Alles ist gut! Die deutschen Versicherer sind sicher. Das gilt aber nur, wenn man die Branche insgesamt betrachtet. Denn einzelne Versicherer konnten ihre Sicherheit nur erreichen, weil sie von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu "Maßnahmen" gezwungen wurden. Das geht aus der "ersten Durchsicht" der Berichte über Solvabilität und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Report – SFCR) durch die Bafin hervor.
Durch das Eingreifen der Aufsicht hatten zum Stichtag Ende 2016 alle Versicherer in Deutschland ausreichende Eigenmittel, um auch Zeiten wirtschaftlicher Horrorszenarien zu überstehen. Denn das neue Aufsichtsrecht Solvency II schreibt vor, dass die Unternehmen auch unter Extrembedingungen immer ausreichende Mittel zur Verfügung haben, um Lebensversicherten Leistungen auszuzahlen und Risikoversicherten Schäden zu begleichen. Ein Versicherer ist sicher, wenn er bei der so genannten Solvenz-Quote 100 Prozent erreicht. Über alle Sparten hinweg, lag diese Quote mit 330 Prozent deutlich höher.
Einer muss sogar sanieren
Trotz bilanzieller Erleichterungen für einen Übergangzeitraum von 16 Jahren war ein Lebensversicherer im vergangen Jahr so schwach aufgestellt, dass er der Aufsicht einen "Sanierungsplan" vorlegen musste. Insgesamt waren 29 Lebensversicherungen gezwungen der Aufsicht einen "Maßnahmenplan" vorzulegen, weil sie ohne Anwendung der so genannten Übergangsmaßnahmen zum 31. Dezember 2016 keine ausreichenden Sicherheiten darstellen konnten. Mit diesen Unternehmen will die Behörde nun bis zum Auslaufen der Erleichterungen am 31. Dezember 2031 in "engem Kontakt" bleiben. Jährlich müssen die betroffenen Unternehmen über ihre Fortschritte bei der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen Bericht erstatten.
Da die Bafin grundsätzlich keine Versicherer namentlich erwähnt, kann nur spekuliert werden, welche Lebensversicherer ohne die Nutzung von Übergangsmaßnahmen nicht sicher wären. Eine Übersicht über die unterschiedlichen Solvenz-Quoten der Lebensversicherer veröffentlicht Versicherungsmagazin in Heft 7/2017. Immerhin haben 15 sehr finanzstarke Lebensversicherer keinerlei Erleichterungen angenommen und konnten trotzdem die Solvenz-Quoten deutlich übererfüllen.
Kranken- und Schadensparten unproblematisch
Zwar nutzen fünf private Krankenversicherer Übergangsmaßnahmen, doch besteht für sie kein Zwang dazu, weil diese Unternehmen grundsätzlich ausreichend risikokapitalisiert sind. Daher musste kein Krankenversicherer der Aufsicht einen Maßnahmenplan vorlegen. Die durchschnittliche Bedeckungsquote der Branche lag Ende 2016 bei hohen 432 Prozent. Wenig Auffälligkeiten gibt es zudem bei den Schaden- und Unfallversicherern. Zum Stichtag konnten alle 182 Unternehmen eine ausreichende Bedeckung mit Eigenmitteln nachweisen. Die Solvenz-Quote lag im Durchschnitt der Branche bei 286 Prozent.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek