Welche Anforderungen kommen angesichts von MARisk und Solvency II auf die Versicherungswirtschaft zu? Wie müssen die unternehmensweiten Prozesse aussehen, damit sie als Basis für ein modernes Risiko-Management fungieren können? Diese und andere Fragen wurden auf der "9. SimCorp-Fachtagung für Versicherungen 2010" kontrovers diskutiert. Versicherungsmagazin war vor Ort.
Durch die Einführung von Solvency II werden die operativen Anforderungen an die Versicherer und Asset-Manager steigen. Besonders die Datenhaltung wird dann hohen Dokumentations-, Test- und Archivierungs-pflichten unterliegen. Die Prozess- und Transparenzanforderungen sowie das Thema der Kalibrierung müssen noch konkretisiert werden, wobei die Beteiligten darauf achten sollten, dass „hier nicht zu viel und nicht zu wenig gemacht wird“, lautet die Forderung von Experten. Oktober 2012 sollen alle Konkretisierungen von Solvency II abgeschlossen sein, die Umsetzung in nationales Recht erfolgen und die neuen Solvabilitätsvorschriften mit Wirkung zum 1. Januar 2013 in Kraft treten. Ob dieser Zeitplan eingehalten wird, wird von vielen Branchenkenner bezweifelt.
Solvency II behindert den notwendigen Aufbau einer neuen Asset Allocation
Welche Chancen für die Risikokapitalquote in Zeiten von Solvency II mit alternativen Investments und UCITS III (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities) bestehen, skizzierte Michael Busack, geschäftsführender Gesellschafter der Absolut Research GmbH bei der SimCorp Fachtagung in Köln. „Klassisches Hedging ist nicht mehr möglich, eine neue, eine professionellere Form der Asset Allocation muss in der Lebensversicherung realisiert werden, wobei die Risikokapitalquote drastisch erhöht werden müsste“, kommentierte er die augenblickliche Situation. Ein Grund: Die Asymmetrie von Verlusten und Gewinnen müsse aufgehoben werden. Die mögliche Lösung des Problems: Aufbau einer neuen Asset Allocation unter Einbeziehung der Alternativen Investmentwelt. Bis dato seien traditionelle Investments neben alternativen Investments positioniert, wobei es bis zu sieben Asset-Klassen gäbe: Aktien, Anleihen, Immobilien, Hedgefonds, Private Equity, Rohstoffe und alternative Formen wie Katastrophenanleihen oder spezielle Versicherungsrisiken.
In einem neuen Multi-Asset-Portfolio soll es nur noch drei Asset-Klassen geben und zwar Aktien, Anleihen und Liegenschaften. Optional gibt es eine Mischung dieser Vermögensklassen. Dabei sollen die „Real Assets“ unterteilt werden in Rohstoffe, Immobilien, Wald- und Landbesitz. Seit rund zwei Jahren engagiert sich der Herausgeber des Fachmagazins „Absolut Report“ Busack für ein neues Modell der Multi-Asset-Strategie, die zu einer Risikoreduktion führen soll. In seinem Referat strich er vor allem heraus, dass die bislang praktizierte Diversifikation nicht das gehalten hätte, was sie versprochen habe. Aus diesem Grund müsste dieser Aspekt neue definiert werden.
Ohne Risiko gibt es keine ordentliche Rendite
Das Ziel der Versicherer müsse es künftig (wieder) sein, nicht nur Kapitalerhalt zu anzustreben, sondern gleichzeitig auch Rendite zu erzielen, denn „ ohne Risiko schafft man keine Rendite und ohne Rendite bekommt man keine Kunden“. Das Problem des neuen von Busack propagierten Modells: Solvency II steht dieser Multi-Asset-Strategie diametral gegenüber, nur nach Abschaffung dieser Vorschriften wäre diese neue Asset-Welt realisierbar. Da dies wohl kaum geschehen wird, bleibt diese neue Asset-Lösung wohl eher ein Wunschtraum.
Was sich durch die Einführung von Solvency II – positiv und negativ – ändern wird, verdeutlichte Dr. Peter Schenk, Leiter des Kapitalanlagencontrolling der Meag Munich Ergo Asset Management GmbH, den Zuhörern der Kölner Fachtagung. Grundsätzlich glaubt er, dass das Konzept von Solvency II gut ist, das das System risikoorientiert ist, denn die Risiken müssen mit Eigenmitteln unterlegt werden und im Gegensatz zu Solvency I ist der Aspekt der Diversifikation eingebaut. Schenk wörtlich: “Die Risikomanagementprozesse werden bei Solvency II stärker gelebt als nur gemalt. Aktien sowie Immobilien werden dabei nicht an Attraktivität verlieren“.
Wenige glauben an ein Zurückfahren der Komplexität
„Solvency II kommt 2013“ und „Solvency II soll bis 2013 noch deutlich entschlackt werden“ – diesen Ankündigungen der EU-Kommission sowie der Forderung - auch - des GDV standen die Besucher der SimCorp-Fachtagung eher skeptisch gegenüber. Die meisten erwarten vielmehr, dass die Umsetzung von Solvency II erneut verschoben wird und dass das Regelwerk keineswegs an Komplexität verliert - wenn nicht sogar noch komplexer wird.
Bild: Christoph Ruhland, ©
Durch die Einführung von Solvency II werden die operativen Anforderungen an die Versicherer und Asset-Manager steigen. Besonders die Datenhaltung wird dann hohen Dokumentations-, Test- und Archivierungs-pflichten unterliegen. Die Prozess- und Transparenzanforderungen sowie das Thema der Kalibrierung müssen noch konkretisiert werden, wobei die Beteiligten darauf achten sollten, dass „hier nicht zu viel und nicht zu wenig gemacht wird“, lautet die Forderung von Experten. Oktober 2012 sollen alle Konkretisierungen von Solvency II abgeschlossen sein, die Umsetzung in nationales Recht erfolgen und die neuen Solvabilitätsvorschriften mit Wirkung zum 1. Januar 2013 in Kraft treten. Ob dieser Zeitplan eingehalten wird, wird von vielen Branchenkenner bezweifelt.
Solvency II behindert den notwendigen Aufbau einer neuen Asset Allocation
Welche Chancen für die Risikokapitalquote in Zeiten von Solvency II mit alternativen Investments und UCITS III (Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities) bestehen, skizzierte Michael Busack, geschäftsführender Gesellschafter der Absolut Research GmbH bei der SimCorp Fachtagung in Köln. „Klassisches Hedging ist nicht mehr möglich, eine neue, eine professionellere Form der Asset Allocation muss in der Lebensversicherung realisiert werden, wobei die Risikokapitalquote drastisch erhöht werden müsste“, kommentierte er die augenblickliche Situation. Ein Grund: Die Asymmetrie von Verlusten und Gewinnen müsse aufgehoben werden. Die mögliche Lösung des Problems: Aufbau einer neuen Asset Allocation unter Einbeziehung der Alternativen Investmentwelt. Bis dato seien traditionelle Investments neben alternativen Investments positioniert, wobei es bis zu sieben Asset-Klassen gäbe: Aktien, Anleihen, Immobilien, Hedgefonds, Private Equity, Rohstoffe und alternative Formen wie Katastrophenanleihen oder spezielle Versicherungsrisiken.
In einem neuen Multi-Asset-Portfolio soll es nur noch drei Asset-Klassen geben und zwar Aktien, Anleihen und Liegenschaften. Optional gibt es eine Mischung dieser Vermögensklassen. Dabei sollen die „Real Assets“ unterteilt werden in Rohstoffe, Immobilien, Wald- und Landbesitz. Seit rund zwei Jahren engagiert sich der Herausgeber des Fachmagazins „Absolut Report“ Busack für ein neues Modell der Multi-Asset-Strategie, die zu einer Risikoreduktion führen soll. In seinem Referat strich er vor allem heraus, dass die bislang praktizierte Diversifikation nicht das gehalten hätte, was sie versprochen habe. Aus diesem Grund müsste dieser Aspekt neue definiert werden.
Ohne Risiko gibt es keine ordentliche Rendite
Das Ziel der Versicherer müsse es künftig (wieder) sein, nicht nur Kapitalerhalt zu anzustreben, sondern gleichzeitig auch Rendite zu erzielen, denn „ ohne Risiko schafft man keine Rendite und ohne Rendite bekommt man keine Kunden“. Das Problem des neuen von Busack propagierten Modells: Solvency II steht dieser Multi-Asset-Strategie diametral gegenüber, nur nach Abschaffung dieser Vorschriften wäre diese neue Asset-Welt realisierbar. Da dies wohl kaum geschehen wird, bleibt diese neue Asset-Lösung wohl eher ein Wunschtraum.
Was sich durch die Einführung von Solvency II – positiv und negativ – ändern wird, verdeutlichte Dr. Peter Schenk, Leiter des Kapitalanlagencontrolling der Meag Munich Ergo Asset Management GmbH, den Zuhörern der Kölner Fachtagung. Grundsätzlich glaubt er, dass das Konzept von Solvency II gut ist, das das System risikoorientiert ist, denn die Risiken müssen mit Eigenmitteln unterlegt werden und im Gegensatz zu Solvency I ist der Aspekt der Diversifikation eingebaut. Schenk wörtlich: “Die Risikomanagementprozesse werden bei Solvency II stärker gelebt als nur gemalt. Aktien sowie Immobilien werden dabei nicht an Attraktivität verlieren“.
Wenige glauben an ein Zurückfahren der Komplexität
„Solvency II kommt 2013“ und „Solvency II soll bis 2013 noch deutlich entschlackt werden“ – diesen Ankündigungen der EU-Kommission sowie der Forderung - auch - des GDV standen die Besucher der SimCorp-Fachtagung eher skeptisch gegenüber. Die meisten erwarten vielmehr, dass die Umsetzung von Solvency II erneut verschoben wird und dass das Regelwerk keineswegs an Komplexität verliert - wenn nicht sogar noch komplexer wird.
Bild: Christoph Ruhland, ©
Autor(en): Meris Neininger