Rekordwert bei den versicherten Blitzschäden

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Noch nie gingen in den vergangenen 15 Jahren bei den Hausrat- und Wohngebäudeversicherern so wenig Meldungen über Blitz- und Überspannungsschäden ein wie letztes Jahr, und das, obwohl die Gesamtzahl der Erdblitze mit oder ohne Schäden im Vergleich zum Vorjahr deutlich zugenommen hat. Dennoch ist die Höhe der Versicherungsleistungen für diese Schäden auf einen neuen Rekordwert gegenüber den vergangenen zehn Jahren gestiegen. 

Nach vorläufigen Daten des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) wurden vergangenes Jahr rund 200.000 Blitz- und Überspannungsschäden den Hausrat- und Wohngebäudeversicherern gemeldet. Das ist der bisher niedrigste Stand in den letzten 15 Jahren. 2006 gingen noch rund 550.000 und 2019 etwa 230.000 derartige Schadensmeldungen ein.

Obwohl die Anzahl der gemeldeten Schäden in 2020 gegenüber dem Vorjahr um rund 13 Prozent gesunken ist, mussten die genannten Versicherer letztes Jahr circa 260 Millionen Euro dafür leisten. Das wiederum war eine um vier Prozent höhere Versicherungsleistung als 2019.

In den vergangenen 15 Jahren wurde dieser Schadensaufwand der Wohngebäude- und Hausratversicherer für Blitz- und Überspannungsschäden nur im Jahr 2006 mit 340 Millionen Euro Versicherungsleistung übertroffen.

Schadendurchschnitt auf Rekordhoch

Insgesamt belegt die GDV-Statistik zudem, dass seit 2013 die Anzahl der gemeldeten Schäden zwar abgenommen hat, die durchschnittliche Versicherungsleistung je Schaden jedoch gestiegen ist. 2013 lag die durchschnittliche Schadenhöhe noch bei rund 586 Euro pro Versicherungsschaden, 2019 waren es bereits 1.087 Euro und 2020 stieg die Schadenhöhe je Schadenfall gegenüber dem Vorjahr um fast 20 Prozent auf im Schnitt 1.300 Euro. Damit ist der Schadensdurchschnitt letztes Jahr auf einen neuen Rekordwert gestiegen.

„Der Schadendurchschnitt liegt mit 1.300 Euro so hoch wie nie“, betont auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die Ursache für diese Entwicklung sieht er unter anderem in der Zunahme der verbauten Gebäudetechnik: „Die Häuser und Haushalte sind technisch immer besser ausgestattet.“ Laut Asmussen müssten nach einem Blitzeinschlag häufig teure Heizungs- oder Jalousien-Steuerungen repariert oder ersetzt werden.

Übrigens: Im Gegensatz zu den gemeldeten Versicherungsschäden infolge Blitze und Überspannungen gab es bei den dokumentierten Blitzeinschlägen mit und ohne Schäden in 2020 einen deutlichen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Nach dem zuletzt veröffentlichten „Blitzatlas 2020“ des Blitz-Informationsdienstes (Blids) der Siemens AG wurden letztes Jahr über 399.000 Blitze in Deutschland festgestellt. Das waren 21 Prozent mehr als 2019.

Blitzschäden Zwick

Tendenziell sinkt die Zahl der Erdblitze

Allerdings ist die Anzahl der von Blids insgesamt in Deutschland gezählten Erdblitze, also der Blitze, die zwischen der Unterseite einer Wolke und der Erdoberfläche auftreten, in den vergangenen zehn Jahren tendenziell gesunken.

Während 2007 noch über eine Million Erdblitze dokumentiert wurden, und auch bis 2013 fast jedes Jahr die Anzahl dieser Blitze deutlich über 500.000 lag, waren es in 2019 und 2020 weniger als 400.000 festgestellte Blitze.

Der Blitzatlas verdeutlicht zudem, dass es zeitliche Unterschiede bei der Blitzhäufigkeit gibt. Die meisten Blitze wurden vergangenes Jahr in den Monaten Juni und August festgestellt. Mehr als ein Fünftel aller letztes Jahr registrierten Blitze, nämlich 89.517, entfielen alleine auf dem 13. Juni 2020 – das war damit in 2020 der Tag mit dem höchsten Blitzaufkommen.   

„Mit der aktuellen Software können wir bis auf 50 Meter genau ermitteln, wo gerade ein Blitz eingeschlagen hat“, betont dazu Stephan Thern, Leiter des Blitz-Informationsdienstes von Siemens. Die so ermittelten Daten zeigen, dass es zudem deutliche regionale Unterschiede bei der Blitzdichte gibt.

Hohe Blitzdichte im Süden und in Norden von Deutschland

Während die durchschnittliche Anzahl der Blitzeinschläge je Quadratkilometer deutschlandweit bei 1,12 Blitzen lag, verzeichnete Hamburg mit 1,91 Erdblitzen pro Quadratkilometer die höchste  Blitzdichte bei allen Bundesländern. Ebenfalls über der deutschlandweiten Blitzdichte lag Bayern mit 1,62, Niedersachsen mit 1,42, Mecklenburg-Vorpommern mit 1,41 Erdblitzen, Baden-Württemberg mit 1,29 und Brandenburg mit 1,22 Erdblitzen je Quadratkilometer.

Eine unterdurchschnittliche Blitzdichte weist der Blitzatlas dagegen in Schleswig-Holstein mit 1,11, in Berlin und Sachsen-Anhalt mit je 0,75, in Sachsen mit 0,69, in Rheinland-Pfalz mit 0,65, im Saarland mit 0,62, in Nordrhein-Westfalen mit 0,58, in Hessen mit 0,57 und in Thüringen mit 0,56 Blitzeinschlägen pro Quadratkilometer aus. Die niedrigste Blitzdichte von allen Bundesländern hatte Bremen mit 0,46 Erdblitzen je Quadratkilometer. Damit hatte Hamburg eine über viermal so hohe Blitzdichte als Bremen.

„Bemerkenswert beim Blitzgeschehen 2020 war, dass die Gewitterfronten vor allem in Nord- und Süddeutschland stattfanden und die Mitte Deutschlands geradezu ausklammerten“, so Thern. Er ergänzt: „Dass die Spitzenreiter zunehmend im Norden zu finden sind, ist eine Entwicklung, die wir erst in den letzten Jahren beobachten.“

In diesen Land- und Stadtkreisen blitzte es besonders häufig

Betrachtet man die 401 Land- und Stadtkreise sowie kreisfreien Städte lag die Blitzhochburg im niedersächsischen Stadtkreis Wolfsburg mit 5,85 Erdblitzen je Quadratkilometer. „Im Falle Wolfsburg waren es nur drei Gewitter, um diese hohe Blitzdichte auszuweisen“, so Thern. Platz zwei und drei belegten zwei Region in Bayern, nämlich er Stadtkreis Kempten mit 5,1 und der Landkreis Miesbach mit 4,73 Blitzen pro Quadratkilometer.

Einen Grund, dass sich insgesamt sechs von zehn Land- und Stadtkreise unter den zehn Regionen mit der höchsten Blitzdichte in Bayern befinden, sieht Thern unter anderem durch die Nähe der Alpen geschuldet. Drei weitere Regionen in den Top 10 waren in Niedersachsen und eine in Schleswig-Holstein. Doch auch bei den zehn Land- und Stadtkreisen sowie kreisfreien Städten mit der niedrigsten Blitzdichte befanden sich drei in Bayern. Weitere drei wurden in Rheinland-Pfalz und jeweils zwei in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen verortet.

Drei wenig belastete Regionen

Folgende drei Regionen hatten deutschlandweit die wenigsten Blitzeinschläge je Quadratkilometer: die beiden bayerischen Stadtkreise Coburg mit 0,02 und Bamberg mit 0,04 und der rheinland-pfälzische Stadtkreis Mainz mit 0,09 Blitze pro Quadratkilometer. Im Schnitt traten somit 2020 im Stadtkreis Wolfsburg fast 274-mal häufiger Erdblitze auf einen Quadratkilometer auf als in Coburg.

Unser Tipp: Eine detaillierte Aufstellung über die Blitzdichte aller 401 Land- und Stadtkreise sowie kreisfreien Städte enthält eine kostenlos von Siemens zur Verfügung gestellte herunterladbare Exceltabelle. Umfassende Informationen wie man sein Hab und Gut, aber auch sich selbst vor Blitzschäden schützen kann, enthält das Webportal www.vor-blitzen-schuetzen.eu/de des Verbandes der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE).

Autor(en): Marion Zwick

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