen könnten die Lebensversicherer nicht schnell retten. Es würde etwa acht Jahre dauern, bevor sich die Kapitalanlage auf ein höheres Zinsniveau eingestellt habe. Da auch ein Misstrauen der Verbraucher gegen Fondsprodukte bestehe, seien dynamische Hybridprodukte derzeit die Krisengewinner. Eventuell müssten die Lebensversicherer als Ausweg attraktive, zeitlich limitierte Garantien anbieten, schätzt der Provinzial-Vorstand.
Bild: © Gerd Altmann /
Autor(en): Bernhard Rudolf