Wie wird es nach der Corona-Pandemie weitergehen? Wie wird der Arbeitsalltag – auch bei der R+V Versicherungsgruppe – künftig aussehen? Darüber hat sich der Versicherer so seine Gedanken gemacht. Und in der Krise sieht er sich als verantwortungsvoller Arbeitgeber, der die Impfstrategie der Bundesregierung kritisiert und hier selbst aktiv werden möchte.
Und wie sieht die Personalpolitik der R+V aus? Sie will als „verantwortungsbewusster Arbeitgeber“, der „früh isoliert, früh desinfiziert hat“ und bei dem seit März 2020 bis zu 90 Prozent der Mitarbeiter ins Homeoffice gewechselt sind, auch in Zukunft agieren. Ein Jahr nach dem ersten Lockdown würde die Führungsriege keinen Druck aufbauen, dass die Menschen wieder in die Büros zurückkommen sollen. Und dies obwohl der Inzidenzwert bei der R+V bei 2 liege. Manch eine Kommune, manch eine Stadt würde sich nach einem solchen Wert die Finger schlecken. „Aber um kreative Dinge nach vorne bringen zu können“, wäre das gemeinsame Arbeiten im Büro eine wichtige Grundlage.
Leider viele bürokratische Fragen noch nicht geklärt
Neben Versicherern wie Allianz und Zurich plant auch die R+V, ihre Mitarbeiter selbst zu impfen und somit zur Eindämmung des Coronavirus beizutragen. Nach eigener Einschätzung könne die Impfung der Belegschaft im April und bundesweit an zentralen Standorten starten. Dies sei auch möglich, da der Versicherer über langjährige Erfahrung in puncto Grippeschutzimpfungen ihrer Mitarbeiter und die notwendige Infrastruktur verfüge. Problematisch sei leider nur, dass nicht genügend Impfstoff zur Verfügung stehe und zudem viele bürokratische Fragen noch nicht geklärt seien.
Norbert Rollinger und seine Vorstandskollegen von der R+V Gruppe sind davon überzeugt, dass „Tests und eine gute Impfstrategie uns aus der Krise führen.“ Bei der Bilanz-PK 2021 mit Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr ließ Rollinger seinen Unmut über den schleppenden Fortgang der Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen und Impfaktivitäten erkennen und sieht das Impfangebot an seine Mitarbeiter „als einen gesellschaftlichen Beitrag, die Impfquote endlich nach vorne zu bringen.“
Wie sieht das Arbeiten der Zukunft aus?
In diesem Kontext hätten er und seine Mitstreiter auf Vorstandsebene sich auch Gedanken über die Arbeit in seinem Unternehmen nach der Pandemie gemacht. Rollinger wörtlich: „Das Arbeiten bei uns wird danach anders aussehen. Wie genau, testen aktuell gerade einzelne Mitarbeiter aus.“ Dabei würden Fragen erörtert: „Wie sehen die Büros der Zukunft aus?“ „Werden die Büros eher zu Begegnungs- denn Arbeitsstätten?“ Das Bewusstsein der Menschen habe sich durch die Corona-Krise verändert, dies sein auch in seinem Unternehmen zu erkennen.
Dieses neue Bewusstsein werde sich auch auf die Arbeitswelt – in der R+V – auswirken. Man prüfe, wie sich verschiedene Anforderungen auf die verschiedenen Abteilungen auswirke, so dass am Ende einige Menschen vorrangig im Homeoffice arbeiten, andere wieder stärker vor Ort tätig würden. Sicher sei aber, dass das hybride Arbeiten auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen würde. Dabei gäbe es auch diverse Angebote für die Mitarbeiter, um deren physische, psychische und soziale Gesundheit zu stärken. Diese Umorganisation laufe unter der Überschrift „New Normal“. Dies bedeute aber nicht, dass man sich großflächig aus den Büroflächen zurückziehen würde, mittelfristig würde sein Unternehmen aber sicher weniger Bürofläche benötigen und so neue Flächennutzungskonzepte erarbeiten.
Künstliche Intelligenz soll als Turbo der Scahdenbearbeitung wirken
Aber nicht nur auf seine Mitarbeiter hat der Versicherer mit Sitz in Wiesbaden 2020 ein besonderes Augenmerk gelegt, sondern auch auf seine Kunden. Hier stand und steht sogar die „Kundenbegeisterung“ im Focus. Mit Kundenzufriedenheit gibt sich ja ein Versicherer heutzutage nicht mehr zufrieden. Diese Begeisterung der Kunden soll in drei Bereichen oder durch Instrumente hervorgekitzelt werden: mit der digitalen Signatur, dem digitalen Schadenmanagement im Kfz-Sektor und der Geld-zurück-Garantie bei Wohlverhalten mittels dem „Mitglieder-Plus-Cashback“. So hätte bereits jeder dritte Kunde das Angebot angenommen, seinen Vertrag digital zu unterschreiben. Im Kfz-Sektor würde der Einsatz von künstlicher Intelligenz „als Turbo in der Schadenbearbeitung“ wirken. Und an die Mitglieder der Cashback-Community seien stolze zehn Millionen Euro ausgeschüttet worden.
Dass sich Corona für Versicherer wie die R+V gewinnbringend auswirken kann, zeige auch das neue kombinierte Anlageprodukt „Safe+Smart“ der Versicherungsgruppe. Hier habe man auf Kundenwünsche reagiert und dieses Altersvorsorgeprodukt kreiert, welches zu 50 Prozent durch den Deckungsstock gesichert sei. Dieses Vorsorgeinstrument sei eine flexible Verbindung von sicherer Geldanlage mit attraktiven Renditechancen und ganz im Interesse der Kunden, eben Kunden-begeisternd. Ab 1. April diesen Jahres soll es noch eine Variante dieses Produktes geben, die Ansparkombi zu Safe+Smart, eine Anlage gegen laufenden Beitrag.
Erste tarifliche Pflegezusatzversicherung für Chemie- und Pharmaindustrie
Ähnlich unzufrieden wie mit dem Impftempo der Bundesregierung ist die R+V Versicherung auch mit deren Pflegestrategie. Die Pflege in Deutschland „ist nur schuldenfinanziert“, schimpft Rollinger. Hier müsse man aber nachhaltig agieren und dementsprechende Produkte liefern. Diese Aufgabe erfülle die R+V nun gemeinsam mit der Barmenia Versicherung und ihrem Produkt „Careflex Chemie“. Dieses ergänze ab 2021 als erste tarifliche Pflegeabsicherung die gesetzliche Pflegeversicherung für Beschäftige in der Chemie- und Pharmaindustrie. Angepeilter Versicherungsstart ist der 1. Juli 2021.
Zu einem früheren Zeitpunkt war die Deutsche Familienversicherung (DFV) noch mit von der Partie, musste dann aber die Segel streichen. Der Grund: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte in Anbetracht der andauernden Niedrigzinsphase und der Corona-Pandemie wohl Bedenken, ob die DFV als eher kleiner Versicherer stark genug ist, das für die Finanzierung des Konsortiums notwendige Kapitalanlagevolumen von rund 50 Millionen Euro zu stemmen. Die DFV hat den Einwand eingesehen, auch selbst das Risiko erkannt und ist so aus dem Konsortium ausgeschieden.
Autor(en): Meris Neininger