Unveränderte Hoffnung setzen die deutschen Schaden- und Unfallversicherer auf Cyber-Policen. Aber auch das Segment der Gewerbeversicherungen rückt in den Fokus der Unternehmen, dies zeigt der Marktausblick zur Schaden-/Unfallversicherung 2018 der Rating-Agentur Assekurata.
Das vergangene Jahr verlief für die meisten Schaden- und Unfallversicherer positiv. Die Branche konnte 2017 Einnahmen in Höhe von 68,2 Milliarden Euro erzielen. Das ist ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (66,3 Milliarden Euro). Deshalb konnte sie die ebenfalls leicht gestiegenen Versicherungsleistungen in Höhe von über 50 Milliarden Euro (49,3 Milliarden Euro im Vorjahr) überkompensieren. Der versicherungstechnische Gewinn lag 2017 in der Schaden-/Unfallversicherung branchenweit mit 3,4 Milliarden Euro etwa auf Vorjahresniveau (3,5 Milliarden Euro).
Hohe Schadenaufwendungen für Wetterereignisse zu erwarten
Während das gute Ergebnis von 2017 nicht zuletzt auf den unterdurchschnittlichen Naturgefahrenverlauf zurückzuführen ist, hat sich Jahr 2018 für die Branche bislang herausfordernd dargestellt. Das Sturmtief "Burglind" verursachte bereits kurz nach dem Jahreswechsel Schäden im dreistelligen Millionenbereich. Kurz danach zog mit "Friederike" der zweitschwerste Wintersturm seit 1997 über große Teile Deutschlands hinweg und hinterließ Schäden im unteren Milliardenbereich. Heftige Stürme, Starkregen- und Hagelereignisse kamen in den Folgemonaten dazu. "Wir gehen davon aus, dass bei den Schadenaufwendungen im weiteren Jahresverlauf die Zwei-Milliarden-Euro-Marke aus dem Vorjahr überschritten wird", prognostiziert Dennis Wittkamp, Senior-Analyst bei Assekurata und Autor der Untersuchung.
In der Kfz- und gebundenen Wohngebäudeversicherung bemühe sich die Branche unverändert um Sanierung, so die Analysten. Viele Versicherer hätten sowohl in der Kfz-Haftpflicht als auch in der Kaskoversicherung abermals Beitragsanpassungen durchgesetzt und ihre versicherungstechnische Ertragslage stabilisieren können. Obwohl die Marktdurchdringung noch niedrig sei, wachse die Nachfrage nach Telematik-Tarifen. Schwierig für die Kfz-Versicherer sei der Umstand, dass die Hoheit über die Daten, die für die Pay-as-you-drive-Tarife benötigt werden (noch) bei den Autoherstellern liege.
Wachstumshoffnung Cyber
Die Cyber-Versicherung bleibt unverändert die Wachstumshoffnung für die deutschen Schaden-/Unfallversicherer. In den vergangenen Monaten hätten viele Versicherer Cyber-Konzepte auf den Markt gebracht. Trotz der Cyber-Musterbedingungen, die der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft entwickelt habe, sei es nicht gelungen einen Marktstandard zu etablieren. So seien die existierenden Deckungskonzepte nur schwer vergleichbar.
Darüber hinaus rücke bei der Suche nach Ertragsquellen das Segment der Gewerbeversicherung stärker ins Visier der Anbieter. Viele Versicherer entwickelten neue Produktstrategien, um sich im Gewerbemarkt neu zu positionieren. "Um das bestehende Wachstumspotenzial zu heben, nimmt produktseitig das Angebot an so genannten Branchenlösungen zu. Dahinter verbirgt sich meist Versicherungsschutz nach dem Baukastenprinzip mit obligatorischen und freiwilligen Modulen, die speziell auf die jeweilige Branche zugeschnitten sind", erläutert Wittkamp
Branche kann sich nicht auf Lorbeeren ausruhen
"Ungeachtet der soliden wirtschaftlichen Situation wird die Bedeutung gezielter Maßnahmen zur Stabilisierung der Ertragslage für die Schaden-/Unfallversicherer künftig zunehmen", erwartet der Experte. Die Branche müsse nicht nur die infolge der andauernden Niedrigzinsen schmelzenden Kapitalanlageerträge kompensieren, sondern möglicherweise auch ertragsschwächere Personenversicherer im Konzern zumindest mittelbar stabilisieren.
Autor(en): Versicherungsmagazin.de