Tillinghast-Studie zum US-Markt lässt Rückschlüsse auf die Entwicklung in Deutschland zu

Die Entwicklung des deutschen Marktes für Managerhaftpflichtversicherungen (D&O) verläuft parallel zum Vorreitermarkt USA. Das stellt das auf die Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche spezialisierte Beratungsunternehmen Tillinghast fest. Seit mehr als 15 Jahren führt Tillinghast, einer der drei Geschäftsbereiche der Unternehmensberatung Towers Perrin, in den USA systematische Erhebungen im Marktsegment der Managerhaftpflichtversicherungen durch. Immer wieder sehen die Berater, dass der deutsche Markt der Entwicklung in den USA mit einigem Zeitabstand folgt. Hier einige Fakten zur aktuellsten US-Studie ist der "Tillinghast 2004 D&O Liability Survey".

Managerhaftpflichtversicherungen haben in Deutschland in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen. Zurückzuführen ist dies auf zahlreiche Bestrebungen, die persönliche Haftung von Aufsichtsräten, Vorständen und Geschäftsführern zu verschärfen. Die Versicherung für das Führungspersonal dient als Sicherheitsnetz, um sich gegen mögliche negative Folgen von Management-Entscheidungen abzusichern.

Während in den USA der Markt mit D&O-Versicherungen zu einem hohen Grad durchdrungen ist, waren in Deutschland bislang nur Unternehmensleiter der Großindustrie haftpflichtversichert. Bislang - denn das Jahr 2004 bescherte dem D&O-Versicherungsmarkt in Deutschland eine deutlicheTrendwende: Versicherer begannen sich zunehmend auch für das Segment kleinerer und mittlerer Unternehmen zu interessieren. "Mit der Konsequenz, dass Prämien sanken und die Bedingungen günstiger wurden", erläutert Dr. Dieter Köhnlein, Senior Consultant bei Tillinghast. Das lockte auch neue Anbieter auf den Markt. Versicherer, die sich bisher nur auf das Geschäft mit Großunternehmen konzentriert hatten, entdeckten rasch das Potential kleinerer Unternehmen.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) versuche zwar einem ausufernden Bedingungswettbewerb durch kürzlich herausgegebene neue Musterbedingungen entgegenzuwirken, so Köhnlein. Tillinghast räumt diesem Vorhaben allerdings nur geringe Chancen auf Erfolg ein, da es bereits von verschiedenen Anbietern kritisiert werde.

Wie die US-Studie von Tillinghast zeigt, ist die starke Bewegung des deutschen D&O-Marktes nicht untypisch. Auch der D&O-Markt in den USA wurde2004 durch neue Anbieter stark beeinflusst. Dort sank trotz nach wie vor steigender Schadenlast das Beitragsniveau. Zusätzlich wurden restriktive Bedingungen in den Policen gelockert.

"Aus der US-Studie zum Jahr 2004 lassen sich für den deutschen Markt weitere Schlussfolgerungen ableiten", meint Köhnlein. Beispielsweise sei die Anzahl der noch nicht geschlossenen Schäden 2004 in den USA auf 56 Prozent (Vorjahre: circa 35 Prozent) angestiegen. Köhnlein erwartet auch für die Versicherer in Deutschland eine entsprechende Entwicklung zu längerer Schadenabwicklung mit potentiell negativen Folgen.

Ähnliche Parallelen werde es auch im Bereich der Entschädigungen geben. In den USA werden D&O-Entschädigungen bei großen US-Aktiengesellschaften überwiegend von den Aktionären (57 Prozent) eingefordert. Bei kleineren Aktiengesellschaften überwiegen jedoch klar die Mitarbeiteransprüche (50 Prozent), ebenso wie bei nicht-börsennotierten Unternehmen (91 Prozent). Anspruchstellungen von anderen Gruppen, etwa Kunden, staatlichen Stellen oder Wettbewerbern, spielen in der D&O-Versicherung in den USA mit einem Anteil von unter zehn Prozent eine untergeordnete Rolle. Tillinghast erwartet auch in Deutschland im Bereich kleinerer und mittlerer Unternehmen eine anders geartete Inanspruchnahme der D&O-Versicherung von Managern als bei Großunternehmen.

Nach wie vor wird das Segment in Deutschland stark von Spezialanbietern aus den USA bearbeitet. Einen Markteintritt für Versicherer ohne ausreichendes Spezial-Know-how hält Tillinghast für äußerst risikoreich. Köhnlein: "Nach den Erfahrungen von Tillinghast in den USA ist bei der deutlich steigenden Anzahl noch offener Schäden zum Beispiel auf eine angemessene Schadenreservestellung der Versicherer zu achten." Ausgewiesene Erfahrungen in der Risikoeinschätzung bei D&O sowie eine ständige Beobachtung und Bewertung des Haftpflichtrechts seien erforderlich. Darauf und auf den professionellen Umgang des Versicherers bei drohendem Schadenfall müssen Unternehmen und deren Führungskräfte bei Abschluss einer Managerhaftpflichtversicherung besonders achten.

Quelle: Towers Perrin Tillinghast

Autor(en): Susanne Niemann

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