Sterbegeldversicherung sind seit Jahren umstritten. Verbraucherschützer raten von dieser Art der Absicherung ab. Nun hat die Rating-Agentur Morgen & Morgen eine Analyse des Marktes vorgestellt. Mit der Kernfrage, ob sich die Police lohnt, beschäftigen sich die Analysten aber gar nicht.
Die Krux: Das Rating hat lediglich die Bedingungen der Sterbegeldversicherungen untersucht. Insgesamt wurden elf Leistungsfragen gestellt, mit denen die Tarife bis zu 25 Punkten erzielen konnten. 32 Tarife erhielten so die höchste Bewertung, nämlich fünf Sterne. Untersucht wurden insgesamt 105 Tarife. Somit gibt es nur rund 30 Prozent Top-Sterbegeldangebote.
Keine Wartezeit bei Unfalltod
Um die Höchstwertung von fünf Sternen zu erreichen, muss der Tarif des Versicherers folgende Bedingungen erfüllen. Der Versicherer sieht bei einem 5-Sterne-Tarif von der Wartezeit bei Unfalltod der versicherten Person ab. Für die Bestbewertung verzichtet der Versicherer außerdem auf eine Gesundheitsprüfung oder auf sein Recht auf Kündigung oder Vertragsanpassung nach § 19 Versicherungsvertragsgesetz (VVG), wenn der Versicherungsnehmer die Anzeigepflichtverletzung nicht zu vertreten hat.
20 Prozent magere Angebote
Auf der anderen Seite wurden rund 20 Prozent der Tarife lediglich mit drei Sternen bewertet. Und ein Tarif – der GE·BE·IN Versicherungen VVaG aus Bremen – erhielt sogar nur zwei Sterne. Solche Angebote sollten Vermittler dann auf gar keinen Fall empfehlen. Gleichzeitig müssen sie ihre Kunden auch bei Top-Tarifen darüber aufklären, dass die Angebote quasi eine Wette auf den Tod sind. Allein wer noch relativ jung ist und aufgrund von Krankheit ein höheres Sterberisiko hat, sollte, falls er keine Rücklagen besitzt und seinen Angehörigen nicht zur Last fallen will, den Abschluss einer solchen Police prüfen. Immerhin kostet heute schon eine Beerdigung im Schnitt zwischen 7.000 und 10.000 Euro, wie Morgen & Morgen feststellt.
Kein Zugriff durch Sozialamt
Sterbegeldversicherung können ohne Wartezeit und Gesundheitsprüfung abgeschlossen werden und garantieren damit sofort ein ehrenvolles und selbstbestimmtes Begräbnis. Wichtig auch: Sozialämter können nicht auf die Sterbegeldpolice zugreifen. Das hat beispielsweise das Sozialgericht Gießen entschieden. Wer etwa im Pflegeheim lebt und Sozialhilfe bezieht, darf seine Sterbegeldversicherung behalten. Die Vorsorge für eine Bestattung, deren Kosten nicht überhöht sind, gehört zur angemessenen Lebensführung, die geschützt ist, so die Richter (Az. S 18 SO 65/16). Das Geld ist vor dem Sozialamt sicher, weil es für den Todesfall zweckgebunden ist.
Rettungsanker für Mittellose kann recht teuer werden
Sterbegeldpolicen sind kleine Kapitallebensversicherungen. Nur ein Teil der Kundenbeiträge fließt in den Sparanteil, der Rest ist für den Risikoschutz und die Verwaltungskosten reserviert. Der Schutz gilt bis ans Lebensende. Laut der Stiftung Warentest, sind Sterbegeldversicherungen aber ab 65 Jahren „immer zu teuer“, denn der Anteil der Risikoabsicherung im Beitrag sei dann sehr hoch. Wenn die Kunden ein durchschnittliches Alter erreichen, wird die Sterbegeldversicherung zum schlechten Geldwechselgeschäft.
So zahlt ein heute 65-Jähriger bei einem Morgen & Morgen 5-Sterne-Tarif für einen 10.000 Euro Schutz pro Jahr rund 802 Euro. Nach etwa zwölf Jahren – also mit 77 Jahren – hat er seine Versicherungssumme über die Beiträge eingezahlt. Der Rettungsanker für Mittellose kann somit recht teuer werden. Denn bis zum 85. Lebensjahr gilt im Tarif für die Musterrechnung eine Zahlpflicht. Unter Umständen überzahlt der Kunde seinen Beerdigungsschutz mit sage und schreibe 6.000 Euro.
Autor(en): Uwe Schmiidt-Kasaprek