Das neue Stabilitätsrating für die Berufsunfähigkeits-Versicherung (BU), das das Analysehaus Franke & Bornberg vorgelegt hat, macht mächtig Druck auf die Anbieter. Der Markt ist deutlich gespalten. Vermittler kommen an dem Rating kaum vorbei.
Immerhin gibt es für 27 Gesellschaften gar keine Rating-Note, weil Daten fehlen. Zu den Nichtgerateten gehörten auch Debeka, DEVK oder LVM sowie ganz viele öffentliche Versicherer. Solche Anbieter haben per se ein Manko in diesem Geschäft, weil sie sich nicht in die Karten schauen lassen wollen. Mit dem neuen BU-Stabilitätsindex möchte Franke und Bornberg ein Gegengewicht zum Preiswettbewerb schaffen. Der Ergebnis-Index beleuchte nicht nur die Lage der Versicherer, sondern sei auch zukunftsträchtig. "Zudem geben wir den Versicherern Gelegenheit, interne Informationen zur Ertragslage des BU-Geschäfts zur Verfügung zu stellen und damit Transparenz zu zeigen, die die Geschäftsberichte leider nicht vermitteln", heißt es im Map-Report (918). Davon haben die 27-Nichtteilnehmer keinen Gebrauch gemacht.
Die "Abgeschlagenen"
Gleichzeitig ist es schon fast mutig, dass sich Münchener Verein, Basler, Universa und WWK dem Votum der Analysten stellen. Die beiden erstgenannten erreichen gerade mal ein "Gut" und die beiden Gesellschaften mit der roten Laterne sogar nur ein "Befriedigend". Auch die neun Gesellschaften die die Note „sehr gut“ erreichen, sind eigentlich gegenüber den acht Gesellschaften mit „Hervorragend“ und den sechs Siegern, die ein "Exzellent" erhielten, schon abgeschlagen. An solchen Bewertungen kann ein Vermittler kaum vorbeigehen. Denn die BU-Police muss ja ein ganzes Arbeitsleben aufrechterhalten werden. Instabile Gesellschaften würden entweder die Überschussbeteiligung herunterfahren und den Zahlbeitrag erhöhen oder in der Leistungsprüfung strengere Maßstäbe anlegen, wie die Autoren des Map-Reports befürchten. Solche Gesellschaften - auch wenn nur die potenzielle Gefahr besteht - können kaum noch ruhigen Gewissens vermittelt werden.
BU-Prämien steigen
Vor allem, wenn wie eine Umfrage zeigt, bald die BU-Prämien steigen, denn der Markt wird durch die Höchstrechnungszinssenkung zum 1. Januar 2021 schwer durchgeschüttelt. Es drohen Beitragserhöhungen von bis zu zehn Prozent, wie eine Umfrage bei 30 Lebensversicherern ergab. Fast 80 Prozent der befragten Lebensversicherer, die schon eine Einschätzung zur HRZ-Senkung geben wollte, gehen davon aus, dass die Beiträge in der BU steigen. Während die Stuttgarter Lebensversicherung eine Range von fünf bis zehn Prozent für möglich hält, glauben Hanse Merkur und Ergo an eine Erhöhung von durchschnittlich sechs Prozent.
Laut Hanse Merkur könnten aber Bedingungsänderungen und Anpassungen bei den Berufseinordnung die Erhöhung durch den HRZ dominieren. Betroffen ist laut LVM vor allem der so genannte Bruttobeitrag. Das ist der Höchstbeitrag, den die Kunden zahlen müssen, falls alle einkalkulierten Überschüsse wegfallen. Gleichzeitig dürften die Erhöhungen je nach Lebensversicherer sehr unterschiedlich ausfallen. So kalkulieren einige Anbieter bereits heute mit dem HRZ von 0,25 Prozent. Die Ergo verweist auf die Erfahrungen der Vergangenheit. "Viele Marktteilnehmer nehmen die Rechnungszinsabsenkung zum Anlass sich preislich neu zu positionieren."
Die echten Top-Unternehmen
Gut im Rennen bei Ratinghaus Franke & Bornberg sind die vier Gesellschaften, die außer Konkurrenz im Stabilitätsrating gar nicht mehr auftauchen. Es sind Ergo Vorsorge, Generali, HDI und Nürnberger. Sie stehen sozusagen über allen anderen BU-Anbietern. Grund: Sie haben ein BU-Unternehmensrating mit der Note "FFF plus" erreicht. Und das hat laut der Rating-Agentur "eine höhere Wertigkeit" als die Beurteilungen im aktuellen Stabilitäts-Rating.
Damit baut die Agentur sehr geschickt auch Druck für das eigene Geschäftsmodell auf. Wer sich bei der BU voll in die Karten schauen lässt, wird Top-Sieger. Damit ist die LV1871 mit der tollen Index-Bewertung von 86,7 Prozent (mmm+) im aktuellen Rating eigentlich nur zweiter Sieger. Das gilt auch für die Gesellschaften auf den Rängen, also Allianz, Swiss Life, Hannoversche, Continentale und Volkswohl Bund.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek