Sind Fondspolicen topp oder ein Flop?

Die Lebensversicherungsbranche boomt. Wer aber glaubt, das liege nur an der großen Renaissance der Kapitallebensversicherung, irrt. Fondspolicen zählen trotz der Börsen-Baisse der letzten drei Jahre, den Skandalen in den USA und den Ungereimtheiten durch Untersuchungen der Aufsicht bei deutschen Investmentgesellschaften zu des Bundesbürgers Lieblingen. 6,4 (Vorjahr 5,4) Millionen Fondspolicen in den Beständen der Lebensversicherer hierzulande per 1. Januar 2003 sprechen für sich.

Zwar war, wie die Trendstudie 2003 der Unternehmensberatung Tillinghast-Towers Perrin zeigt, das Neugeschäft der Fondspolicen in den ersten Quartalen 2003 leicht rückläufig, doch sollte das bis zum Jahresende gut kompensiert werden. Allein im dritten Quartal 2003 zog das Neugeschäft hier um 13 Prozent gegenüber den Vormonaten an. Zum Jahresende lagen dann die Zahlen im Neuzugang nach laufenden Jahresprämien hochgerechnet mit knapp 1,10 Milliarden Euro wieder nahezu gleich auf wie Ende 2002 (1,14 Milliarden Euro).

Nur partiell Schaden genommen


Das Ansehen der Fondspolicen scheint nach den prekären Börsenzeiten – liest man den jüngsten Report der auf den deutschen Fondsmarkt spezialisierten Münchener Gesellschaft FinanzResearch – nur partiell Schaden genommen zu haben.

In den letzten zehn Jahren ging es eigentlich immer nur bergauf, so FinanzResearch. Der Neuzugang an der Versicherungssumme bei Fondspolicen sei ab Mitte der neunziger Jahre förmlich explodiert. Von 5 Milliarden Euro 1995 auf 35 Milliarden im Jahr 2001 und 80 Milliarden Euro zum Jahresbeginn 2003.

Die LV-Branche erwartet für 2003 bei den Beiträgen aus dem gesamten Neugeschäft – inklusive Fondspolicen - einen deutlichen Zuwachs, wobei die Einmalbeiträge mit 9,7 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro stärker steigen dürften als die laufenden Beiträge (plus 3,2 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro). Laut Hochrechnung des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden 2003 rund 8,0 Millionen Lebensversicherungsverträge neu abgeschlossen. Bisher konnte der Anteil an Fondspolicen daran nicht herausgerechnet werden.

FinanzResearch stellte dazu fest: Fondspolicen stellen inzwischen knapp 9 Prozent des gesamten LV-Prämienaufkommens. Im Jahr 2000 belief sich der Anteil erst auf 5,7 Prozent. Im Jahr 2002 investierten die Bundesbürger dann doch etwas zögerlicher. Sie legten rund zehn Milliarden Euro in die für Fondspolicen verfügbaren Fonds an, was gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 700 Millionen Euro bedeutete.

Obwohl inzwischen nahezu alle bedeutenden deutschen Lebensversicherer Fondspolicen anbieten, verbuchen nur wenige, vornehmlich Maklerversicherer, damit Erfolge. Diese wenigen allerdings prägen die Sparte, stellt FinanzResearch fest.

In seinem Fondspolicen-Report 2004 werden nun die Unternehmen herausgestellt, die entscheidend mehr Terrain als ihre Wettbewerber in Sachen Fondspolicen gut machen konnten.

Fondsgebundene Rente macht das Rennen


Bei den Fondspolicen macht inzwischen die fondsgebundene Rentenversicherung (FRV) eindeutig das Rennen. Knapp 54 Prozent des gesamten Neuzugangs entfiel auf sie. Weit abgeschlagen erreichten die fondsgebundenen Riester-Produkte in keinem Fall die Ziellinie, denn der Neuzugang, so stellte Tillinghast-Tower Perrin fest, betrug in den ersten drei Quartalen insgesamt weniger als 25 Prozent der Gesamtzahlen aus dem Vorjahr 2002.

Folgt man dem Report von FinanzResearch, kristallisiert sich die Aachener und Münchener Lebensversicherung (A+M) als Marktführer bei den Fondspolicen heraus. Dazu verhalf ihr vor allem die Vertriebsgesellschaft DVAG (Deutsche Vermögens-Aktiengesellschaft). Mit dem Produkt "Start-Ziel-Renten-Police" ergatterte die A+M einen Marktanteil von mehr als 24 Prozent. Es folgen nach Recherchen von FinanzResearch der Deutsche Herold, die Nürnberger Leben (die 1970 die erste deutsche Fondspolice vertrieb) und MLP.

Jeder Vertriebskanal bekommt, was er will


Prof. Frank W. Mühlbradt von FinanzResearch ermittelte auch, dass das breite Fonds- und Produktsortiment der Continentale auf großes Interesse vor allem bei der freien Maklerschaft stieß: "Hier bekommt jeder Vertriebskanal alle Produkte und Fonds, die er haben möchte." Für die Branche überraschend gut auch die neue leben in Hamburg. Sie steche wegen ihres beispielhaften Preis-/Leistungsverhältnisses hervor – niedrige Kosten und ein kundenfreundliches Bedingungswerk.

Ein wichtiger Teil der Maklerschaft schwört daneben auf die Policen der schwedischen Skandia, die quasi das Produkt Fondspolice für Europa "erfunden" hat. Mit ihrer deutschen Tochter nicht mehr vom hiesigen Markt wegzudenken, falle das Unternehmen immer wieder mit wegweisenden Innovationen auf, so jüngst mit der Aufnahme von Hedge Fonds in die Fondspalette.

Den überzeugendsten Fondspolicen Marktauftritt attestiert FinanzResearch dem Münchener Lebensversicherer WWK. "Diese Gesellschaft überrollt mit ihrem Fondspolicen-Marketing den Markt." Die WWK Marketingexperten sind als echte Motivationstrainer bekannt.

Achtung Storno-Quoten


FinanzResearch verschweigt jedoch nicht, dass die Fondspolicen Branche trotz allem stärkeren Gegenwind verspüre. Die Stornoquote bei Fondspolicen im Marktdurchschnitt sei zwar noch nicht genau zu berechnen, doch liege sie sicherlich weit über der durchschnittlichen Stornoquote von fünf Prozent aller abgeschlossen Lebensversicherungen. Bezüglich der Stornos bei Fondspolicen sei hier die CiV (25 Prozent) trauriger Spitzenreiter, gefolgt von der Concordia (20 Prozent) und der LV 1871 (18 Prozent).

Noch liegen keine exakten Zahlen für das Jahr 2003 vor, doch scheint bereits jetzt absehbar, dass mit allmählich steigenden Börsenkursen auch die Lust auf Fondspolicen wieder wächst, nachdem selbst in turbulenten Zeiten kein nennenswerter Einbruch zu verzeichnen war.

Autor: Marianne Storck

Autor(en): Marianne Storck

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