Wieder haben die meisten privaten Krankenversicherer (PKV) die Chance verpasst, ihr angeschlagenes Image öffentlich zu verbessern. Über die Hälfte der Unternehmen bleiben dem aktuellen Rating des Map-Reports fern.
Die Analyse der PKV-Unternehmen wird nun von der angesehenen Rating-Agentur Franke & Bornberg herausgegeben. Doch auch dieser Tatbestand hat die privaten Krankenversicherer anscheinend nicht umstimmen können. „Die Teilnahmebereitschaft war lange nicht so gering wie in diesem Jahr“, beklagt Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages. Das sei kontraproduktiv und könne dazu führen, dass der Zweifel am PKV-System bei potentiellen Neukunden, Medien und Politik wieder wachse.
16 Versicherer nahmen nicht teil
Von 30 Unternehmen sagten insgesamt 16 ihre Teilnahme ab oder reagierten gar nicht auf die Anfrage (siehe unten). Die PKV-Unternehmen wollen sich nicht in die Karten schauen lassen. Das gilt vor allem, wenn es um Beitragserhöhungen geht. So veröffentlich der Map-Report seit dem vergangen Jahr auch die durchschnittlichen Erhöhungen für den Bestand aller Versicherten eines Unternehmens. Im Schnitt ergibt sich pro Jahr ein Anstieg von 2,64 Prozent. Sechs Gesellschaften liegen darüber.
Würden die weiteren 18 PKV-Unternehmen hier ihre Zahlen liefern, dürften die Daten der dargestellten Gesellschaften - selbst der R+V - aller Wahrscheinlichkeit als sehr moderat gelten. Aus dieser Kennzahl sind sogar Hanse Merkur und Signal Iduna - die ansonsten am Rating teilnahmen - ausgestiegen. „Für manchen Versicherer sind diese Informationen offensichtlich zu heikel“, stellt Klages fest. Damit hätten diese Versicherer Punkte für das Rating verschenkt.
Immerhin sieben Top-Sieger
Als beste private Krankenversicherer mit dem Gesamturteil „hervorragende Leistungen" kürte der Map-Report in diesem Jahr die Debeka, die Provinzial, die Signal Iduna, die R+V, die Allianz, die LVM und die Alte Oldenburger. Alle Teilnehmer am Rating sind aber – allein wegen ihrer Transparenz – empfehlenswert. Das Rating bietet laut Klages zwar eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Neukunden, gleichzeitig müssten aber Vermittler dafür sorgen, dass für den Kunden ein stimmiges und individuelles Produkt ausgesucht wird. Nach wie vor sei der Markt für private Krankenversicherungen sehr intransparent und das Risiko von Fehlentscheidungen sowohl für Vermittler als auch für Kunden hoch.
Zudem müssten Privatversicherte auch die Risiken der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) tragen. Denn die Erträge für jede neuen Geldanlage werden deutlich geringer. Da die PKV auch ein Sparvorgang ist, müssen die Kunden wohl in der Zukunft mehr dafür zahlen, dass sie Privatpatienten sind.
Private Krankenversicherung: Beitragserhöhung für den Bestand. Nur wenige Anbieter sind transparent (nach Bafin 230).
Anbieter | Durchschnittliche Beitragserhöhung 2012 bis 2017 | Anteil der Vollversicherten ohne Beamte |
SDK | 1,3 | 82,6 |
Provinzial | 1,8 | 92,2 |
Debeka | 2,0 | 30,7 |
Alte Oldenburger | 2,2 | 90,1 |
Concordia | 2,3 | 67,2 |
Mecklenburgische | 2,4 | 100 |
Pax-Familienfürsorge | 2,6 | 29,5 |
Allianz | 2,8 | 77,3 |
Barmenia | 3,1 | 89,7 |
Huk-Coburg | 3,3 | 56,2 |
LVM | 3,5 | 79,8 |
R+V | 4,4 | 95,6 |
Quelle: Rating Krankenversicherung, Map-Report 2019 | Alle Angaben in Prozent | Alle Angaben in Prozent |
Diese privaten Krankenversicherer sagten ihre Teilnahme am Map-Report PKV-Rating 2019 ab: Arag, Axa, Bayerische Beamtenkranken, Central, DEVK, Hallesche, Inter, LKH, Nürnberger, UKV und Württembergische. Keine Reaktion auf Anfrage gab es von Continentale, DKV, Gothaer, Münchener Verein und Universa.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek