Die Finanzkrise sollte eher ein Grund sein, Solvency II nicht einzuführen als umgekehrt, meinte Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Lebensversicherungen AG, am 5. Juli in Köln bei einer Euroforum-Handelsblatt-Tagung.
Die von Solvency II erzeugten Probleme gingen über Modellierungsfragen und schwache Bedeckungsquoten in der Finanzkrise weit hinaus, ist Heinen überzeugt. Es sei schwierig, "korrekt" die Verpflichtung aus einem Lebensversicherungsvertrag für den Versicherer zu messen.
Hier gebe es ein fundamentales Grundproblem: Man möchte heute und weit in die Zukunft (Lebensversicherungsverträge können 40 Jahre und mehr laufen) mit der Methodik messen, die für die Geschäfte von heute gelten.
Wenig Realitätsbezug
Auch stellte der Vorstandschef ironisch die Frage, welchen Realitätsbezug Risikokapitalanforderungen nach Solvency II zur realen Risikoeinschätzung der Märkte etwa bei Euro-Staatsanleihen hätten. So seien bis heute griechische Staatsanleihen nach Solvency II mit null Risiko belegt. Auch stellte Heinen die Prinzipien von Solvency II in Frage: "Was nutzt einem Lebensversicherungskunden ein einjähriger Horizont der Risikomessung?" Außerdem reichten die Laufzeiten der verfügbaren Kapitalanlagen nicht aus, um direkt eine vollständige Zinsstrukturkurve abzuleiten.
Kritik richtete der Chef der Württembergischen auch daran, dass die Volatilität von Immobilien im Regelwerk dramatisch überschätzt werde, nur weil es in London oder Paris vor einigen Jahren einmal größere Preis-Schwankungen gab. Er kam zu dem Schluss, dass auch die Risikoeinstufung von wünschenswerten Infrastrukturinvestitionen nicht adäquat geregelt sei.
Kein Zurück mehr
Dass Solvency II komme, daran gebe es keine Zweifel mehr, betonte Professor Dr. Matthias Müller-Reichart, Studiendekan der Wiesbaden Business School an der Hochschule RheinMain. Der Hochschullehrer hatte wegen der kurzfristigen Absage von Professor Karel van Hulle von der Europäischen Kommission dessen Referat übernommen. So sei der "Point of no Return" längst überschritten.
Der Zeitplan sei etwas in Verzug, die Omnibus II-Richtlinie noch nicht unter Dach und Fach sei. Im September soll Solvency II vom Europäischen Parlament verabschiedet werden. Ab dem 1. Januar 2014 soll das Regelwerk schließlich in Kraft treten.
Bild: © Gerd Altmann /
Die von Solvency II erzeugten Probleme gingen über Modellierungsfragen und schwache Bedeckungsquoten in der Finanzkrise weit hinaus, ist Heinen überzeugt. Es sei schwierig, "korrekt" die Verpflichtung aus einem Lebensversicherungsvertrag für den Versicherer zu messen.
Hier gebe es ein fundamentales Grundproblem: Man möchte heute und weit in die Zukunft (Lebensversicherungsverträge können 40 Jahre und mehr laufen) mit der Methodik messen, die für die Geschäfte von heute gelten.
Wenig Realitätsbezug
Auch stellte der Vorstandschef ironisch die Frage, welchen Realitätsbezug Risikokapitalanforderungen nach Solvency II zur realen Risikoeinschätzung der Märkte etwa bei Euro-Staatsanleihen hätten. So seien bis heute griechische Staatsanleihen nach Solvency II mit null Risiko belegt. Auch stellte Heinen die Prinzipien von Solvency II in Frage: "Was nutzt einem Lebensversicherungskunden ein einjähriger Horizont der Risikomessung?" Außerdem reichten die Laufzeiten der verfügbaren Kapitalanlagen nicht aus, um direkt eine vollständige Zinsstrukturkurve abzuleiten.
Kritik richtete der Chef der Württembergischen auch daran, dass die Volatilität von Immobilien im Regelwerk dramatisch überschätzt werde, nur weil es in London oder Paris vor einigen Jahren einmal größere Preis-Schwankungen gab. Er kam zu dem Schluss, dass auch die Risikoeinstufung von wünschenswerten Infrastrukturinvestitionen nicht adäquat geregelt sei.
Kein Zurück mehr
Dass Solvency II komme, daran gebe es keine Zweifel mehr, betonte Professor Dr. Matthias Müller-Reichart, Studiendekan der Wiesbaden Business School an der Hochschule RheinMain. Der Hochschullehrer hatte wegen der kurzfristigen Absage von Professor Karel van Hulle von der Europäischen Kommission dessen Referat übernommen. So sei der "Point of no Return" längst überschritten.
Der Zeitplan sei etwas in Verzug, die Omnibus II-Richtlinie noch nicht unter Dach und Fach sei. Im September soll Solvency II vom Europäischen Parlament verabschiedet werden. Ab dem 1. Januar 2014 soll das Regelwerk schließlich in Kraft treten.
Bild: © Gerd Altmann /
Autor(en): Bernhard Rudolf