TK und Kassenärztliche Bundesvereinigung schieben dem Kartenmissbrauch einen Riegel vor

Ab 1. Oktober haben Chipkartenbetrüger buchstäblich schlechte Karten, wenn sie sich beim Arzt behandeln lassen wollen. Denn ungültig gewordene Krankenversicherungskarten der Techniker Krankenkasse (TK) sind ab diesem Tag bei rund 100.000 niedergelassenen Ärzten gesperrt und damit unbrauchbar. Mit einer neuen Software, die über alle ärztlichen Disziplinen hinweg eingesetzt wird, will die Krankenkasse jährlich über 20 Millionen Euro einsparen.

"Rund 300 Mal wird an jedem Werktag irgendwo in Deutschland eine TK-Karte missbräuchlich verwendet", schätzt Dr. Christoph Straub, Mitglied des TK-Vorstandes. "Dem schieben wir einen Riegel vor", so Straub. Bisher war es nicht möglich, die Verwendung ungültig gewordener Karten in der Arztpraxis zu erkennen und die Karten wie bei einem Geldautomaten zu sperren oder einzuziehen.

"Es wurde höchste Zeit", betont auch Dr. Leonhard Hansen, Zweiter Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. "Wir sind sehr froh, mit der TK einen Partner für das erste bundesweite Projekt gefunden zu haben, der mit uns gemeinsam gegen den Missbrauch der Krankenversicherungskarte kämpfen will", so Hansen.

So funktioniert das neue System: Wenn Versicherte der TK eine neue Karte bekommen, werden alle vorher ausgestellten Karten damit automatisch ungültig. Die verschlüsselten Daten dieser Karten werden dann auf eine elektronische Liste übertragen, die über regelmäßige Updates der Praxis-Software zu den Ärzten gelangt. "Auf diese Weise können wir die Software schnell verbreiten und für die Ärzte entsteht kein zusätzlicher Aufwand", erläutert Matthias Leu von der Entwicklerfirma Compugroup aus Koblenz.

Zieht die Sprechstundenhilfe eine gesperrte Karte durch das Lesegerät, akzeptiert das System diese nicht. Über eine kostenfreie Hotline kann das Problem mit der Karte direkt mit der TK geklärt werden. Außerdem prüft das System den Zuzahlungsstatus des Versicherten, damit dieser nicht unberechtigt vom Eigenanteil bei Heil- und Hilfsmitteln sowie Arzneien befreit wird. Für viele ist dies ein Kavaliersdelikt, das sich aber summiert: Allein die TK rechnet hier mit rund 2,5 Millionen Euro an Zuzahlungen, die bisher Jahr für Jahr verloren gingen.

Jedes Jahr stellt die TK (5,6 Millionen Versicherte) eine Vielzahl neuer Karten aus. Dies liegt zum einen am starken Wachstum der Kasse (Zugang seit Jahresbeginn: rund 470.000 Versicherte), zum anderen an vielen individuellen Änderungen der gespeicherten Daten wie des Versichertenstatus, des Namens oder der Anschrift. Außerdem muss jedes Jahr eine hohe Anzahl gestohlener oder verlorener Karten ersetzt werden. Gerade diese Karten finden nicht den Weg zur Kasse zurück und können in dubiosen Kanälen landen. Die TK schätzt, dass etwa jede 100ste Karte missbräuchlich verwendet wird. Deshalb wird das System weiter ausgedehnt: Bereits zum 1. Januar 2005 bekommen auch 44.000 Zahnarztpraxen die neue Software.

Quelle: TK Techniker Krankenkasse

Autor(en): SN

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