Die Zahl der Menschen im erwerbstätigen Alter wird im Jahr 2030 ohne Zuwanderung um 11,2 Prozent gegenüber 2020 schrumpfen, prognostiziert eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Das IW beruft sich in seiner Untersuchung auf Daten von Eurostat insbesondere auf die europäische Bevölkerungsvorausberechnung EUROPOP aus dem Jahr 2019.
Die Zahl der 20- bis 64-Jährigen schrumpft vor allem in Deutschland rasant. Gegenüber 11,2 Prozent zwischen 2020 und 2030 liegt der erwartete Rückgang im Schnitt der Europäischen Union (EU) bei 6,9 Prozent. Nur die Entwicklung in Litauen fällt noch negativer aus. Ohne Zuwanderung von Menschen im erwerbsfähigen Alter, so das IW, werde der Fachkräftemangel in der Bundesrepublik alarmierend ansteigen.
Nachwuchs kann Rentner nicht mehr ersetzen
Besonders dramatisch: Personen, die aus dem Arbeitsleben ausscheiden, könnten nicht mehr durch Nachwuchs ersetzt werden. So kamen am 1. Januar 2020 auf 100 Personen im Alter zwischen 60 und 64 Jahren zwar noch 82 Personen im Alter zwischen 20 und 24 Jahren, auf 100 Personen im Alter zwischen 55 und 59 Jahren jedoch nur 59 Personen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren und auf 100 Personen im Alter zwischen 50 und 54 Jahren 56 im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Im Durchschnitt der EU waren es 83, 74 und 72.
In der EU-Betrachtung schneidet Irland am besten ab. Dort ist die Zahl des Nachwuchses größer als die der künftigen Rentner. Insgesamt ist die Lage in den meisten ost- und südeuropäischen Ländern schlechter als bei den nord- und westeuropäischen.
Deutschland auf Zuwanderung angewiesen
In Deutschland hat die starke Zuwanderung die Überalterung des Arbeitsmarktes abgemildert. Vor allem aus den neuen EU-Mitgliedsländern sind viele Arbeitskräfte migriert. Diese Entwicklung hat aber auch negative Folgen. Denn dort fehlen die Arbeitskräfte nun. "Auch wenn eine gemeinsame Fachkräftesicherungspolitik auf EU-Ebene kaum vorstellbar ist, so müssen die Mitgliedsländer ihren Umgang mit dieser einseitigen Ost-West-Wanderung miteinander abstimmen", fordert Studienautor Wido Geis-Thöne. "Hingegen muss Deutschland bei der Gewinnung von Fachkräften aus Drittstaaten eigene Wege gehen. Denn klar ist: Kein anderes Mitgliedsland ist in den nächsten Jahren so sehr auf Zuwanderung angewiesen wie die Bundesrepublik", so der Experte.
Autor(en): versicherungsmagazin.de