Vernichtendes Urteil zu Indexpolicen

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„Finger weg von Indexpolicen“ warnt die Stiftung Warentest. Selbst in guten Börsenjahren könne es zu Nullrenditen kommen. Der Branchenverband kann die Methodik der Analyse nicht nachvollziehen.

Finanztest hat die Wertentwicklung von zwölf Indexpolicen in den vergangenen Jahren unter die Lupe genommen (08/2024). Das Ergebnis sei ernüchternd. „Bei der Allianz (Index-Select – die Red.) hätte es nur in 37 der simulierten 100 Einjahreszeiträume eine Rendite über null gegeben, 63 mal nichts. Im Schnitt lag die Rendite bei mickrigen 1,64 Prozent“, so die Tester. Der Grund: Kursverluste an der Börse würden voll durchschlagen, Kursgewinne dagegen seien gedeckelt.

Andere Renditen

Die Angaben gelten aber für die simulierte Beteiligung am "Euro Stoxx 50". Viel höher fallen für die Allianz mit 2,61 Prozent (IndexSelect) und 2,74 Prozent (Index Select Plus) die Renditen aus, wenn die Tarife mit simulierter Beteiligung am "S&P 500" untersucht werden. Für die Ergo Vorsorge (Rente Index) wird beispielsweise sogar ein Mittelwert von 3,10 Prozent ausgewiesen. Dabei wurde die Beteiligung am MSCI World SRI (EUR) ermittelt. Die Neue Leben (Plan X) schafft mit der fiktiven Beteiligung vom DAX in der Untersuchung eine Durchschnittsrendite von 2,72 Prozent.

Index-Policen lohnen nur für Anbieter

Trotzdem spart die Stiftung Warentest nicht an harter Kritik. „Zu teuer, zu intransparent, zu wenig Chancen auf gute Renditen“, so das Urteil. „Die enthaltene Indexbeteiligung ist zum einen nur marginal. Zum anderen investieren Verbraucherinnen und Verbraucher nicht tatsächlich in die Aktien eines Index. Stattdessen fließt ihr Geld in ein kompliziertes Finanzkonstrukt, dessen Erfolg von dem Verlauf eines bestimmten Index abhängig ist“, erläutern die Tester.

Nach Einschätzung der Verbraucherschützer sei den Anbietern ihre „Mogelpackung durchaus bewusst.“ Das schließen die Autoren daraus, dass die Anbieter anfänglich alle eine Beteiligung am Test verweigert hätten. Immerhin bestätigen die Tester, dass das einmal erreichte Vertragsguthaben tatsächlich gesichert ist. Es falle aber aufgrund der hohen Kosten in den ersten Jahren nach Vertragsabschluss deutlich geringer als die Einzahlungen aus. „Indexpolicen sind lediglich für die Anbieter ein gutes Geschäft“, so die Stiftung. Immerhin rät sie als Alternative für die Altersvorsorge neben ETF-Sparplänen auch zu „günstigen“ Fondspolicen.

GDV erläutert Zielgruppe

Sehr kritisch und umfassend nimmt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zu der Untersuchung aus Berlin Stellung. So sei es gar nicht nachvollziehbar, wie Finanztest zu den Ergebnissen kommt. „Die Bewertungsmethodik zur Messung des Anlageerfolgs in einem sicherheitsorientierten Sicherungsvermögen ist aus GDV-Sicht zweifelhaft“, so eine Sprecherin des Verbandes auf Anfrage.

Indexpolicen eigneten sich für eher sicherheitsorientierte Kunden, die an den Chancen der Aktienmärkte partizipieren, aber Verluste ausschließen wollten. GDV: „Als Ausgleich für diesen Schutz erhalten sie die positive Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index nur anteilig.“ Über die Chancen und Risiken, Vor- und Nachteile sowie Unterschiede zu anderen in Frage kommenden Produktvarianten würden die Kundinnen und Kunden während der Beratung aufgeklärt. „In jedem Fall werden bei der Entwicklung von neuen Produkten die Vorgaben der BaFin beachtet“, so die GDV-Sprecherin.

Bafin: Index-Policen noch nicht im Focus

Nach Auskunft des zuständigen BaFin-Referatsleiters für Grundsatzfragen zur Wohlverhaltensaufsicht, Dieter Feldmann, wären Indexpolicen bisher nicht in den „Focus der Aufsicht geraten“. Die BaFin konzentriere sich bisher bei ihren Prüfungen einiger Lebensversicherer vor allem auf die Produkte, die häufig vertrieben werden, hohe Effektivkosten aufweisen und als besonders teuer festgestellt worden wären. Die Aufsicht behält sich aber offen, künftig auch Indexpolicen zu prüfen. Erst danach könnte die Bafin zu dieser Produktgattung öffentlich Stellung nehmen.

Assekurata hält Kritik für berechtigt

Zur Studie der Stiftung Warentest möchte die Rating-Agentur Assekurata keine konkrete Stellung beziehen. Sie verweist aber darauf, dass die Indexpolicen seit langem in der Kritik stehen. „Dies ist nicht ganz unberechtigt, auch wir haben die mageren Renditen und die hohe Komplexität bereits häufig kommentiert“, erläutert Pressesprecher Russel Kemwa. Allerdings sollte man nicht alle Angebote über einen Kamm scheren.  „Dafür ist das Tarifangebot zu unterschiedlich“, so Kemwa. Der Assekurata-Sprecher verweist darauf, dass in der eigenen Überschuss- und Garantiestudie auch in diesem Jahr ein ausführliches Kapitel über Indexpolicen enthalten ist.

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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