Die R+V zieht eine traurige Zwischenbilanz: Bislang 470 Millionen Euro für 14.000 Schäden – einen Monat nach den Überflutungen geht das Tief Bernd als schwerste Unwetterkatastrophe in die Geschichte der R+V ein.
2021 entwickelt sich zum Ausnahmejahr, in diesem Sommer jagt ein Unwetter das andere. „Die Überschwemmungen im Juli übertreffen jedoch alles, was wir bisher in Deutschland erlebt haben. Das Tief Bernd hat mit seiner Zerstörungswut allein bei unseren Kunden rund 14.000 Schäden in Höhe von 470 Millionen Euro verursacht“, sagt Norbert Rollinger, Vorstandsvorsitzender der R+V Versicherung. „Unsere Berater leisten seit Jahren Überzeugungsarbeit beim Thema Naturgefahren: Etwa 70 Prozent aller R+V-Kunden in den Flutgebieten haben sich dagegen abgesichert.“ Branchenweit haben im gesamten Bundesgebiet etwa 46 Prozent aller Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung.
Schadenreserven werden täglich aufgestockt
Das endgültige Ausmaß der Schäden stünde aber noch lange nicht fest. „Wir stocken unsere Schadenreserven täglich auf, weil die Gutachter bei der Besichtigung vor Ort feststellen, dass die Zerstörungen vielfach weit schlimmer sind als befürchtet“, berichtet Rollinger, der sich vor Ort selbst ein Bild von der Katastrophe gemacht hat. Angesichts dieser Eindrücke fordert er: „Wir müssen in der Klimapolitik dringend umsteuern.“
Die Not in den Katastrophengebieten sei auch einen Monat nach dem Unwetter noch groß. Die Kunden bräuchten schnelle und unbürokratische Hilfe. Damit das reibungslos laufe, würden alle Aufgaben in der Hochwassereinsatzzentrale der R+V koordiniert – von der Notruf-Hotline, über die Schadenbearbeitung bis hin zum Einsatz von Gutachtern, Dienstleistern und Schadenregulierern vor Ort.
Zerstörte und beschädigte Gebäude würden mit etwa zwei Dritteln den größten Anteil aller Schäden ausmachen, darunter ungewöhnlich viele Großschäden. „Auch Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime sowie Lebensmittelgeschäfte sind stark betroffen“, sagt der R+V-Chef.
Diesel und Heizöl verseuchen Wasser, Gebäude und Böden
Nach der Flut ist auch die Umwelt gefährdet – Diesel und Heizöl verseuchen Wasser, Gebäude und Böden. Hier leisten laut Unternehmensangaben die Spezialisten der Kravag Umweltschutz und Sicherheitstechnik GmbH (KUSS) mit eigenen Bau- und Umweltsachverständigen sowie Dienstleistern vor Ort Hilfe. Dies hätten in den besonders heftig betroffenen Gemeinden Schleiden und Gemünd dafür gesorgt, dass volle Tanks und hunderte von Fahrzeugen aus den Flussbetten geborgen werden. Die Umweltexperten beschafften Container und würden bei der fachgerechten Entsorgung der Müllberge helfen. Überall mangele es an Handwerkern. Hier könne die KUSS auf ein bundesweites Netzwerk an externen Spezialisten zurückgreifen und diese gemeinsam mit der Sprint Sanierung GmbH vor Ort einsetzen.
Sprint sei derzeit mit rund 750 Fachkräften und mehr als 6.000 Trocknungsgeräten im Flutgebiet unterwegs. Vor dem Trocknen müssten die Gebäude jedoch entkernt werden: Etwa 17.000 Tonnen Schutt hätten die Sanierungsexperten bereits entsorgt. Um alle Arbeiten möglichst zügig umzusetzen, habe Sprint in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine temporäre Niederlassung eingerichtet.
Bestimmen Wert der Autos auf Basis der Fahrzeugdaten
Neben Gebäuden habe das Unwetter auch tausende Fahrzeuge schwer beschädigt. Drei von vier Autos hätten einen Totalschaden, ermittelte die Carexpert Kfz-Sachverständigen GmbH. Im Flutgebiet würden sich meterhoch Schrottfahrzeuge stapeln, wem welches Auto gehöre, lasse sich oft nicht mehr klären. Wenn das Auto nicht mehr auffindbar sei, bestimmten die Sachverständigen den Wert der Autos auf Basis der Fahrzeugdaten, damit die R+V-Kunden schnell ihr Geld erhalten würden.
Viele betroffene R+V-Kunden, aber auch Gutachter und Schadenregulierer benötigen angesichts der Katastrophe psychologische Hilfe. Ihnen bietet die R+V Unterstützung durch die Trauma-Experten der HumanProtect Consulting GmbH an.
Freiwillige Helfer beitragsfrei unfallversichert
Mehr als eine halbe Million Euro seien bei der Spendenaktion „Wir helfen den Helfern“ der R+V Stiftung zusammengekommen. „Die Hälfte der Summe stammt von den R+V-Mitarbeitern. Wir haben vom Unternehmen den Betrag verdoppelt“, sagt Rollinger. Mit dem Geld unterstützt die Stiftung unabhängige Organisationen, die den Menschen vor Ort zur Seite stehen.
Außerdem seien alle Helfer, die freiwillig und unentgeltlich in den Krisengebieten unterwegs seien, von der R+V beitragsfrei unfallversichert. Eine weitere kostenlose Leistung gebe es für R+V-Firmenkunden mit einer Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung. Wenn sie ehrenamtlich Hilfe leisten und dabei Schäden verursachen würden, springe die Versicherung ein. Diese so genannten Gefälligkeitsleistungen seien normalerweise ausgeschlossen. Auch Schäden an geliehenen oder gemieteten Arbeitsmaschinen seien in Höhe von 3.000 Euro mitversichert.
Quelle: R+V
Autor(en): versicherungsmagazin.de