Rückgang bei der Krankenvollversicherung

Ob Bürgerversicherung oder Gesundheitsprämie sich durchsetzen werden, oder ob plötzlich noch eine dritte bisher unbekannte Lösung kommen wird, können Gesundheitspolitiker genauso wenig abschätzen wie die Verantwortlichen der Privaten Krankenversicherer (PKV). Der PKV-Verband legte jetzt seinen Zahlenbericht 2003/2004 vor. Eindeutiges Fazit: Die politischen Verunsicherungen schlagen sich in den PKV-Ergebnissen nieder.

Bei den Bundesbürgern ist nicht nur die Verunsicherung zu spüren, sondern auch sinkendes Interesse an der privaten Vollversicherung. Wenn aber in dieser Kategorie Rückgänge zu verzeichnen seien, so liege das besonders auch an der Heraufsetzung der Pflichtversicherten-Grenze. Das sorgte für sinkendes Neugeschäft, ist beim PKV-Verband zu erfahren.

Während der Bestand in der Krankheitsvollversicherung 2002 noch um 213.600 Personen angestiegen war, reduzierte sich der Nettozugang 2003 auf 186.600 Personen. "Für 2004 dürfte sich der Bestandszuwachs weiter verringern", teilt ein Sprecher des PKV-Verbandes mit: Bis zum 30.6.2004 verzeichnete die Krankheitsvollversicherung einen Zugang von 76.300 Personen (vergleichbarer Vorjahreszeitraum 82.400 Personen).

Außerordentliche Anhebung
Per 31. Dezember 2003 waren so bei den 49 Mitgliedsunternehmen des PKV-Verbandes 8,110 Millionen Personen als Vollversicherte verzeichnet worden. Ende Juni 2004 belief sich die Zahl auf 8,187 Millionen Versicherte. "Diese Entwicklung ist die Folge der außerordentlichen Anhebung der Versicherungspflicht-Grenze zum 1.1.2003", teilt dazu Verbandsdirektor Dr. Volker Leienbach mit.

Private Pflegeversicherung rückläufig
Auch die Entwicklung in der privaten Pflegepflichtversicherung zeigt rückläufige Zahlen. Zum 31.12.2003 waren 8,999 Millionen Personen so versichert. Wie der PKV-Verband mitteilt, lag der Nettozugang von 172.200 Personen unter dem der Krankheitsvollversicherung, da "in der Pflegepflichtversicherung auch die Versicherten der Postbeamtenkrankenkasse und der Krankenversorgung der Bundesbahnbeamten mitgezählt werden". Bei diesen Personengruppen handele es sich um so genannte geschlossene Versichertenkollektive, bei denen es nur noch Abgänge, aber keine Neuzugänge mehr gebe.

Ein Plus bei den Zusatzversicherungen
In der Kategorie Zusatzversicherungen ergab sich beim PKV-Verband ein anderes Bild. Während die Gesundheitspolitiker noch um die Zahnzusatzversicherung und mögliche Formen als Bestandteil in der gesetzlichen Krankenversicherung rangeln, verzeichnete die PKV hier Zuwächse.

Bei den privaten Zusatzversicherungen bestanden 2003 14,7 Millionen (2002: 14,2 Millionen) Verträge. Volker Leienbach: "Durch das GKV-Modernisierungsgesetz und die damit verbundenen Einschnitte in den GKV-Leistungskatalog seit Januar 2004 sehen viele die Notwendigkeit einer privaten Zusatzversicherung". Bis zum Jahresende 2004 rechnet der PKV-Verband mit einem Versicherungsbestand von etwa 8,3 (2002: 7,7) Millionen Personen bei deutlich über 15 Millionen Verträgen. "Die Zahl der versicherten Personen liegt deshalb unter der Zahl der abgeschlossenen Verträge, weil viele Personen mehr als eine Zusatzversicherung abgeschlossen haben", erklärt der Verband dazu.

Niedriges Beitragsaufkommen
Insgesamt gehe es bei den Zusatzversicherungen aber nur um ein niedriges Beitragsaufkommen, denn der Anteil der Zusatzversicherung (ohne Krankentagegeld und Krankenhaustagegeld) an den gesamten Beitragseinnahmen sei erneut von 12,95 Prozent im Jahr 2002 auf 12,43 Prozent im letzten Jahr gesunken. Dennoch sei ein großes Interesse an einer Zusatzversicherung bei allen Versicherungsarten zu beobachten. Der Zuwachs in Prozent-Punkten bei
  • Wahlleistungen im Krankenhaus 5,41 Prozent;
  • Ambulante Ergänzungsversicherung 6,29 Prozent;
  • Krankenhaustagegeld 2,35 Prozent und
  • Pflegezusatzversicherung 8,64 Prozent.


Bei der Sonderform "Auslandsreisekrankenversicherung", bei der es sich nicht um eine Zusatzversicherung im klassischen Sinne handele, sei ein Rückgang von 26,824 Millionen im Jahr 2002 auf 26,603 Millionen Versicherte im letzten Jahr zu verzeichnen, teilte der PKV-Verband mit.

Autor(en): Ellen Boquel

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