Spannende Lösungen für große und kleine Unternehmen

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Abseits des Sozialpartnermodells gibt es für Unternehmen in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) auch die Möglichkeit, eine Betriebsrente durch Investmentfonds aufzubauen. Wie das Modell funktioniert und welche Vorteile es bietet, darüber sprach Versicherungsmagazin mit Adelheid Lanz von der European Bank for Financial Services (ebase).

Welche Vorteile haben bAV-Produkte mit Investmentfonds?
Adelheid Lanz: Beim Thema "bAV mit Investmentfonds" sprechen wir bei ebase in erster Linie vom Durchführungsweg der Direktzusage mit Finanzierung der Verpflichtungen durch Investmentfonds, klar abzugrenzen von etwa einer Fondspolice in der Direktversicherung. Grundsätzlich zeichnet sich die Direktzusage durch eine hohe Flexibilität bezogen auf Finanzierungsmöglichkeiten, Häufigkeit und Höhe von Einbringungen sowie die Gestaltung der Leistungsphase aus. In Verbindung mit Investmentfonds kommen diese Vorteile optimal zur Geltung, zumal hier häufig sehr transparente und kosteneffiziente Lösungen mit der Chance auf die Partizipation an der Kapitalmarktentwicklung angeboten werden.

Welche Anbieter gibt es auf dem Markt und welches Volumen haben Fondsprodukte im Vergleich zu anderen Betriebsrentenformen?
Neben Spezialbanken wie ebase sind auch Hausbanken, Vermögensverwalter und Fondsgesellschaften in dieser Nische aktiv. Laut den jüngsten von der Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung veröffentlichten Zahlen, betrug das Gesamtvolumen der Direktzusage im Jahr 2015 rund 290 Milliarden Euro. Unser Haus verwaltet über zwei Milliarden Euro in bAV-Lösungen mit Investmentfonds von rund 2.000 Unternehmen aller Branchen und Unternehmensgrößen.

Wie kommen Sie mit den Firmenkunden in Kontakt?
Wir sind in erster Linie eine B2B-Bank und arbeiten mit einem großen Netzwerk von Vermittlern zusammen: Banken, Versicherer, aber auch Vermögensverwalter und unabhängige Finanzberater. Viele dieser Partner betreuen unter anderem auch Firmen oder deren Geschäftsführer und vermitteln diesen bei entsprechendem Anlage- beziehungsweise Vorsorgebedarf die passende ebase-Lösung. Außerdem kommen wir bei unserer Präsenz auf Personalmessen und Expertenrunden sowie über unsere Beiträge in der einschlägigen Fachpresse mit Firmen in Kontakt.

Wie sieht Ihr Vertriebsmodell aus?
Wir betreiben im Bereich der bAV keinen klassischen Produktvertrieb, der allein schon auf Grund der Vielzahl an Möglichkeiten in den Bereichen der Direktzusage und der Fondslösungen nicht möglich wäre. Vielmehr ist es der Anspruch von ebase sowie der angebundenen Partner, den Bedarf des Unternehmens und seiner Mitarbeiter heraus zu arbeiten und hierfür eine Lösung zu schaffen.

Arbeiten Sie mit Versicherungsmaklern zusammen?
Jein. Grundsätzlich muss ein ebase-Vermittler mindestens eine Zulassung zur Finanzanlagenvermittlung nach §34f GeWo vorweisen, was auf den klassischen Versicherungsmakler meist nicht zutrifft. Allerdings arbeiten  unter anderem auch mit Haftungsdächern und sonstigen Vertriebs-Kopfstellen zusammen, die auch Versicherungsmaklern ohne die genannte Zulassung einen Zugang ermöglichen.

Wie viele Mitarbeiter muss ein Unternehmen im Minimum haben, damit sich eine bAV mit Investmentfonds lohnt?
Ob eine Direktzusage mit Fondsrückdeckung für ein Unternehmen der richtige Durchführungsweg ist, hängt nicht von der Anzahl der Mitarbeiter ab. Unser Haus verwaltet spannende Lösungen für einen oder wenige Mitarbeiter, aber auch für sehr große Belegschaften mit mehreren tausend Versorgungsberechtigten.

Von was dann?
Die Direktzusage ist dann der geeignete Durchführungsweg, wenn das Unternehmen eine individuelle bAV anbieten möchte und bereit ist, sich an der Gestaltung aktiv zu beteiligen sowie zu Gunsten eines attraktiven, transparenten und kostengünstigen Modells einen bestimmten Teil des Kapitalanlagerisikos mitzutragen.

Und in welche Fonds investieren Sie?
ebase bietet den angebundenen Vermittlern und damit auch deren Firmenkunden Zugang zu über 7.000 Investmentfonds und 450 ETFs von mehr als 210 Kapitalverwaltungsgesellschaften und ist damit ein produktunabhängiger Partner. Da es in der Direktzusage keine gesetzlichen oder steuerlichen Einschränkungen bei der Wahl der Investmentfonds gibt, ist jedes Unternehmen frei, gemeinsam mit seinem Berater die für die angebotene bAV passenden Fonds zu wählen.

Welche Produkte sind besonders gefragt?
Unsere Kunden fragen neben den klassischen Fondsprodukten aktuell auch stark ETF- sowie vermögensverwaltende Lösungen nach, welche im Übrigen teilweise auch durch Versicherungsmakler mit §34d Zulassung vermittelt werden können.

In Deutschland werden Börseninvestments traditionell sehr kritisch betrachtet. Haben Sie bei Ihren Kunden keine Schwierigkeiten die Themen Fonds und Betriebsrente zusammenzubringen?
Grundsätzlich haben Sie Recht: Die Betrachtung von Kapitalmarktrisiken ist bei bAV-Lösungen mit Investmentfonds für jedes Unternehmen ein wichtiges Thema. Was sich in den Analysen und Gesprächen dabei aber immer wieder bewahrheitet ist der Grundsatz der "langen Laufzeit". Insbesondere bei der bAV haben wir es sehr häufig mit Anlagezeiträumen von zehn Jahren und mehr zu tun, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Unternehmen zur Leistungserbringung Geld nachschießen muss, statistisch stark reduziert. Davon abgesehen sind Zinsrisiken sowie Risiken aus Gesetzesänderungen und Demografie für Unternehmen oft viel bedeutsamer und gewichtiger und diese treffen auch bei Versicherungslösungen zu. Dies sollte man bei der Risikobewertung nicht aus den Augen verlieren.

Wie aufgeschlossen sind kleine und mittlere Unternehmen gegenüber einer bAV mit Investmentfonds?
Wir verzeichnen bei KMUs bereits seit drei bis vier Jahren ein verstärktes Interesse an bAV-Lösungen mit Investmentfonds. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung stehen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen vor der Herausforderung, interessante Benefits für Mitarbeiter anzubieten, um am Stellenmarkt als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und Mitarbeiter auch längerfristig ans Unternehmen binden zu können. Neben einer bAV mit Investmentfonds werden zu diesem Zwecke auch zunehmend Lebensarbeitszeitkonten zur Finanzierung von Sabbaticals, Vorruhestand, Eltern-, Pflege- oder Altersteilzeit angeboten.

Adelheid Lanz leitet den Bereich Pension Management und Firmenkunden als Prokuristin bei der European Bank for Financial Services GmbH (ebase). Seit 15 Jahren betreut sie Geschäftspartner und Firmenkunden in allen Belangen der bAV.

Autor(en): Alexa Michopoulos

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