Staatsanwaltschaft ermittelt: Infinus wehrt sich gegen Vorwürfe

Völlig überrascht und fassungslos haben die Verantwortlichen des Dresdner Finanzdienstleisters Infinus auf die Hausdurchsuchung durch Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstagnachmittag reagiert. Grund für die bundesweite Aktion ist der Vorwurf des Betruges und der Schädigung von Anlegern und Investoren. Das Unternehmen werde laut Stellungnahme alles in seiner Macht Stehende anpacken, um gegenüber den zuständigen Behörden schnell und unmissverständlich auf eine schnelle Aufklärung der gegen Infinus gerichteten Vorwürfe zu dringen.

Am gestrigen Dienstag gab es zum ersten Mal keine Erfolgsnachricht aus dem Hause Infinus: Statt der gewohnten Erfolgsmeldungen über Firmengruppenausbau, Umsatzerlösen, Rankings oder Geschäftspartnerzahlen, musste man stattdessen beim Dresdner Finanzdienstleister die aufsehende Information bestätigen, wonach gestern um 10 Uhr an allen Standorten der Infinus-Gruppe Polizeikräfte sowie die Staatsanwaltschaft mehrere Villen der Unternehmensgruppe durchsucht wurden. Laut Infinus-Pressmitteilung von Dienstag Abend stehe der Vorwurf des Betruges und der Schädigung von Anlegern und Investoren im Raume.

Zudem soll die die Staatsanwaltschaft laut Medieninformationen ein Verfahren wegen Betrugs gegen mehrere Beschuldigte eingeleitet haben. Fraglich ist noch, ob sich die Ermittlungen gegen einzelne Unternehmen im Rahmen der Infinus-Gruppe - wie in etwa dem in den Medien (Fonds professionell) kritisch beäugten Finanzkonzern Future Business - oder gegen den kompletten Dresdner Finanzdienstleister richtet.

Unruhen im Vertrieb?
Zu den Zugpferden der Infinus-Gruppe zählt das Haftungsdach Infinus AG Finanzdienstleistungsinstitut, welches 2002 gegründet wurde und laut offizieller Feststellung des Jahresabschlusses auf der Hauptversammlung am 5. Februar 2013 zum Stichtag 30. Juni 2012 Umsatzerlöse von 21,79 Millionen Euro erreichte, was einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das Infinus-Haftungsdach stellt somit nach der "Cash."-Umfrage 2013 gemessen an den Umsatzerlösen zum wiederholten Mal Deutschlands Haftungsdach Nummer eins dar und verzeichnet seit seiner Gründung ein stetiges Wachstum bei den Geschäftspartnerzahlen und Erträgen.

Aktuell verfügen insgesamt 850 Partner über eine vertragliche Anbindung an das Wertpapierhandelshaus. Zweites Zugpferd stellt die Infinus AG Ihr Kompetenz-Partner (Gründung 2003) als Multikompetenz-Zentrum für nach dem Gewerberecht tätige Finanzberater mit insgesamt 2.500 Geschäftspartnern dar. Gerade für die Geschäftspartner der Infinus-Gruppe stellt sich nun sicherlich die gravierende Frage, welche Infinus-Unternehmungen und vor allem in welchen Rahmen sie als Berater von diesen Vorwürfen betroffen sind.

Geschockter Infinus-Vorstand

"Wir stehen diesen angeblichen Vorwürfen mehr als ratlos gegenüber", so Professor Dr. Kewan Kadkhodai, Vorstandsmitglied der Infinus Gruppe zu den gestrigen Geschehnissen. Weiter erklärt er: "Aus unserer Sicht sind die Vorwürfe haltlos und durch nichts zu begründen, denn gerade in einem so sensiblen Bereich wie dem unseren ist es unausweichlich, nicht nur absolut auf dem Boden der Gesetze, sondern auch aufs Engste mit den zuständigen Behörden wie beispielsweise auch der BaFin zusammenzuarbeiten."

So stehe die Infinus AG in einem engen Dialog mit der BaFin oder der Bundesbank. Bei der Thematik Haftungsdachregulierung können beispielsweise offene Fragen rund um die Anwendung neuer Gesetze und Vorgaben in der Haftungsdachpraxis schnell und auf direktem Weg zum Wohl der Geschäftspartner beantwortet werden. "Dies haben wir zum Wohle unserer Kunden bis zum heutigen Tage für jedermann nachvollziehbar und auch transparent getan. Umso unverständlicher ist deshalb die heutige Aktion, die ja in ihrer Dramatik kaum noch zu steigern ist", so Kadkhodai.

Krisenmanagement gefragt

Als wesentliche Initiative gilt es nun für Infinus trotz der grundsätzlichen Unschuldsvermutung, die im Raum stehenden Vorwürfe aktiv zu entkräften. Selbst oder gerade für eine solch gewachsene Unternehmensgruppe eine Mammutaufgabe. Zudem steht der Finanzdienstleister vor der herausfordernden Aufgabe, einerseits den Vertrieb und anderseits die Anleger und Investoren zu beruhigen. Letztere können schließlich aus Panik kurzfristig ihre investierten Gelder zurückfordern.

Aber auch abspringender Vertrieb könnte Infinus nicht nur bezüglich fehlenden Umsatz her schmerzen. So braucht in etwa jedes Haftungsdach eine Mindestanzahl an Partnern, um sich auf lange Sicht zu rechnen, da die Aufwendungen für Administration, Beratungssysteme, Vertriebsunterstützung, Service sowie die regulatorischen und prüfungsseitigen Anforderungen hoch sind. Zwar ist das Infinus-Haftungsdach mit derzeit 23 Mitarbeitern im Innendienst trotz des stetigen Wachstums schlank geblieben, da ein Großteil der Anfragen und der Betreuung der Berater über die regionalen Geschäftspartnerbetreuer vor Ort abgewickelt wird, dennoch könnte ein Geschäftspartnerschwund auch hier greifen.

Alles Gründe, weshalb sich Infinus konsequent offensiv gegen die aktuellen Vorwürfe wehrt: "Natürlich werden wir alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um gegenüber den zuständigen Behörden schnell und unmissverständlich auf eine schnelle Aufklärung der gegen unser Haus gerichteten Vorwürfe zu dringen. Dabei werden wir schon aus eigenem Interesse umfassend und ergebnisorientiert mit den diesbezüglichen Stellen zusammenarbeiten, damit wir sobald wie möglich wieder unsere normale Geschäftstätigkeit aufnehmen können", so Kadkhodai abschließend.

Bildquelle: © Rainer Sturm/

Autor(en): Marc Oehme

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