Die Daten für den Markt der Schaden- und Unfallversicherer in Deutschland sind nicht schlecht. Es gibt allgemein solides Wachstum und meist positive Ertragszahlen. Das zeigt ein Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenanalyse für 2020.
Eine besondere Problemsparte fällt aber weiterhin ins Auge: Die Wohngebäudeversicherung. Makler sollten sich hier die Zahlen der Assekuranzen genau anschauen. Der Handlungsbedarf kann sehr unterschiedlich ausfallen. In der Sparte klagen viele Versicherer weiterhin über hohe Leitungswasserschäden. Da hilft es oft nicht, wenn sich bundesweit der „Trend bei den Beitragsanpassungen fortsetzt“, wie eine Assekuranz im Geschäftsbericht feststellt.
Viele Versicherer verbuchen dicke Verluste
Von den 55 Gesellschaften, die die Sparte Wohngebäude betreiben und Daten ausweisen, müssen 2020 wieder 32 Unternehmen ein negatives versicherungstechnischen Ergebnis hinnehmen. Allein voran die Allianz. Der große Anbieter von Wohngebäudepolicen aus München macht seit Jahren hier hohe Verluste. Immerhin konnte im vergangenen Jahr das Minus im eigenen Geschäft nach Schwankungsrückstellungen mit rund 65 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr halbiert werden. Stark negativ betroffen sind zudem R+V Allgemeine (minus 48 Millionen Euro), Signal Iduna (minus 32,5 Millionen Euro ), die Gothaer (minus 28,7 Millionen Euro) und die Provinzial Nord (minus 22,1 Millionen Euro).
Mit deutlichen Sanierungsbemühungen zu rechnen
Demgegenüber haben - wohl durch etliche Sanierungen - Unternehmen wie der Bayerische Landesbrandverband, die Provinzial Rheinland, die Huk-Coburg Allgemeine, der Bayerische Versicherungsverband und die DEVK Allgemeine ihr Wohngebäudegeschäft nun im Griff. Alle genannten Unternehmen haben positive zweistellige versicherungstechnische Ergebnisse in dieser Sparte. Empfehlenswert ist ein Vergleich zwischen der Kennzahl zum Bestandsanteil und technischem Gewinn oder Verlust. Wer hier gut aufgestellt ist, dürfte eine gewisse Prämiensicherheit gewähren. Auf der anderen Seite muss man wohl bei vielen Assekuranzen mit deutlichen Sanierungsbemühungen in den nächsten Jahren rechnen.
Salamitaktik aus Angst vor der Öffentlichkeit
Vermittler müssen die Wohngebäudesparte vor allem deshalb im Auge behalten, weil viele Versicherer mit Problembestand nach der Salamitaktik meist nur Teilbestände anpassen, um nicht voll in den Focus der Öffentlichkeit zu geraten. Zudem sind trickreiche Änderungskündigungen, Risikoausschlüsse, wie etwa für bestimmte Rohre oder Selbstbeteiligungen, möglich.
Insgesamt sind die Schaden- und Unfallversicherer sehr gut durch die Corona-Zeit gekommen. Das zeigt der Blick auf den Markt auf Basis einer kompakten Kennzahlenübersicht. Bei den einzelnen Unternehmen gibt es aber erhebliche Unterschiede. Manche schwächeln insgesamt, andere in bestimmten Sparten.
Veröffentlicht wird die umfangreiche Übersicht im November-Heft von Versicherungsmagazin
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek