Transparenzstreik bei den Pensionskassen

Die betriebliche Altersversorgung kann trotz massiver staatlicher Förderung die Vertriebskrise der Lebensversicherer offenbar nicht aufhalten. Indizien liefert eine neue Studie des Marktbeobachtungsdienstes map-report, die Neugeschäft und Bestand 2008 beleuchtet hat.

Die Ergebnisse von Anbietern betrieblicher Altersversorgung (bAV) überzeugen trotz massiver staatlicher Förderung nicht. Nach Angaben von map-report schafften die Lebensversicherer 2008 mit ihren Pensionskassen eine Nettoverzinsung zwischen 4,80 Prozent (HDI-Gerling) und 2,2 Prozent (Allgemeine Rentenanstalt/Württembergische).

Diese Werte, die nicht unbedingt mit der laufenden Gesamtverzinsung identisch sind, spiegeln die Branchenlage allerdings nur ungenügend wider, da lediglich zwölf Wettbewerbspensionskassen an der Umfrage teilgenommen haben, während elf andere Lebensversicherer-Pensionskassen Angaben verweigerten, darunter AXA (pro bAV; winsecura), Nürnberger, Delta Lloyd, Gothaer und Signal-Iduna. Dennoch konnte die Umfrage rund 60 Prozent des Anbietermarktes abdecken. Besonders blamabel: Nicht eine einzige der rund 130 Firmen-Pensionskassen stellte sich der Umfrage zu Bestand und Neugeschäft, Vertriebswegen und Ausblick der bAV.

Die Analyse von map-report konzentriert sich somit auf die versicherungsförmigen Durchführungswege. Die Zahlen offenbaren: 2008 haben die teilnehmenden 16 Lebensversicherer, zwölf Pensionskassen (Vorjahr: 15) und sechs Pensionsfonds (Vorjahr: acht) einen Neugeschäftsbeitrag – samt Rückdeckungsversicherungen – von sieben Milliarden Euro an laufendem Beitrag vereinbart.

Das Neugeschäft mit Betriebsrenten machen vor allem vier Gruppen unter sich aus: Allianz, Generali, Ergo-Gruppe (Hamburg-Mannheimer, Victoria, Ergo-Pensionsfonds) und R+V. Allesamt bieten Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionsfonds und Rückdeckungsversicherung für Direktzusage und Unterstützungskasse. Zusammen kommen die großen vier Konzerne im Neugeschäft mit laufenden Beiträgen auf rund 41 Prozent Marktanteil (Vorjahr: 51 Prozent). Vom Rückgang im Neugeschäft besonders betroffen sind die zur Ergo-gruppe zählende Victoria (- 42,5 Prozent) und die Allianz (- 14,8 Prozent).

Konkurrenz Direktversicherung
Viele Versicherer-Pensionskassen müssen sich laut map-report Gedanken um ihre Zukunft machen. Das Neugeschäft der Gesellschaften reicht kaum, um die jährlichen Kundenabgänge aufzufangen. Hintergrund ist die Konkurrenz der Direktversicherung, die seit 2005 ebenso wie Pensionskassen bei der Entgeltumwandlung gefördert wird. Dies war beim Start der staatlichen Förderung noch anders gewesen, was viele Lebensversicherer überhaupt erst zur Gründung eigener Pensionskassen veranlasst hatte. Von den betrachteten zwölf Kassen konnten gerade mal zwei im Jahr 2008 einen Zuwachs beim Neugeschäft verbuchen (nach laufendem Beitrag plus ein Zehntel Einmalbeitrag): neue leben sowie Allgemeine Rentenanstalt (Württembergische). Das Minus bei den Branchen-Pensionskassen insgesamt betrug satte 17 Prozent.

Nach den Zukunftschancen der bAV befragt, räumen Marktteilnehmer der Betriebsrente insgesamt wachsende Chancen im Neugeschäft ein. Stark wachsend dürften sich demnach Direktversicherung und U-Kasse präsentieren, leicht steigend Pensionsfonds. Dagegen traut man Pensionskassen sinkende Umsätze zu. Vom Wachstum dürften die Vertriebswege Makler und Banken profitieren, während nach Einschätzung der befragten Versicherer vor allem Strukturvertriebe im bAV-Geschäft an Bedeutung verlieren werden. Die Ausschließlichkeit wird sich demnach konstant im bAV-Neugeschäft behaupten.

Hinweis
map-report 713 „Betriebliche Altersversorgung – Grafikanalyse 2006 bis 2008“ für 37,50 Euro. Zu bestellen über oder info@map-report.com.

Autor(en): Detlef Pohl

Alle Branche News