Unfallsparte bleibt Goldesel der Versicherer

Die Schaden- und Unfallversicherung steht nicht so im Rampenlicht der Öffentlichkeit wie die Lebensversicherung oder Private Krankenversicherung. Aber im Gegensatz zu Leben- und Kranken-Sparten dürfen die Konzerne hier ihre Gewinne ungeschmälert selber einstreichen. Und Gewinne wurden reichlich erzielt, wenn auch anders, als der Laie vermuten würde.

In den vergangenen zehn Jahren wurden zwar rund 417 Milliarden Euro an Beiträgen eingenommen, es kam jedoch ein versicherungstechnischer Verlust von fünf Milliarden Euro heraus, wie der Marktbeobachtungsdienst map-report ausgerechnet hat. "Dass am Ende doch noch ein Profit von 57,2 Milliarden Euro heraussprang, lag an den Kapitalanlagen, die mit den Rückstellungen erzielt worden sind", erklärt map-report-Chefredakteur Manfred Poweleit. Diese Rückstellungen betrugen im Branchenschnitt der letzten zehn Jahre 122 Prozent der Beitragseinnahmen, wie map-report aus den Bilanzen der deutschen Schaden- und Unfallversicherer herausgelesen hat (Heft 655-656).

Allianz profitabelster Schadenversicherer
Jetzt legten die Analysten die "Schaden- und Unfallversicherung: Grafikanalyse 1997-2006; Tabellenanalyse 2005-2006" nach (Heft 669-670; 75 Euro; zu beziehen über ). Das Ergebnis: Im Gesamtgeschäft 2006 ist die Allianz mit einem Profit von 976,53 Millionen Euro in der absoluten Höhe des versicherungstechnischen Ergebnisses der profitabelste Schadenversicherer des Marktes, gefolgt von der HUK-Coburg-Gruppe (227 Millionen Euro) und Rheinische Provinzial (105 Millionen Euro). Die rote Laterne unter 136 Gesellschaften trägt - trotz mehrerer Fusionen - die Axa (- 82,81 Millionen Euro). Hinsichtlich der Ertragslage ebenfalls überhaupt nicht zufrieden sein können: R+V, VHV, Direct Line und HDI-Gruppe mit jeweils deutlich über 30 Millionen Euro Verlust 2006.

Axa schaffte sogar das Wunder, mit der Unfallversicherung Verlust zu machen (- 8,11 Prozent der verdienten Nettobeiträge). Dabei hat ein Unfall nur selten nachhaltige finanzielle Folgen: Von den 163.905 Frührentnern 2005 mussten nur 3.839 (2,34 Prozent) nach einem Unfall die Erwerbstätigkeit einstellen. Trotzdem haben die Bundesbürger über 29 Millionen private Unfallversicherungen abgeschlossen, für die sie jährlich über 6,5 Milliarden Euro Beiträge einzahlen. Macht eine Profitquote von 10,7 Prozent. Dies sei aber nur die halbe Wahrheit, kritisiert Poweleit und rechnet weit höheren Gewinn vor: Wenn nur 829.000 der 29,1 Millionen Policen schadenträchtig sind (= 2,85 Prozent) und im Schnitt jeder Schaden rund 3.300 Euro kostet, so sei versicherungstechnisch nicht nachvollziehbar, warum 33,8 Prozent der Beitragseinnahmen für Kosten berechnet werden. Zum Vergleich. Im Gesamtgeschäft der Schaden- und Unfallversicherung werde nur mit einer Kostenquote von 25,6 Prozent kalkuliert (bei Kfz gar nur mit 17,7 Prozent).

Hausratversicherungen werfen auch enormen Profit ab
Ähnliche Freude dürften die Schadenversicherer an ihrer zweiten großen Gelddruckmaschine haben – der Hausratversicherung. Für die 27,55 Millionen Verträge wird ein Profit von 20,1 Prozent der Beitragseinnahmen (gesamt: 2,6 Milliarden Euro) ausgewiesen. Hinzu kommen Kostensätze von 34,2 Prozent, bei denen auch ein gesundes Maß an Skepsis angebracht ist. Offensichtlich hält sich das finanzielle Risiko für das Mobiliar durch Feuer, Einbruch oder gar Sturm doch sehr in Grenzen.

Marktführer in der Schadenversicherung ist die Allianz mit 9,46 Milliarden Euro Brutto-Beitragseinnahmen 2006 vor der HUK-Coburg (2,89 Milliarden), Axa (2,65 Milliarden Euro), Gerling (2,48 Milliarden Euro) und R+V (2,34 Milliarden Euro). Im Gesamtgeschäft hat die Allianz damit einen Marktanteil von 15,17 Prozent, in der profitstarken Unfallversicherung dagegen satte 24,88 Prozent. Laut GDV-Taschenbuch beträgt der Durchschnittsschaden bei Unfall-Policen nur 96 Euro pro Vertrag bzw. 3.372 Euro im Schnitt. In anderen Sparten sind es im Durchschnitt:
- Kfz-Haftpflicht: 3.213 Euro,
- Vollkasko: 1.528 Euro,
- Wohngebäude: 1.646 Euro,
- Rechtsschutz: 624 Euro,
- Hausrat: 885 Euro,
- Glasbruch: 411 Euro.

Bei Autoversicherungen tiefrote Zahlen
Während Unfall– und Hausratversicherungen viel Profit bescheren, stellt die Autoversicherung laut map-report keine Einladung dar: Die Umsätze gehen seit Jahren zurück, und die Ergebnisse sind seit Jahren tiefrot. Eigentlich sind die Verluste so heftig, dass man aus diesem Markt aussteigen müsste. Doch auch die gewerbliche oder industrielle Feuerversicherung macht seit vielen Jahren Verluste. Weiteres Sorgenkind: Trotz erheblich gestiegener Beitragseinnahmen bekommen die Versicherer die Ertragsprobleme auch bei der Gebäudeversicherung nicht in den Griff.

Autor(en): Detlef Pohl

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