Uniqa schluckt alles

Jetzt wird es amtlich: Die Continentale Versicherungsgruppe verkauft ihre 51-prozentige Mehrheit an der Mannheimer Krankenversicherung an den österreichischen Assekuranz-Riesen Uniqa. Die Uniqa Versicherungen AG, Wien, hat damit nicht zum ersten Mal ihre Hände im Spiel, wenn es um Geschäfte und Beteiligungen mit deutschen Versicherern geht (siehe auch Zeittafel am Ende dieses Artikels). Ein halbes Dutzend Verflechtungen mit hiesigen Unternehmen säumen ihren Weg. Echte Berührungen gab und/oder gibt es hierzulande mit Gesellschaften von Arag, Axa, Continentale, MLP, Mannheimer, Nürnberger und R+V.

Aktuell geht es um einen Deal zwischen Uniqa und dem Versicherungsverbund Die Continentale in Dortmund. Bis zum 1. Januar 2005 soll das Geschäft unter Dach und Fach sein. Darauf einigten sich Conti und Uniqa. Die Details des Vertrags werden laut Unternehmens-Auskunft in den kommenden Wochen abgestimmt.

Ein entscheidender Schritt
Damit wurde ein weiterer entscheidender Schritt im Gemenge um die restlichen Mannheimer Versicherungen programmiert. Vor allem der Außendienst der Mannheimer, der seit der finanziellen Schieflage der Mannheimer Lebensversicherung und den riesigen Finanzlöchern in allen anderen Kassen der Mannheimer AG Holding seit dem letzten Jahr große Identifizierungs-Probleme hat, weiß nun wieder, wo es lang gehen soll.

So bleibt den Vertrieblern in der Ausschließlichkeitsorganisation nun die Gewissheit, dass sie auch künftig die weiterhin Tarife der Continentale Lebensversicherung vertreiben können (dürfen/sollen). Bekanntlich hatte der Außendienst der Continentale bisher die Möglichkeit, ausgesuchte Spezialprodukte der Mannheimer Sachversicherung anzubieten. Dieses Agreement soll fortbestehen. Damit bleiben die Unternehmen Mannheimer und Conti auch für die Zukunft partnerschaftlich verbunden, heißt es in einer Unternehmens-Mitteilung.

Alles unter einem Dach
Das versperrt aber nicht die Sicht dafür, dass der Versicherungsriese Uniqa aus dem benachbarten Österreich nun ein weiteres Stückchen deutscher Versicherungsangebote unter seinem Dach bündelt. Denn nun gehören auch die rund 66.600 Verträge und 122,4 Millionen Euro Beitragseinnahmen der Mannheimer Krankenversicherung (Gründung 1991) samt der 75 Mitarbeiter in Mannheim unter das österreichische Dach.

Uniqa-Generaldirektor Dr. Konstantin Klien (in der Alpen-Republik tragen die Vorstandsvorsitzenden noch den Titel "Generaldirektor") und der Chef der Mannheimer Versicherungen, Dr. Lothar Stöckbauer, hatten im Sommer öffentlich verkündet, dass der Name "Mannheimer" auf den Policen hierzulande bestehen bleibe.

Der weiße Ritter
So spricht die Branche auch längst nicht mehr von einer "unfreundlichen Übernahme", die als die Ritterspiele der Moderne im Wirtschaftsleben angesagt sind. Vielmehr hat Österreichs Versicherungs-Nummer 1, die Uniqa, als weißer Ritter eine Lanze für den Fortbestand der Versicherungs-Gesellschaften der Mannheimer AG verdient gemacht.

Was weiß man hierzulande sonst noch über die Uniqa? In den wenigen Jahren seit der Neufirmierung zur Uniqa Group Austria im Jahr 1999 - hervorgegangen aus Austria-Collegialität, Raiffeisen-Versicherung, Salzburger Landes-Versicherung und Bundesländer-Versicherung - wuchs deren Begehrlichkeit nach Expansion im Ausland immens. In Italien und der Schweiz, besonders aber in osteuropäischen Ländern hat Uniqa inzwischen beachtliche Marktanteile erworben und ausgebaut, die längst an die 20 Prozent des Konzernumsatzes ausmachen.

Die Expansions-Strategie fokussiert sich – daraus macht Konzern-Chef Dr. Klien keinen Hehl – auf den zentraleuropäischen Raum. Beim Niedergang der Mannheimer Lebensversicherung AG im letzten Sommer war selbst Insidern kaum mehr in Erinnerung, dass die Uniqa und davor auch ihre Rechtsvorgänger schon mit den Mannheimern verbandelt waren.

So war auch gar nicht aufgefallen, dass der ehemalige Mannheimer-Chef, Hans Schreiber, keine nennenswerte Unterstützung von seinem damaligen Freund Herbert Schimetschek erfahren hatte, der bis 31.12.2001 noch Uniqa Generaldirektor war.

Uniqa auf Einkaufstour
Die Einkaufstour von Uniqa – außerhalb von Deutschland – soll unterdessen weitergehen. Wo und wann verrät der Konzern-Chef noch nicht. Ein Rückblick auf die letzten fünf Uniqa-Jahre spricht jedoch für sich:
  • 25. 3. 1999:
  • Die BARC Versicherungs-Holding geht als uniqa ins nächste Jahrtausend. Das operative Geschäft der Konzerngesellschaften Austria-Collegialität Gruppe, die Raiffeisen-Versicherung und die Salzburger Landes-Versicherung und Bundesländer-Versicherung wird gleichzeitig neu geordnet.
  • 4.2.2000:
  • Uniqa übernimmt Mehrheit an italienischer CARNICA Assicurazioni S.p.A. Bisher war Uniqa bereits an der italienischen Austria Assicurazioni S.p.A., Mailand, beteiligt.
  • 17.2.2000:
  • Die Uniqa Group Austria veräußert die 50-Prozent-Beteiligung an der InterRisk Internationale Versicherungsholding GmbH (Dr. Klien: "Ein weiterer Schritt in der strategischen Neupositionierung der Auslandsaktivitäten").
  • 30.3.2000:
  • Uniqa engagiert sich im Wachstumsmarkt Polen. Der Aufsichtsrat stimmt dem Erwerb der fünft größten polnischen Versicherung Polonia S.A. samt Tochtergesellschaft Polonia Zycie S.A. zu (Prämienvolumen 71,73 Millionen Euro).
  • 9.5.2000:
  • Uniqa veräußert die 50-Prozent-Beteiligung an der BV-ARAG an den Eigentümer der anderen Hälfte, ARAG Allgemeine Rechtsschutz Versicherungs-AG, Düsseldorf. Rechtsschutzversicherung wird jetzt nur noch in der Uniqa Sachversicherung AG betrieben und die Trennung von der ARAG vorangetrieben.
  • 31.7.2000:
  • Eigene Repräsentanz der Uniqa Personenversicherung AG in Mailand gegründet.
  • 2.10.2000:
  • Eigentümer und Vorstand der Polonia haben mit dem Uniqa Konzern ein Abkommen zur Übernahme der Mehrheit an der in Lodz beheimateten polnischen Versicherung abgeschlossen. Uniqa beteiligt sich mit rund 90 Prozent an der Polonia.
  • 25.10.2000:
  • Die Uniqa Versicherungen AG beschließt Veräußerung der 21,6-prozentigen Beteiligung an der Signal Biztosito Rt. (Budapest) an die SIGNAL IDUNA Gruppe Dortmund/Hamburg. Der deutsche Konzern hält bereits eine Mehrheit von 64,0 Prozent an der ungarischen Gesellschaft.
  • 12.2.2001:
  • Uniqa dehnt Markenauftritt aus. Der slowakische Versicherer Otcina heißt nun Uniqa poistovna a.s.
  • 18.6.2001:
  • Tschechischer Versicherer CRP wird in Uniqa pojišt´ovna a.s. umbenannt
  • 12.9.2001:
  • Uniqa erhöht Anteil an deutscher Mannheimer AG Holding von 4,88 auf 7,72 Prozent.
  • 30.9.2001:
  • Die Unternehmen der Uniqa Group erzielen im Ausland ein Prämienvolumen von 143,1 Millionen Euro / +32,3 Prozent, 7,4 Prozent des gesamten Prämienaufkommens des Konzerns.
  • 5.7.2002:
  • Uniqa übernimmt die restlichen 50 Prozent an der MLP-Lebensversicherung AG Wien von der MLP Lebensversicherung AG Heidelberg und hält somit 100 Prozent der Anteile. Kaufpreis 85 Millionen Euro.
  • 26.7.2002:
  • Uniqa expandiert nach Ungarn: Übernahme der Funeuropa Versicherung in Budapest.
  • 1.4. 2003:
  • Uniqa zeigt Begehrlichkeiten an Slovenica und Adriatic. Der Marktanteil der beiden privaten Versicherungen in Slowenien 14 Prozent.
  • 23.5.2003:
  • Deal mit R+V Versicherung, Wiesbaden. Uniqa hält inzwischen 90 Prozent an der polnischen FILAR S.A. und 100 Prozent an der slowakischen R+V Poistovna a.s. Im Gegenzug beteiligt sich die R+V mit 2,78 Prozent an der Uniqa Versicherungen AG.
  • 27. 6. 2003:
  • Weichenstellung zur Integration der AXA Unternehmen in Österreich, Ungarn und Liechtenstein.
  • 28.6.2003:
  • Der aktuellen Situation der Mannheimer AG Holding folgend erhöht Uniqa dort die Beteiligung auf 13 Prozent.
  • 25.7.2003:
  • Uniqa unterzeichnet Vertrag mit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) für weitere Expansion in Osteuropa (Rahmenabkommen bis zu 70 Millionen Euro).
  • 16.9.2003: Uniqa Gruppe trifft mit der Nürnberger Beteiligungs-AG, Konzern-Mutter der Nürnberger Versicherungsgruppe, eine grundsätzliche Vereinbarung zur Übernahme von 100 Prozent des Aktienkapitals der Nürnberger Versicherung AG Österreich.

  • 23. 12. 2003:
  • Uniqa plant Sicherung des Investments in der Mannheimer durch Kapitalerhöhung und Mehrheitsübernahme. Mannheimer AG Holding gibt dringenden Kapitalbedarf zur Bereinigung von Altlasten aus der Lebensversicherung und zur Erreichung der Solvabilitäts-Anforderungen bekannt.
  • 27. 2. 2004:
  • Uniqa erklärt sich bereit, der Mannheimer AG Holding mit Kapitalspritze über 79,5 Millionen Euro zu helfen. Übernahme: Aufstockung der Aktienbeteiligung von bisher 20 auf über 87 Prozent.
  • 26. Mai 2004:
  • Die Continentale gibt zu erkennen, dass sie unter bestimmten Voraussetzungen bereit ist, ihre Anteile an der Mannheimer Krankenversicherung zu verkaufen.
  • 12. November 2004:
  • Uniqa und Conti sind offensichtlich handelseinig geworden. Der Übergang der 51-prozentigen Beteiligung der Conti an der Mannheimer Kranken soll bis zum 1. Januar 2005 perfekt sein.

Autor(en): Marianne Storck

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