Trendforscher: Ein gigantischer Gesundheitsmarkt entsteht

Gesundheit ist heutzutage mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Gesundheit ist allgegenwärtig und durchdringt alle Bereiche des täglichen Lebens. Sie ist ein Megatrend - so die Auffassung der Wissenschaftler des Zunkunftsinstituts, Kelkheim/Taunus. Die Trendforscher versuchen in der neuen Studie "Healthness - die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit" ein umfassendes Bild der Gesundheitsgesellschaft von morgen zu zeichnen.

Die Autoren führen in ihrer Studie drei zentrale Thesen auf. Erstens: Der Begriff der "Energie" rücke in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung mit Gesundheit. Über genügend Lebensenergie zu verfügen, werde zum zentralen Bedürfnis. Gemeint ist, dass die physikalische Energie , die uns zur Verfügung steht, darüber entscheidet, ob wir uns gesund fühlen oder nicht. Zweitens: Der Körper mit seinen Kräften und Ressourcen rücke in den Mittelpunkt. Drittens: Die digitale Revolution erobere zunehmend die Medizin, verändere das Gesundheitssystem und führe zu neuen medizinischen Möglichkeiten.

Menschen bräuchten im komplexen Lebensumfeld des 21. Jahrhundert mehr Energie als je zuvor. Vor dem Hintergrund der steigenden Selbstverantwortung erhöhe dies den Individualstress. Immer mehr Menschen hätten daher heute das Gefühl, nicht belastbar genug zu sein. Sie fühlten sich ermüdet, häufig ohne den genauen Grund dafür zu wissen. Exemplarisch sei das Phänomen Burnout genannt. Einher gehe mit dieser Entwicklung der Trend zur "Präventivgesellschaft", der die Verbreitung der Do-It-Yourself-Medizin fördere.

Laut Studie wird sich ein „symbiotischen Gesundheitssystem" in der Zukunft entfalten und durch zwei Aspekte auszeichnen. Einerseits gehe es darum, die Errungenschaften von Technologie und Forschung schneller in die gängige Praxisumzusetzen. Andererseits würden in diesem neuen System smarte Technologien stärker die körperlichen Potenziale des Individuums veranschaulichen und zu Verhaltensänderungen führen. Daten, die früher im Verborgenen lagen, würden künftig zum Wohle der Gesellschaft im Sinne von "Open Health" öffentlich gemacht.

Das Web 2.0 führe zum mündigen Patienten, der dem Arzt auf Augenhöhe begegnet. Die Verbreitung von medizinischen Diagnose-Tools auf Mobiltelefonen wie die Messung der Pulsfrequenz helfen nicht nur den Menschen in den westlichen Gesellschaften. Auch in weiten Teilen Afrikas trügen sie dazu bei, die medizinische Versorgung zu verbessern. Im Windschatten dieser Entwicklung im Sinne von "Heilung to go" würden neue Märkte entstehen. Gigantische Datenberge müssten in diesem Zusammenhang erfasst, verwaltet und nutzbar gemacht werden, was nur über smarte Cloud-Computing-Anwendungen möglich sei.

Vom Patienten zum Prosumenten
Die Kombination aus gesundheitlicher Eigenverantwortung, umfangreichen Gesundheitswissen und smarten Gesundheitswerkzeugen führe zu einer Verschiebung der Machtverhältnisse: Der einstige Patient wandele sich zum "Power-Kunden", der in den Konsummärkten gelerntes Verhalten in den Gesundheitsbereich überführe. Vertrauen werd durch knallharte Preis-/ Qualitätsvergleiche und Peer Reviews bei Ärzte- und Klinikportalen ersetzt. An die Stelle des Hilfe suchenden Kranken trete der selbstbewusste "Gesundheitsprosument", der eine hohe Erwartung an das Diensleistungsethos jeder medizinischen Einrichtung habe. Aus willigen Patienten würden - zum Leidwesen mancher Ärzte - anspruchsvolle, informierte Kunden.

Healthness – Die nächste Stufe des Megatrends Gesundheit
Harry Gatterer, Thomas Huber, Jeanette Huber, Anja Kirig, Franz Kühmayer, Janine Seitz
Mai 2012
136 Seiten
ISBN: 978-3-938284-66-7

Quelle: Zukunftsinstitut

Autor(en): versicherungsmagazin.de

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