Schnelle Hilfe nicht bei jedem Missgeschick

Die Allianz definiert den Servicegedanken neu, lobte sich Vorstand Dr. Karl-Walter Gutberlet, bei Vorstellung des neuen Haus- und Wohnungsschutzbriefes quasi selbst. Immerhin verspricht der Marktführer, Probleme von Eigentümern und Mietern schnell, unkompliziert und in aller Regel ohne finanzielle Belastung zu lösen.

Der Blick in die Produktbeschreibung offenbart zunächst nur 11 versicherte Missgeschicke. Neun davon sind auch auf eine Schadenhöhe von jeweils 300 Euro begrenzt:

- Schlüsseldienst
- Rohrreinigungs-Service
- Sanitär-Installateur-Service
- Elektro-Installateur-Service
- Heizungs-Installateur-Service
- Notheizung
- Schädlingsbekämpfung
- Entfernung von Wespennestern
- Unterbringung von Tieren (Hund, Katze, Hamster, Meerschweinchen und Kaninchen) im Notfall.

Die beiden anderen Leistungen, Kinderbetreuung im Notfall (bis 48 Stunden) sowie ein Dokumentendepot (bis 15 DIN-A4-Seiten), sind auch nicht gerade der Stein der Weisen. Hinzu kommt, dass die Gesamtleistung für alle Fälle, die die ersten 9 Leistungen betreffen, auf insgesamt 1.000 Euro pro Jahr begrenzt ist.

Unabhängige Police


Der Versicherungsschutz gilt für die in der Police genannte ständig bewohnte Wohnung einschließlich Balkon, Loggia, Dachterrasse, Keller- und Speicherräume sowie Garage (nicht: Stellplätze innerhalb von Sammelgaragen). Im Fall der Fälle organisiert die Allianz rund um die Uhr die dafür benötigten Handwerker oder sonstigen Dienstleistungen, sorgt für die umgehende Behebung des Schadens und übernimmt – im Rahmen der Limits – die Kosten dafür. Die Police kann unabhängig von anderen Versicherungsverträgen abgeschlossen werden.

Notfall-Hotline richtig platzieren


Kunden erhalten eine Notfall-Hotline, die sie am besten auch beim Nachbarn hinterlegen, falls die Tür mal ungewollt ins Schloss fällt. Der Rest erledigt sich für den Versicherten "wie von selbst" – eigentlich auch ein Pluspunkt für den Vertrieb, der sich im Schadenfall damit den Rücken freihält.

In den "Allgemeinen Versicherungsbedingungen für den Allianz Haus- und Wohnungsschutzbrief" (AHWS) wird allerdings deutlich, dass der Schutz nochmals in bestimmten Situationen eingeschränkt wird. So werden beim Schlüsseldienst nur die Kosten für Notöffnung sowie ein provisorisches Schloss erstattet. Im Sanitärbereich deckt die Police den nötigen Austausch defekter Dichtungen und verkalkter Armaturen oder Boiler nicht ab. Im Elektrobereich gibt es keine Leistung bei Defekt von E-Geräten, Heizkessel, Lampen, Telefonanlagen und Stromzählern. Wenn der Heizkessel streikt, ist die Versicherung außen vor – ebenso wie bei defektem Brenner, Tank oder defekten Heizungsrohren sowie Korrosionsschäden. Ist eine Notheizung nötig, so werden maximal 3 Leihheizgeräte bezahlt, die zusätzliche Stromkosten jedoch nicht.

Es lässt sich trefflich streiten, ob der Hausschutzbrief sinnvoll ist oder nicht. Dasselbe gilt auch für Autoschutzbriefe. Immerhin scheinen Hauseigentümer und Vermieter eher als Zielgruppe geeignet, weil sie ihre unvorhergesehenen Reparaturkosten eingrenzen können. Um reguläre Wartung und Instandhaltung kommen sie jedoch nicht herum; die sind nicht versichert.

BdV übt Kritik


Der Bund der Versicherten (BdV) kritisiert das Angebot als überflüssig. Mieter könnten damit gar nichts anfangen: Kosten für unverschuldete Schäden an der Mietsache müsse ohnehin der Vermieter zahlen. "Schäden an Waschmaschine, Geschirrspüler oder Fernseher sind aber gar nicht mitversichert", so BdV-Geschäftsführer Frank Braun. Dennoch dürfte der attraktive Preis von 4,86 Euro im Monat bzw. 55,01 Euro für den ein-Jahresvertrag manchen Eigentümer zum Abschluss verleiten. Existenzielle Risiken wie Sturm, Feuer oder Hochwasser gehen beim Versicherungsschutz aber vor.

Autor(en): Detlef Pohl

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