Mit zehn Spartipps macht die Verbraucherzentrale (VZ) Hamburg jetzt wieder Werbung für ihren legendären Ampelcheck. Ganz im Stil der Broschüre von 2009 - die es für fünf Euro zum Download gibt – werden Versicherungen grundsätzlich als ungeeignet für die Vorsorge qualifiziert.
Unter dem Warnhinweis "Finger weg von Versicherungen" empfiehlt die VZ Hamburg als sichere Geldanlage Festgeld, Sparbrief oder Bundesschatzbrief. Sie seien grundsätzlich viel besser für die Altersvorsorge geeignet als Kapitallebens- und private Rentenversicherungen. "Die beiden letzteren haben viel zu lange
Laufzeiten, das Abbruchrisiko ist hoch und die Rendite mager", so die VZ Hamburg. Zudem gehe ein hoher Anteil des "sauer Ersparten" für "(versteckte) Verwaltungskosten" drauf. Immerhin lohnt sich nach Meinung
der Verbraucherschützer Riestern - aber nur als Bank- oder Fondsparplan. Auch Bausparen bringe nichts, da die Zinsen derzeit viel zu gering sein.
Gewarnt wird pauschal - ohne Daten und Fakten
Flankiert werden die Ratschläge mit einem Leitfaden "Private Renten- und kapitalbildende Lebensversicherungen - Programmierter Verlust oder sinnvolle Altersvorsorge???", den die Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) herausgegeben hat. Gewarnt wird ohne Daten
und Fakten plakativ vor den "hohen" Verlusten bei vorzeitigem Ausstieg und den langen Laufzeiten von Versicherungen. "Denn während der Laufzeit kann viel passieren: Von Arbeitslosigkeit, Krankheit über Trennung bis hin zum Jobwechsel und Umzug. Bei einer großen Anzahl der Kunden führt
eines dieser Ereignisse zu einer vorzeitigen Kündigung."
Zwar wird die staatliche Riesterförderung positiv beurteilt, doch auch die BVG verweist darauf, dass Riester als Banksparvertrag abgeschlossen werden kann. Schon nach diesen ersten Ausführungen wird sehr pointiert gefragt: "Sie bleiben bei Ihrer Entscheidung, in eine private Renten- oder kapitalbildende Lebensversicherung zu investieren?" Als weitere Probleme zeigt die BGV dann auf, dass hohe Verwaltungskosten und Provisionen mit der Prämie verrechnet werden und sich der Garantiezins nur auf den
Sparanteil bezieht. Kunden sollten hier um Aufklärung bitten.
VZ Hamburg schon früher in der Kritik
Ein Hinweis, dass solche Kosten längst nach neuem Versicherungsrecht ausgewiesen werden müssen fehlt gänzlich. Überraschend ist auch, dass die VZ Hamburg "fortgeschrittenen" Kunden rät künftig per
Exchange-Traded-Funds (ETFs) für den Ruhestand zu sorgen. Demgegenüber warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in einer umfassenden Studie vor den hohen Risiken dieser Anlagen. Pauschale Urteile über die Ungeeignetheit von Versicherungen für die Altersvorsorge hatte die Verbrauchzentrale schon bei der Erstveröffentlichung des "Ampelcheck Geldanlage" in die Kritik gebracht.
Absicherung des Langlebigkeitsrisikos wird ausgeblendet
Der Bundesverband Verbrauchzentrale hatte sich von der Broschüre distanziert. Umfangreich hatte sich der Mannheimer Versicherungsprofessor Peter Albrecht mit den Aussagen der VZ Hamburg auseinandergesetzt. So verwies der Wissenschaftler darauf, dass Versicherer bisher ihren Garantieversprechen nachgekommen seien, während Aktien und Aktienfonds, die von der VZ Hamburg empfohlen werden, schwere Abstürze hinter sich haben und vielen Anlegern hohe Verluste bescherten. Vollkommen ausgeblendet werde zudem, dass allein Versicherungen das so genannte Langlebigkeitsrisiko absichern würden.
So müssen selbst Riester-Fonds- und Banksparplänen intern in eine Versicherung überführt werden, spätestens wenn der Sparer 85 Jahre alt ist. Während die VZ Hamburg Immobilien zur Altersvorsorge empfiehlt, wird die Funktion des Bausparvertrages, ein günstiges Baudarlehn zu gewähren, mit keinem Wort erwähnt.
Bild: © Rainer Sturm /
Unter dem Warnhinweis "Finger weg von Versicherungen" empfiehlt die VZ Hamburg als sichere Geldanlage Festgeld, Sparbrief oder Bundesschatzbrief. Sie seien grundsätzlich viel besser für die Altersvorsorge geeignet als Kapitallebens- und private Rentenversicherungen. "Die beiden letzteren haben viel zu lange
Laufzeiten, das Abbruchrisiko ist hoch und die Rendite mager", so die VZ Hamburg. Zudem gehe ein hoher Anteil des "sauer Ersparten" für "(versteckte) Verwaltungskosten" drauf. Immerhin lohnt sich nach Meinung
der Verbraucherschützer Riestern - aber nur als Bank- oder Fondsparplan. Auch Bausparen bringe nichts, da die Zinsen derzeit viel zu gering sein.
Gewarnt wird pauschal - ohne Daten und Fakten
Flankiert werden die Ratschläge mit einem Leitfaden "Private Renten- und kapitalbildende Lebensversicherungen - Programmierter Verlust oder sinnvolle Altersvorsorge???", den die Hamburger Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV) herausgegeben hat. Gewarnt wird ohne Daten
und Fakten plakativ vor den "hohen" Verlusten bei vorzeitigem Ausstieg und den langen Laufzeiten von Versicherungen. "Denn während der Laufzeit kann viel passieren: Von Arbeitslosigkeit, Krankheit über Trennung bis hin zum Jobwechsel und Umzug. Bei einer großen Anzahl der Kunden führt
eines dieser Ereignisse zu einer vorzeitigen Kündigung."
Zwar wird die staatliche Riesterförderung positiv beurteilt, doch auch die BVG verweist darauf, dass Riester als Banksparvertrag abgeschlossen werden kann. Schon nach diesen ersten Ausführungen wird sehr pointiert gefragt: "Sie bleiben bei Ihrer Entscheidung, in eine private Renten- oder kapitalbildende Lebensversicherung zu investieren?" Als weitere Probleme zeigt die BGV dann auf, dass hohe Verwaltungskosten und Provisionen mit der Prämie verrechnet werden und sich der Garantiezins nur auf den
Sparanteil bezieht. Kunden sollten hier um Aufklärung bitten.
VZ Hamburg schon früher in der Kritik
Ein Hinweis, dass solche Kosten längst nach neuem Versicherungsrecht ausgewiesen werden müssen fehlt gänzlich. Überraschend ist auch, dass die VZ Hamburg "fortgeschrittenen" Kunden rät künftig per
Exchange-Traded-Funds (ETFs) für den Ruhestand zu sorgen. Demgegenüber warnt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in einer umfassenden Studie vor den hohen Risiken dieser Anlagen. Pauschale Urteile über die Ungeeignetheit von Versicherungen für die Altersvorsorge hatte die Verbrauchzentrale schon bei der Erstveröffentlichung des "Ampelcheck Geldanlage" in die Kritik gebracht.
Absicherung des Langlebigkeitsrisikos wird ausgeblendet
Der Bundesverband Verbrauchzentrale hatte sich von der Broschüre distanziert. Umfangreich hatte sich der Mannheimer Versicherungsprofessor Peter Albrecht mit den Aussagen der VZ Hamburg auseinandergesetzt. So verwies der Wissenschaftler darauf, dass Versicherer bisher ihren Garantieversprechen nachgekommen seien, während Aktien und Aktienfonds, die von der VZ Hamburg empfohlen werden, schwere Abstürze hinter sich haben und vielen Anlegern hohe Verluste bescherten. Vollkommen ausgeblendet werde zudem, dass allein Versicherungen das so genannte Langlebigkeitsrisiko absichern würden.
So müssen selbst Riester-Fonds- und Banksparplänen intern in eine Versicherung überführt werden, spätestens wenn der Sparer 85 Jahre alt ist. Während die VZ Hamburg Immobilien zur Altersvorsorge empfiehlt, wird die Funktion des Bausparvertrages, ein günstiges Baudarlehn zu gewähren, mit keinem Wort erwähnt.
Bild: © Rainer Sturm /
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek