Versicherer lassen Apps links liegen

Ohne sie wären Smartphones nutzlos: Apps, kleine Programme, die je nach Neigung des Nutzers Spiele, Finanzinformationen, Wetterdaten, Nachrichten, Busfahrpläne oder Klatsch und Tratsch auf die Touchscreens zaubern. Auch die Versicherungsbranche beginnt sich für mobile Anwendungen zu interessieren. Allerdings ist ihr Einsatz noch in einem sehr frühen Stadium, lückenhaft und oft nicht nutzerfreundlich. Weniger als zehn Prozent der globalen Versicherer haben bislang eine umfassende App-Strategie. Dies ist das Ergebnis einer globalen Studie des Schweizer Research-Unternehmens My Private Banking, für die mehr als 100 Mobile Apps von 30 weltweiten Versicherungsgesellschaften untersucht wurden.

Der Gesamtsieger des App-Ranking ist die französische Axa Versicherung, die ein App-Portfolio für sämtliche Versicherungssparten anbietet. Die niederländische Aegon Gruppe folgt auf dem zweiten Platz, das britische Unternehmen Aviva belegt den dritten Rang. Die deutschen Anbieter schneiden nur durchschnittlich ab: Die Allianz liegt bei der Bewertung ihres mobile Apps-Portfolios auf Platz zwölf, Ergo auf Platz 18.

Das beste Angebot für Autoversicherungs-Apps kommt laut Studie von dem US-Unternehmen State Farm und die Nummer eins für Apps zur Krankenversicherung ist der US-Versicherer Humana. Die besten Mobile Apps für Lebensversicherungen bietet die Aegon Gruppe, gefolgt von Swiss Life.

Ungenutzte Möglichkeiten
Die grosse Mehrheit der Versicherer nutzt die Möglichkeiten der mobilen Anwendungen aber nicht, wie die Studienmacher konstatieren. Die Kfz-Versicherer konnten im Durchschnitt nur 59 Prozent der maximal erreichbaren Punkte erzielen, Krankenversicherer 46 Prozent und Lebensversicherer knapp 55 prozent. Dieses Bild wird noch weiter getrübt, da Versicherer ohne kundenspezifische Anwendungen von der Analyse von vorneherein ausgeschlossen wurden.

Die Mehrheit der Apps bieten keine benutzerfreundliche Funktionen wie Policen-Erneuerung oder Schadensmeldungen. 62 Prozent der Versicherungs-Apps sind nur für das iPhone (Apple iOS), obwohl Android-Geräte weltweit einen höheren Marktanteil als das iPhone haben, lautet die Kritik der Experten. 2Die Versicherungswirtschaft nutzt nur 20 Prozent des Potenzials von mobilen Apps, um Kunden besser zu bedienen und ihre Marktattraktivität zu steigern2, fasst Steffen Binder, Research-Director von My Private Banking, den aktuellen Status zusammen. Das Unternehmen empfiehlt Versicherungsunternehmen, die attraktive mobile Apps für bestehende und künftige Kunden anbieten wollen, folgenden Schritte umzusetzen:
  • Konsistente, globale App-Strategie: Derzeit dominieren nicht-abgestimmte Anwendungen, die nur in wenigen Ländern angeboten werden. Stattdessen ist ein einheitliches Vorgehen erforderlich, um in möglichst vielen Ländern die besten Apps anbieten zu können. Dabei sollten die Apps in Branding, Sicherheit und Komfort in den verschiedenen weltweiten Märkten konsistent sein.
  • Versicherungs-Apps, sowohl als einzelne Anwendung als auch als Teil eines App-Portfolios, müssen eine klare strategische Ausrichtung haben.
  • Umfassende Funktionen: Angebote wie die Unterstützung von Schadensmeldungen, Angebotsanforderungen sowie Produkt-und Unternehmensinformationen sollten Teil jedes App-Portfolios von Versicherern sein.

  • App-Entwicklungen fokussieren und Prioritäten setzen. Dadurch wird Doppelarbeit vermieden und sichergestellt, dass über Zeit nicht viele mittelmässige, sondern weniger, aber optimierte Apps angeboten werden.


"Heute sehen wir nur die Anfänge der Mobile App Revolution", betont Binder. "Die Herausforderung für Versicherungsunternehmen wird es sein, über mehrere Zugangswege den Kunden eine Plattform anzubieten, die es erlaubt Angebote einzuholen, Policen abzuschliessen, Schäden zu melden und umfassend informiert zu werden. Und zwar wo und wann immer sie wollen. Die Versicherer müssen die persönliche Interaktion, dieTelefon- und Onlinekanäle und die mobilen Angebote zunehmend zu einer einheitlichen Service-Plattform zusammenführen.“Die Studie


Die Studie
Für die Studie "Mobile Apps for Insurance" wurde auf Basis von 35 Kriterienmehr als 70 Versicherungs-Apps analysiert, differenziert nach Apps für Auto-, Kranken- und Lebens-/Rentenversicherungen. Für jedes Versicherungsunternehmen wurde die Nutzerfreundlichkeit der angebotenen Apps, die Qualität der Inhalte und Funktionen wie auch die Integration mit anderen Medien bewertet.
Analysierte Versicherungsunternehmen
Aegon, Aetna, AIA, Allianz, Allstate, Aviva, Axa, Blue Cross (Wellpoint), Bradesco, Coventry Health Care, Crédit Agricole, DKV (MunichRe), Ergo (MunichRe), Geico, Hartford Financial, Humana, ICICI, ING, Insurance Australia Group, Kaiser Permanente, Liberty Mutual, Manulife, NKSJ, Prudential, Standard Life, State Farm, SunLife Financial, Swiss Life, United Health Care, Vienna Insurance Group.

Quelle: My Private Banking

Bildquelle: © Joachim Kirchner/

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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