Ein Test zeigt: Alle Reiseversicherer bieten mittlerweile Pandemieschutz, falls bei einer Reise wegen einer Covid-Erkrankung Mehrkosten auftreten. Der Schutz fällt im Umfang aber unterschiedlich aus.
Zwei Tage vor Reisebeginn erhielt ein Kunde Ende Dezember 2021 einen positiven PCR-Test. Er konnte somit an der vierköpfigen Gruppenreise an den Rhein in ein Haus der internationalen Vermittlerplattform Airbnb nicht teilnehmen. Nach einigen E-Mails und der Übermittlung des PCR-Tests, wurde der Gesamtpreis für alle Reisende erstattet. Laut den vereinbarten Stornoregeln hätten die Kunden eigentlich nur noch Anspruch auf die Reinigungsgebühr gehabt.
Immanenter Schutz nicht sicher
Solche Kulanzleistungen sind bei vielen Reiseveranstaltern derzeit üblich. Teilweise gibt es auch immanenten Versicherungsschutz bei großen Veranstaltern. Zudem dürfen beispielsweise Pauschalurlauber ihre Reise kostenlos stornieren, wenn das Auswärtige Amt nach Buchung der Reise eine Reisewarnung für das Zielland oder die Zielregion herausgibt. Doch echte Sicherheit in der Corona-Pandemie doch auf Kosten einer nicht angetretenen oder abgebrochenen Reise sitzenzubleiben, gibt es nicht. Daher ist Reiseversicherungsschutz heute schon fast eine Pflichtübung – vor allem wenn die Reise weit im Voraus gebucht oder sehr teuer ist. Zudem gibt es natürlich neben Corona noch viele andere Reisehindernisse.
Mehrheit storniert kurz vor Reisestart
Rund 65 Prozent der Stornierungen sollen laut Ergo Versicherung zwei Wochen vor Abreise anfallen. Hauptgrund für einen Reiserücktritt ist eine plötzliche Erkrankung. Bei kurzfristiger Absage fordern Reiseveranstalter meist sehr hohe Stornogebühren, die den Löwenteil des Reisepreises ausmachen. Die Stiftung Warentest hat aktuell (Finanztest 01/22) „Vollschutztarife“ untersucht. So nennen die Tester einen Reiseschutz, der ohne Selbstbeteiligung bei Reiserücktritt und Abbruch leistet. In der aktuellen Analyse schneiden die meisten Anbieter mit "gut" und besser ab. Bei Jahresverträgen für Einzelpersonen sind es von 13 Versicherern immerhin acht. Ein "sehr gut" erhielten die Europ Assistance (Note 1,5) und die Würzburger (TravelSecure; 1,5). Auf den "guten" Rängen finden sich Hanse Merkur (1,6), ADAC (1,9), LVM (2,0), Barmenia (2,1) Ergo (2,1) und Signal Iduna (2,4).
Corona-Leistungen nicht bewertet
Überraschender Weise gingen aber gerade die Leistungen für Mehrkosten durch den Coronavirus nicht in die Bewertung ein. Die Versicherer wurden lediglich befragt, ob sie für eine Covid-19-Erkrankung, für Quarantäne oder einem positiven PCR-Test aufkommen. Hier urteilen die Tester: "Am besten macht das aktuell die Hanse-Merkur." Der Pandemieschutz lässt sich bei der Hamburger Assekuranz - wie auch bei einigen anderen Anbietern - gegen einen Aufpreis hinzubuchen.
Bei den Mittbewerbern haben die Tester hinsichtlich des Corona-Schutzes aber Einschränkungen bemängelt. Dabei leisten eigentlich alle 13 Assekuranzen im Pandemiefall, also wenn ein Reisender an Covid-19 erkrankt. Von den insgesamt "gut" oder „sehr gut" bewerteten Anbietern fallen lediglich Signal Iduna und Barmenia etwas ab, da sie weder bei der Quarantäne noch bei einem positiven PCR-Test zahlen. Den PCR-Test akzeptiert übrigens auch die Würzburger nicht.
Welcher Anbieter zu empfehlen ist
Unter dem Strich kann man daher Europ Assistance, Hanse Merkur, ADAC, LVM und Ergo in Sachen Pandemieschutz durchaus empfehlen. Die Einschränkung, die viele Anbieter vorsehen, dass es keinen Schutz gibt, wenn bei Einreise eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes vorliegt, ist durchaus akzeptabel. Übrigens: Die Stiftung Warentest rät dazu, die Reisepolicen direkt beim Versicherer abzuschließen. Denn wer über ein Portal den Schutz direkt bei Reisebuchung mitkauft, erhalte meist schlechtere Leistungen.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek