„Trotz der historisch schlechten Ergebnisse in Kraftfahrt konnten die deutschen Schaden- und Unfallversicherer ihre Eigenmittel um sieben Milliarden Euro auf 131 Milliarden Euro aufstocken“, kommentiert Andreas Meyerthole, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK), die Untersuchung seines Hauses. „Weil die Kapitalanforderungen im gleichen Zeitraum um 2,8 Milliarden Euro auf 49,6 Milliarden Euro gestiegen sind, sinkt die Bedeckung leicht auf 264 Prozent“.
MSK hat die SFCR-Berichte von 176 Versicherern nach ihrer Veröffentlichung maschinell ausgelesen und laut eigener Aussage intensiv ausgewertet. Die Analyse der Beratungsfirma hat auch ergeben, dass die Versicherungsvereine mit 399 Prozent im Mittel deutlich besser kapitalisiert sind als Aktiengesellschaften mit 208 Prozent und im Mittel sogar um 13 Prozentpunkte zulegen konnten.
Von 2022 auf 2023 brutto um fünf Prozent gestiegen
Weiterhin haben die Berater von MSK festgestellt, dass die besten Schätzwerte für die Schadenrückstellungen in der Kfz-Haftpflichtversicherung (KH) von 2022 auf 2023 brutto um fünf Prozent gestiegen sind. Davon resultierten jedoch allein drei Prozent aus den sinkenden Zinssätzen der Zinsstrukturkurve. „Ob der verbleibende Anstieg von zwei Prozent Inflation und Wachstum abfedern kann, bleibt abzuwarten“, hinterfragt Lena Porschen, aktuarielle Beraterin bei MSK, den verzeichneten Trend.
Die Versicherer haben mit kleinem Kraftfahrt-Anteil (<20 Prozent) im Mittel ihre Bedeckung um 14 Prozentpunkte verbessert, während die Versicherer mit großem Kraftfahrt-Anteil im Mittel um zehn Prozentpunkte nachgegeben haben. Diese Entwicklung hat MSK laut eigener Aussage erwartet.
Was sich an der Veränderung der Prämienrückstellung ablesen lässt
Die in den SFCR enthaltenen Einschätzungen zum Geschäftsverlauf in 2024 verheißen auch für die Kraftfahrtsparte nichts Gutes, so die Einschätzung der Experten. An der Veränderung der Prämienrückstellung lässt sich nach Einschätzung von MSK ablesen, dass die Versicherer auch für 2024 tiefrote Ergebnisse erwarten.
Was das Beratungsunternehmen überrascht, ist, dass die Versicherer bei der Anrechenbarkeit latenter Steuern das Bedeckungspotenzial nicht berücksichtigen würden. So könnten die Versicherer weitere acht Milliarden Euro an Kapitalbedarf einsparen, es ist dafür jedoch ein Werthaltigkeitsnachweis zu erstellen. „Es mag auch an der hohen Bedeckung liegen, dass der eine oder andere gut kapitalisierte Versicherer dieses Potential aktuell nicht abruft“, vermutet Porschen.
Keine spürbare Entlastung erwartet
Die von den Aufsichtsbehörden in Aussicht gestellte Reduktion des Zinses zur Berechnung der Risikomarge von sechs auf 4,75 Prozent führt nach wie vor zu keiner spürbaren Entlastung meinen die Analysten. „Am Ende ergibt sich marktweit lediglich eine Verbesserung der Bedeckung in Höhe von zwei Prozentpunkten“, ist Porschen überzeugt.
„Beobachten hingegen sollten die Versicherer die Überlegungen der EIOPA im Hinblick auf das Hagel-Risiko“, empfiehlt Meyerthole. „Die steigenden Risikofaktoren führen gerade in der ohnehin schon gebeutelten Kraftfahrt-Versicherung zu weiterem Kapitalbedarf“.
Quelle: MSK
Autor(en): versicherungsmagazin.de