Cyber-Versicherungen werden in der Schaden- und Unfallversicherer künftig verstärkt in den Fokus rücken, glauben die Experten der Ratingagentur Assekurata in ihrem "Marktausblick zur Versicherungswirtschaft 2017/2018".
Die Cyber-Versicherung steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Während US-amerikanische Unternehmen im vergangenen Jahr fast drei Milliarden US-Dollar für Cyber-Policen ausgegeben hätten, seien im deutschen Markt nur rund 100 Millionen US-Dollar ausgegeben worden, heißt es im Marktausblick des Analysehauses.
KMU unterschätzen ihr Risiko
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen unterschätzten das Risiko Opfer einer Cyber-Attacke zu werden, meinen die Experten. "Angesichts des hohen Nachholbedarfs des deutschen Mittelstands und der durch die jüngsten Attacken wie 'WannaCry' weiter gestiegenen Aufmerksamkeit für die Cyberkriminalität bestehen mittel- bis langfristig durchaus hohe Wachstumspotenziale im deutschen Markt."
Ob dabei Prognosen bestätigt würden, die die Cyber-Versicherung künftig als Sparte noch vor der Kfz-Versicherung sähen, sei allerdings fraglich sagt Dennis Wittkamp, Senior-Analyst bei Assekurata und Autor der Untersuchung. Dazu seien unter anderem weitere Produkt- und Prozessinnovationen sowie moderne Analysetechnologien nötig. Letztere seien notwendig, um das zu versichernde Risiko zu spezifizieren und verbesserte Cyber-Versicherungslösungen zu unterstützen, so Wittkamp.
E-Call kann Telematik-Tarife befeuern
Auch im Segment der Telematik-Tarife sehen die Analysten Wachstumschancen für die Branche. Diese seien vor allem im Zusammenhang mit der Einführung von E-Call wahrscheinlich. Ab März 2018 muss das elektronische Ortungssystem in jedem Neuwagen vorhanden sein. "Dank E-Call wäre künftig die notwendige Technologie zum Erfassen und Senden der Daten bereits in den Fahrzeugen installiert, so dass sich Angebot und Nachfrage mittelfristig weiter erhöhen dürften", meint Wittkamp.
Der Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2017 zeigt, dass die Branche im vergangenen Jahr mit 2,3 Milliarden Euro ( 2,5 Milliarden Euro im Vorjahr) erneut einen versicherungstechnischen Gewinn ausweisen konnte. Die Gesellschaften konnten erneut von den sehr stabilen Erfolgsbeiträgen die Hausrat-, Unfall- und Haftpflichtversicherung profitieren.
Zweite Jahreshälfte verlief ruhig
In der Kfz- und der verbunden Wohngebäudeversicherung ist den Unternehmen 2016 gelungen Beitragsanpassungen durchzusetzen. "Trotz der Beitragsanpassungen der vergangen Jahre befinden sich allerdings nicht alle Gesellschaften in der Gewinnzone", heißt es im Marktausblick. Während die Kfz-Versicherer mit steigenden Schadenkosten kämpften, seien in der Wohngebäudeversicherung die Leitungswasserschäden weiter wesentliche Treiber für Beitragsanpassungen.
Dank dem Ausbleiben größerer Elementarschäden in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres sei die Combined Ratio in den Kaskosparten nur moderat angestiegen. "In der Wohngebäudeversicherung lag die Quote nach 15 verlustreichen Jahren sogar erstmals wieder unterhalb der Grenze von 100 Prozent."
Autor(en): Alexa Michopoulos