Teilnehmerrekord auf dem 9. Messekongress "IT für Versicherungen" der Versicherungsforen Leipzig: 400 Experten diskutierten über die Rolle der IT in den Unternehmen und die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Assekuranz.
Die Digitalisierung beschäftigt mittlerweile nicht nur IT-Verantwortliche. Auch anderer Fachbereiche konzentrieren sich verstärkt mit ihren Auswirkungen. In einigen Häusern wurde dafür sogar die Rolle des Chief Digital Officers implementiert. Vor allem aber die sich ändernden Kundenerwartungen erfordern von den Unternehmen aktives Handeln. Doch nicht nur innerhalb einiger Unternehmen, sondern branchenübergreifend findet Digitalisierung häufig in Silos statt.
Vier Einfallstore für Disruptoren
Die Vorträge des Messekongresses näherten sich dem Thema von unterschiedlichen Seiten. Zukunftsforscher Matthias Horx glaubt, dass Versichern und Digitalisierung fast zu gut zusammen passen. Seiner Ansicht nach ist Digitalisierung jedoch mittlerweile zu einem Metabegriff geworden, der einige Grundirrtümer hervorrufe. Weder führe Digitalisierung zu einer Entkörperung, bei dem Analoges in der Abstraktion verschwindet, noch zu einem Ersatz des Menschen durch Daten, noch zu einer zwangsläufigen Hypereffizienz. Digitalisierung ermögliche allerdings, dass Disruptoren bestehende Branchen aufmischten. Dies geschehe vor allem an vier Punkten: Da, wo Kunden zu komplexe Erfahrungen machen müssten, da, vor Vertrauensverlust entstehe, da, wo überflüssige Intermediäre eingesetzt würden und da, wo Zugänge begrenzt würden. Versicherer sollten diese Bereiche daher genauer unter die Lupe nehmen.
Oliver Gasmus, Mitglied der Geschäftsführung, Itergo GmbH, ist der Ansicht, dass das Thema digitale Transformation eigentlich nichts Neues sei. Lediglich der Begriff lebe neu auf. Was die aktuelle Diskussion anfeuere, sei vor allem die Geschwindigkeit, mit der neue Herausforderungen entstehen. Lange seien Versicherer und Banken durch ihr Geschäftsmodell vor großen Änderungen geschützt gewesen. Viele Bank- und Versicherungsprodukte haben lange Laufzeiten und die Wechselbereitschaft der Kunden sei in diesen Branchen traditionell sehr niedrig gewesen. Dies ändere sich jedoch aktuell stark und die Unternehmen müssten darauf reagieren. Gasmus glaubt, dass sich in diesem Kontext die Rolle, aber auch die Positionierung und die Erwartungshaltung an die IT geändert habe. Innovation erfolge heute häufig technologiebasiert und IT werde so zum wettbewerbsdifferenzierenden Faktor.
Neue Methoden und neues Denken
Burkhard Oppenberg, Geschäftsführer, Gothaer Systems GmbH, beschäftigte sich mit der Frage, ob Digitalisierung im Widerspruch zu IT-Erneuerung steht. Seiner Erfahrung nach müsse die IT, um das Geschäftsmodell eines Unternehmens voranzubringen, nicht nur für stabilen Betrieb stehen, sondern vor allem als Enabler wahrgenommen werden. In seinem Unternehmen versuche man daher, eine neue Zusammenarbeit von IT und Fachbereichen zu etablieren. Agile Entwicklung, neue Methoden wie Design Thinking oder ein erweitertes End-to-end-Denken sollen dabei helfen, die Trennung in die klassischen Rollen Fachseite und IT aufzulösen.
Als Vertreter der New Economy betonte Stefan Herbst, Gründer der Haftpflichthelden, dass das Mindset in der künftigen digitalisierten Welt ein Schlüssel für den Erfolg sei. Viele Fragen zu stellen und Dinge zu hinterfragen sei zwar schlau, doch langfristig habe die Nase vorn, wem es gelinge, vom Fragen ins Handeln zu kommen und so entscheidenden Vorsprung zu gewinnen.
Im kommenden Jahr feiert der Messekongress "IT für Versicherungen" sein zehnjähriges Jubiläum. Die Veranstaltung wird am 27. Und 28. November 2018 stattfinden.
Autor(en): Katharina Thiemann, Versicherungsforen Leipzig