Riester-Boom in Deutschland

Die Altersvorsorgesparer in Deutschland entscheiden sich in 2007 weiter in großer Zahl für die vom Staat mit Zuschüssen und Steuerersparnissen umfangreich geförderte Riester-Rente. Im ersten Quartal 2007 kamen 620.000 neue Verträge hinzu - fast 50.000 mehr als im Vergleichszeitraum 2006. Dies sei Rekord für "ein erstes Quartal beim Abschluss über eine Zusatzrente", lässt das zuständige Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) verlauten. Allerdings dürfte der Begriff "Zusatzrente" an der Realität vorbei gehen. Denn: Mit Einführung der Riester-Rente 2002 sollte durch private Einzahlungen lediglich die Rentenlücke geschlossen werden, die sich durch die Rentenreform 2002 neu aufgetan hatte. Wer also keine Riester-Rente abschließt, erhält fünf Prozent weniger Altersrente.

Wie auch immer: Derzeit sparen knapp 8,5 Millionen Menschen per Riester-Vertrag für die ergänzende Altersvorsorge - und profitieren so von Grund- und Kinderzulagen bzw. vom Sonderausgabenabzug bei der Steuererklärung. Zum Vergleich: Ende März 2006 waren es erst 6,2 Millionen Anleger. Zum Jahreswechsel 2006/2007 war die Zahl dann auf gut acht Millionen angestiegen. Nominal stünden bis Ende März 2007 sogar 8,67 Millionen Verträge zu Buche. Zu berücksichtigen und davon abzuziehen seien allerdings Stornierungen. Daher geht das BMAS real und bereinigt von 8,49 Millionen Riester-Renten aus, davon als Netto-Zuwachs 440.000 im ersten Quartal 2007.

Zum Zahltermin 15. Mai 2007 hat die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) rund 740 Millionen Euro Zulagen an Riester-Sparer ausgezahlt. Das ist die höchste Summe, die bisher je zu einem Zahlungstermin gutgeschrieben wurde. Insgesamt hat die ZfA damit bis Mitte Mai 2007 Zulagen in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Euro überwiesen. Der Staat unterstützt die Riester-Vorsorge bekanntlich mit Zuschüssen und Steuervorteilen: 2007 beträgt die Grundzulage 114 und die Kinderzulage 138 Euro jährlich; bis zu 1.575 Euro können als Sonderausgaben bei der Einkommensteuer abgezogen werden. Ab 2008 erreicht die Förderung ihre höchste Stufe. Dann steigt die Grundzulage auf 154 und die Kinderzulage auf 185 Euro jährlich. Und für jedes dann neu hinzukommende Kind werden sogar 300 Euro pro Jahr auf das Riester-Konto fließen. Der mögliche Sonderausgabenabzug beträgt dann bis zu 2.100 Euro. Ebenfalls für 2008 ist ein Sonderbonus für Berufseinsteiger geplant: Alle direkt Förderberechtigte unter 21 Jahre sollen bei Abschluss eines Riester-Vertrags einmalig eine Bonuszahlung von 100 Euro erhalten. Das erhöht schon zu Beginn des Arbeitslebens nochmals zusätzlich den Anreiz.

Zusätzlich hat die Bundesregierung die Initiative "Altersvorsorge macht Schule" gestartet. In Kursen an bundesweit mehr als 500 Volkshochschulen vermitteln erfahrene "Berater" der staatlichen Deutschen Rentenversicherung das Know-how rund um die zusätzliche Altersvorsorge: Wo stehe ich in punkto Alterssicherung? Wie finde ich geeignete Angebote? Welche Rechte habe ich? Auf diese und viele andere Fragen gibt "Altersvorsorge macht Schule" Antworten - verständlich, unabhängig, kompetent. Näheres zu diesem Angebot unter .

Vermittlerverbände sollten bei diesem Beratungsangebot mal genauer nachsehen und gegebenenfalls wegen unlauterem Wettbewerb vorgehen. Ansatzpunkt: Ist die Qualifikation der "Berater" für dieses Thema mit der EU-Vermittlerrichtlinie konform? Welche Sachkunde ist vorhanden? Wie ist es um die Haftung bestellt?

Übrigens: Das Gros der Riester-Renten kommt weiter von den Versicherern. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gab es im ersten Quartal dieses Jahres 484.600 neue Riester-Abschlüsse (insgesamt nun 7,776 Millionen Policen). Die Versicherer zeigen sich zufrieden mit den Zuwächsen, obwohl im Vergleich zum ersten Quartal 2006 nur ein Plus von 1,8 Prozent zu Buche schlägt. Die Investmentgesellschaften holen zwar auf, können aber mit dem Wachstumstempo der Versicherer noch nicht Schritt halten: Der Bestand vervierfachte sich in zwei Jahren auf nunmehr über 1,3 Millionen Verträge. Bei Riester-Banksparplänen gab es einen bescheidenen Zuwachs von 17.000 Verträgen auf nunmehr 368.000 Stück.


Autor(en): Detlef Pohl

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