Versicherer überrollt von Kündigungsgesprächen

Drei von vier Kundengesprächen über Lebensversicherungen drehen sich derzeit um die Kündigung bestehender Verträge. Über diese neue Erfahrung berichten die Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), Bonn. Dabei sind es nicht Langzeitarbeitslose, die eine Altersvorsorge mit hohen Verlusten auflösen und Geld in Sicherheit bringen wollen, sondern meist Arbeitnehmer zwischen 45 und 60, die arbeitslos werden könnten.

"Jede Empfehlung, die das Geld samt Versicherungsschutz absichert, festigt noch die Meinung, dass man sich vor diesem Staat hüten muss", berichtet BVK-Vizepräsident Ulrich Brock. "Das Vertrauen in die private Altersvorsorge verschlechtert sich radikal."

Der BVK sieht erhebliche Konstruktionsfehler in der "Schonvermögensregelung", die einen 50-Jährigen zwingen kann, seine Lebensversicherung auf 10.000 Euro zu reduzieren, bevor er das neue Arbeitslosengeld II bekommt. Man kann ihn nicht damit beruhigen, dass er ja mit 60 Jahren wieder rund 40.000 Euro haben darf, berichten Brock und Kollegen. Denn niemand glaubt daran, dass er - einmal arbeitslos geworden - noch einmal 30.000 Euro beiseite legen kann oder gar 60.000 Euro, wenn zum Beispiel für zwei Lebenspartner das Limit bei zusammen 80.000 Euro liegt.

Das Vertrauen in die private Altersvorsorge lässt sich nach BVK-Meinung nur mit drei grundsoliden Maßnahmen wieder herstellen:
* Unantastbarkeit für 2.000 Euro Vermögen pro Lebensjahr,
* Unantastbarkeit für alle privaten Rentenversicherungen, die kein Kapitalwahlrecht haben,
* Garantie des Staates, dass er bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit Beiträge zur privaten Altersvorsorge übernimmt - ähnlich wie beim Wehrpflichtigen -, wenn die Vorsorge z. B. bereits zehn Jahre oder länger betrieben wurde.

"Die Mitbürger brauchen Anerkennung für Konsumverzicht und Vorsorgebereitschaft, keine Drohungen mit Ohrfeigen", fasst Ulrich Brock die deprimierenden neuen Erfahrungen zusammen, die mit den Reaktionen der Mitbürger auf "Hartz IV" gemacht werden.

Autor(en): Böt

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