Trotz gestiegener Elementarschadenbelastung (schwere Stürme, Hitzeperioden, starke lokale Überschwemmungen) haben die deutschen Schaden- und Unfallversicherer im Geschäftsjahr 2018 ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Wenn massive wetterbedingte Katastrophen ausbleiben, erwartet die Rating-Agentur Assekurata auch in diesem Jahr trotz weiter rückläufiger Kapitalanlageergebnisse eine insgesamt verbesserte Ertragslage.
Zwar fiel der versicherungstechnische Gewinn im Vorjahr mit 2,6 Milliarden Euro niedriger aus als 2017 (4,5 Milliarden Euro), allerdings hätten die wirksame Rückversicherungsgestaltung und die hohen Sicherheitsmittel der Branche das Ergebnis stabilisiert, erläutert Dennis Wittkamp, Fachkoordinator Schaden-/Unfallversicherung der Assekurata und Autor der Untersuchung. Der Experte führt weiter aus: „So haben die Unternehmen 2018 branchenweit mehr als 1,4 Milliarden Euro aus der Schwankungsrückstellung entnommen und bestimmungsgemäß zur Glättung der Ergebnisse verwendet.“
Beitragswachstum kompensiert gestiegene Schäden
Auch bei den Beitragseinnahmen konnte die Branche ihren Wachstumskurs fortsetzen und diese um 3,3 Prozent auf mittlerweile 70,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 68,2 Milliarden Euro) steigern. Diese konnten die deutlich auf 53,5 Milliarden Euro angestiegenen Versicherungsleistungen (Vorjahr: 50,1 Milliarden Euro) kompensieren. Als Konsequenz aus dem Beitragswachstum schlug sich die gestiegene Schadenbelastung lediglich in moderat auf die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) nieder, die von 93,2 auf rund 96 Prozent anstieg.
Hausrat- und Haftpflichtversicherung sind solide Erfolgslieferanten
Mit Ausnahme der Sorgenkinder Wohngebäude- und der Unfallversicherung zeigen sich alle anderen Zweige der Schadenversicherung als so genannte „vitale Ertragsträger“. In diese Rubrik fallen Zweige, die eine Combined Ratio unter 100 Prozent aufweisen und zugleich einen Bestandszuwachs an Verträgen zu verzeichnen haben. Dabei profiliert sich neben der Hausratversicherung insbesondere die Haftpflichtversicherung als solider Erfolgslieferant. Hingegen liegt die Unfallversicherung als einziger Zweig im Feld der „gesättigten Ertragsträger“, das die Kombination einer CR unter 100 Prozent bei einem gleichzeitigen Vertragsrückgang charakterisiert. Damit ist das Unfallgeschäft zwar weiterhin ertragreich, jedoch konnten die Versicherer in Summe keine Vertragszuwächse generieren.
Kfz-Versicherung noch im grünen Bereich
Zum Wachstum der Branche hat auch die Kraftfahrtversicherung beigetragen, die zudem weiterhin eine Combined Ratio knapp unterhalb der 100-Prozent-Marke ausweist. „Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Prämien zum Jahreswechsel entwickeln. Drehen die beiden Branchengrößen stärker als erwartet an der Preisschraube, werden auch andere Marktteilnehmer ein Stück weit folgen müssen. Das würde die Margen der Versicherer stärker unter Druck setzen“, prophezeit Wittkamp. Wachstumsseitig dürfte das Thema Telematik aus Sicht von Assekurata für zusätzliche Bewegung im Kfz-Markt sorgen. Das Absatzpotenzial dieser Tarife habe sich allein dadurch erhöht, dass die Branchengrößen Huk-Coburg und Allianz die vormals zielgruppenspezifischen (junge Fahrer/Fahranfänger) Angebote nun für alle Fahrer geöffnet haben.
Autor(en): Bernhard Rudolf