Versicherer erhöhen Druck auf Kfz-Werkstätten

Die deutschen Kfz-Versicherer sagen überhöhten Werkstattpreisen den Kampf an: Aktives Schadenmanagement steht in der Branche ganz oben an. Die Versicherer wollen stärkeren Einfluss nehmen bei den Reparaturen von Unfallschäden. Ihr Ziel: Die Kosten sollen sinken. Zahlreiche Kfz-Betriebe dürften unter den neuen Vorzeichen unter erheblichen Druck geraten, denn im Durchschnitt steuern Versicherungsschäden die Hälfte zu ihren Gewinnen bei. Jetzt will die Mehrheit der Versicherer über gezieltes Management der Schäden ihre Marktmacht nutzen, um mit einzelnen Partnerwerkstätten individuelle Vereinbarungen zu treffen. Das belegt der "Branchenkompass Spezial – Kfz-Versicherungen", eine aktuelle Studie von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa. Im Ergebnis sollen die Abwicklung einfacher, der Service besser und vor allem der Preis niedriger werden.

Die Schadenregulierung bietet den Kfz-Versicherern den größten Hebel, um Kosten zu sparen. Neben den Mietwagenkosten sehen die befragten Topentscheider der Branche ein hohes Einsparpotenzial bei den Ausgaben für die Werkstattreparaturen. Deshalb versuchen die Versicherungen, zumindest ihren Einfluss auf die Schadenregulierung in den Betrieben zu steigern. Vier von fünf Befragten geben an, dass das Werkstattmanagement bis zum Jahr 2006 stärker im Fokus stehen wird als bisher.

Die Gesellschaften kooperieren zunehmend mit dem Werkstattgewerbe, indem sie eigene Werkstattnetze aufbauen oder fremde Netze nutzen. Schwerpunktmäßig setzen sie dabei auf freie Werkstätten als Partner – dies missfällt den Automobilherstellern, denn derzeit werden noch fast drei Viertel der Unfallfahrzeuge in Vertragswerkstätten der Hersteller repariert. Insgesamt wollen rund 27 Prozent der Versicherer bis 2006 ein Partnerwerkstattnetz aufbauen, rund 20 Prozent haben bereits damit begonnen. Das Ergebnis ist ein enormer Anpassungsdruck für die Werkstätten, dem nicht jeder Betrieb gewachsen sein wird.


Für die Werkstätten entsteht durch diese Pläne ein erheblicher Druck: Erstens werden die Netzbetreiber alles daran setzen, mit ihrer Marktmacht die Preise zu drücken. Zweitens stellen die Netze hohe Anforderung beispielsweise an die Ausstattung mit Informationstechnologie und die Fähigkeit, auch komplizierte Reparaturen stets übernehmen zu können, und das bei einer niedrigeren Vergütung. Zahlreiche kleinere Betriebe werden dies nicht leisten können. Die Mehrheit der Top-Entscheider der Branche rechnet damit, dass in den kommenden Jahren ein weiteres Fünftel der deutschen Kfz-Betriebe vom Markt verschwindet.

Für den "Branchenkompass Spezial – Kfz-Versicherungen" hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag von Mummert Consulting und F.A.Z.-Institut im Oktober 2003 60 Top-Entscheider von 30 großen deutschen Versicherungsunternehmen, zehn Versicherungsmaklern sowie 20 Betreibern beziehungsweise potenziellen Betreibern von Werkstattnetzen über ihre mittel- bis langfristigen Maßnahmen im Kfz-Werkstattmanagement befragt.

Quelle: Mummert Consulting

Autor(en): SN

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