Tele-Underwriting auf dem Vormarsch

Immer mehr Lebensversicherer praktizieren das sogenannte Tele-Underwriting, bei dem externe Risikoprüfer direkt nach dem Antrag per Telefon die Gesundheitsfragen stellen und vielfach sofort über die Versicherbarkeit des Kunden entscheiden. So meldete der Verband der öffentlichen Versicherer jetzt auf seiner Jahrespressekonferenz gute Erfolge mit dieser modernen Risikoprüfung. Nach einer Stichprobenbefragung durch die Versicherungsforen Leipzig haben schon rund 30 Prozent der Lebensversicherer ein Tele-Underwriting-Modell im praktischen Einsatz.

Weitere 30 Prozent sind derzeit in der Pilotphase. Doch auch der restliche Markt scheint gewillt, Tele-Underwriting einzuführen und beschaffe sich derzeit Informationen und Konzeptionen. Sogar Private Krankenversicherer, bei denen Tele-Underwriting bisher noch keine Rolle spielt, prüften einen Einstieg.

Den Vetrieb mitnehmen
Die Experten machen aber deutlich: Ohne den Vertrieb intensiv in das Tele-Underwriting-Modell einzubeziehen, haben die Versicherer ein hohes Risiko. So würden mangelhafte Lösungen zu unzufriedenen Kunden und Vermittlern führen und das Prozessrisiko deutlich steigern. Standards, wie sie der britische Versicherungsverband (Association of British Insurers) bereits eingeführt hat, fehlen auf dem deutschen Markt. Die Experten wünschten sich, dass alle Interessengruppen bei einer Tele-Underwriting-Einführung gehört würden. Das gelte neben dem Vertrieb auch für den Verbraucherschutz.

Einfacher Verkauf
Grundsätzlich können Tele-Underwriting-Modelle haftungsmindernd wirken. Hinzu kommt, dass Vermittler ein einfacheres Verkaufsgespräch führen können, denn gerade bei Invaliditätsprodukten werden intime Gesundheitsdaten abgefragt, die der Kunde dem unter Umständen persönlich bekannten Vermittler nicht unbedingt offenlegen möchte. Andererseits kann der Vermittler den gesamten Antragsprozess nicht mehr steuern. Fraglich ist zudem, ob es rechtlich reicht, dass Kunden später, wenn sie die Police erhalten, ihre Gesundheitsangaben noch korrigieren können.


Bild: © pauline/

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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