Unruhige Zeiten bei der "neue leben"

Kaum ist die Nachricht vom Weggang des jetzigen Vorstands-Chefs der "neue leben", Peter Hanus, bestätigt worden, verdichten sich die Gerüchte, dass die Produkte der neue leben nicht mehr wie bisher hauptsächlich über die Tresen der Sparkassen verkauft werden sollen.

Von Hanus, der zum 15. Oktober 2004 als Vorstandsmitglied zur Provinzial Nord Versicherungsgruppe, Kiel, wechselt, ist dazu nichts zu erfahren.

Allerdings soll auf der jüngsten Klausurtagung der Deutschen Sparkassenverbände in Essen beschlossen worden sein, dass die Produkte der Hamburger Versicherungsgruppe neue leben künftig aus dem Sparkassenvertrieb herausgenommen werden.

Keine Versicherungsverträge mehr vermitteln
Die Mitarbeiter der neue leben sind beunruhigt, zumal sie Zitate aus Beschlüssen der Klausurtagung in der Financial Times Deutschland nachlesen konnten (siehe auch VM-Meldung vom 24. September 2004). Danach seien die Spitzen der Deutschen Sparkassenverbände zu dem Schluss gekommen, angesichts der veränderten Mehrheitsverhältnisse sei die neue leben nicht mehr als Unternehmen der Sparkassen-Finanzgruppe anzusehen. Es sei daher konsequent, wenn sich "die an der neue leben Versicherungsgruppe noch beteiligten öffentlich-rechtlichen Sparkassen zeitnah von ihren Anteilen trennen" würden. Weiter heißt es, dass "die Institute der S-Finanzgruppe an die neue leben Versicherungsgruppe keine Versicherungsverträge mehr vermitteln".

Eine überraschende Wende in dem Deal, den Talanx-Chef Wolf-Dieter Baumgartl auch zum Ausbau des Banken-Vertriebs-Weges der Versicherungsunternehmen verstanden wissen wollte. "Kein Kommentar", heißt es dazu auf Nachfrage bei der Talanx.

Zu den Eigentümern der neue leben gehören neben der Talanx immer noch die Hamburger Sparkasse (Haspa) und die Sparkasse Bremen mit je 25 Prozent plus eine Aktie. Außerdem teilen sich weitere 15 Prozent die Sparkasse zu Lübeck und vier weitere öffentlich-rechtliche Sparkassen in den neuen Bundesländern.

Von Boykott keine Spur?
Ein Haspa-Sprecher wollte die Boykott-Absichten der neue-leben-Produkte nicht bestätigen, sondern gab an, dass die Versicherungspolicen auch weiterhin über den Tresen der Haspa verkauft werden. Es wäre "grotesk", diese Produkte den Haspa-Kunden nicht mehr anzubieten, zumal die neue leben in den Qualitätsbewertungen und Rankings immer im oberen Drittel angesiedelt sei. Im Ranking des Branchen-Informationsdienstes map-report rangiert die neue leben auf Platz 28 unter rund 100 Lebensversicherern in Deutschland.

40 Prozent kommen von der Haspa
Die Haspa vertreibt nach eigenen Aussagen die meisten neue-leben-Policen im Vergleich mit anderen Sparkassen. Die neue leben hatte 2003 ihre Beitragseinnahmen um neun Prozent auf rund 723 Millionen Euro gesteigert. Rund 40 Prozent des Neugeschäft-Beitrags-Volumens der neuen leben des vergangenen Jahres stamme vom Vertriebskanal Haspa. 28 Prozent des Neugeschäfts der neue leben, die sich in der Branche als Makler-Versicherer positioniert, stammen von unabhängigen Versicherungsmaklern. Zehn Prozent kommen von den Sparkassen Bremen und Lübeck. Weitere 22 Prozent werden aus den Versicherungs-Akquisitionen der anderen öffentlich-rechtlichen Geldinstitute rekrutiert.

Autor(en): Marianne Storck

Alle Branche News