Die Lebenserwartung in Deutschland steigt weiterhin an. Wer daher seinen Lebensstandard im Alter erhalten will, sollte privat vorsorgen. Aufgrund niedriger Zinsen muss aber früher, mehr oder risikoreicher gespart werden.
"Hinsichtlich der Lebenserwartung sind wir in Deutschland in einer komfortablen Situation!", stellt Michael Fauser fest. Der Vorstand, der bei der Düsseldorfer Ergo für die Lebensversicherung verantwortlich ist, verweist dabei auf andere Industriestaaten, wie USA und Großbritannien. Hier gibt es bereits einen Trend zur sinkenden Lebenserwartung. Grund sei unter anderem die schlechtere Ernährung, die zu Übergewicht führt und ein problematisches Gesundheitssystem.
Am längsten lebt man im Ländle
Aktuell hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Berechnung des Rostocker Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) veröffentlicht. Sie zeigt, dass die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist. Vor allem die neuen Bundesländer haben deutlich aufgeholt. Spitzenreiter ist Berlin. Hier ist die Lebenserwartung bei Geburt zwischen 1982 und 2015 um 8,6 Prozent gestiegen. Auf den Rängen beim Zugewinn an Lebenszeit folgen Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Sachsen. Am längsten lebt man mit durchschnittlich 81,8 Jahren aber in Baden-Württemberg.
Die Lebensversicherer versprechen sich von einer längeren Lebenserwartung wieder mehr Nachfrage. Dafür müssten die Unternehmen nach Einschätzung von Ergo-Manager Fauser aber noch deutlicher machen, dass private Renten vor allem vor dem Risiko schützen, dass "man noch lebt, aber kein Geld mehr da ist." Die Lebensversicherung sei bisher das einzige Produkt, dass das so genannte Langlebigkeitsrisiko absichert. Die Menschen sollten sich nach Einschätzung von Professor Jochen Russ vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften aus Ulm aber eben nicht an der durchschnittlichen Lebenserwartung orientieren. "Der Einzelne kann Pech haben und schon mit 75 Jahren sterben, er kann aber auch Glück haben und 95 oder älter werden", so der Wissenschaftler.
Höhere Renditen gibt es nur mit mehr Risiko
Streit gibt es aber immer wieder darüber, dass private Rentenversicherungen mit hohem Sicherheitsmargen kalkuliert werden. Daher müssen die Kunden nach Aussagen von Verbraucherschützern Greise werden, bis sich die Policen lohnen. Nach Aussage der Versicherungsmathematiker der Deutschen Aktuarvereinigung werden Kunden mit einer privaten Rentenpolice in der Regel deutlich älter als der Durchschnitt der Bevölkerung. Ursache ist vor allem, dass Versicherte, die sich gesund fühlen, statt einer einmaligen Kapitalauszahlung eine lebenslange Zahlung wählen.
Für höhere Renditen in der schwierigen Niedrigzinsphase, gibt es branchenweit den Trend hin zu Produkten ohne feste Garantien, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) jetzt in ihrem Jahresbericht feststellt. Die Aufsicht hat ein solches Umschwenken von den Versicherern verlangt. Angeboten werden vor allem Produkte, die teilweise von der Entwicklung des Kapitalmarktes abhängig sind. Damit tragen die Kunden ein immer höheres Risiko.
Kunden sollten Renditeminderung im Blick haben
Dafür kommen private Rentenempfänger steuerlich immer noch mit einer recht günstigen Belastung weg. Sie müssen nur einen bestimmten prozentualen Anteil der Rente, den Ertragsanteil mit dem persönlichen Steuersatz versteuern. So rechnet die Stiftung Warentest vor: Ein 65-Jähriger bekommt pro Jahr 2.400 Euro Rente aus einer privaten Rentenversicherung ausgezahlt. Der Ertragsanteil, den er versteuern muss, beträgt 18 Prozent, also 432 Euro. Sein persönlicher Steuersatz liegt bei 20 Prozent. Er muss also 86 Euro im Jahr Steuern auf seine Rente in Höhe von 2.400 Euro zahlen. Seine Rente wird so nur um 3,6 Prozent gemindert.
Damit sich die private Rente aber wirklich lohnt, sollte der Kunde bei der Produktauswahl sehr genau hinschauen. Im Produktinformationsblatt findet er die so genannte Renditeminderung. Sie zeigt an, wieviel Performance die Kosten des Versicherers schlucken. Bei guten Angeboten liegt sie um ein Prozent.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek