Für 46 Lebensversicherer hat das Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) jetzt die Noten seines Qualitäts-Checks veröffentlicht.
Bester Lebensversicherer aus "Verbrauchersicht" ist die Allianz, die die Note 1,0 erreicht. Auf Platz zwei folgt die R+V mit 1,1. Rang drei teilen sich Dialog und Europa. Beide mit dem Wert 1,2. Auf dem nächsten Platz liegen dann mit der Note 1,3 die Axa, die Hannoversche und die WGV. Am Ende der Liste mit veröffentlichten Daten stehen mit der Note 1,9 Huk-Coburg, Iduna, Inter, Itzehoer, Neue Leben und Universa. Ab Note 2,0 werden die Unternehmen nicht mehr genannt.
Rücksicht auf Kunden?
Das private, inhabergeführte IVFP will wohl seinen anderen Kunden hier nicht auf die Füße treten. Nach eigenen Angaben liefert es für Versicherer und Finanzdienstleister "bedarfsgerechte Lösungen für Marketing, Produktentwicklung, Vertrieb und Beratung." Da passen 25 schlechtere und schlechte Lebensversicherungen wohl nicht ins Bild. Die Skala bei den nicht öffentlich benoteten Lebensversicherungen reicht bis zum Wert 3,8. Angesichts drohender Run-off-Gefahr für Lebensversicherungsbestände, die IVFP-Geschäftsführer Michael Hauer explizit erwähnt, dürften nicht wenige Verbraucher und Vermittler auch wissen wollen, wer die Wackelkandidaten in der Branche sind.
Für ein Rating aus Verbrauchersicht ist das eine enttäuschende Rücksichtnahme. Auch die "Informationen zum LV-Rating Unternehmensqualität", eine 16-seitige Erläuterung, fallen mager aus. Denn konkret werden nur drei der 24 Ratingkriterien umfassend dargestellt.
Besser: Laufende Verzinsung
Inhaltlich haben die Analysten das Kriterium "Nettoverzinsung" durch "laufende Durchschnittsverzinsung" ersetzt. Grund hierfür sei, dass die Aussagekraft der Nettoverzinsung durch die Bedienung der so genannten Zinszusatzreserve in den vergangenen Jahren verfälscht wurde. Müssen zwangsweise Altanlagen für die Stärkung der Reserven verkauft werden, steigt nämlich die Nettoverzinsung ohne, dass das Unternehmen tatsächlich besser gewirtschaftet hat.
Das IVFP setzt auf die "laufende Durchschnittsverzinsung", weil hier nur wiederkehrende Einnahmen aus Kapitalanlagen berücksichtigt würden. Insgesamt basiert die Bewertung der Lebensversicherer nur auf "Hard Facts". Untersucht und bewertet wurden allein Daten, die sich aus den Zahlenwerken der Lebensversicherungsunternehmen, dem Konzernbericht oder anderen öffentlich zugänglichen Quellen, wie dem Bericht über die Solvabilität und Finanzlage oder Veröffentlichungen der Aufsicht herauslesen lassen.
Details zum Markterfolg wären spannend
Das Rating der Lebensversicherer besteht aus den großen Bereichen Stabilität/Größe, Sicherheit, Ertragskraft/Gewinn und Markterfolg. Gerade zum letzten Punkt dürfte viele Vermittler Detailergebnisse interessieren. So werden hohe Einmalbeiträge bestraft und niedrige belohnt. "Wir sehen hier als Vorteil an, wenn das Lebensversicherungsunternehmen hohe laufende Beitragseinnahmen generiert und nicht zu stark auf Einmalbeiträge setzt, da die Sparanteile aus den Einmalbeiträgen den Deckungsstock negativ beeinträchtigen", erläutern die Autoren.
Bei der Trendanalyse wird bewertet, ob sich die Werte eines Lebensversicherers eher positiv oder negativ entwickelt haben. Interessant wäre es auch Näheres über den Bestandsmix zu erfahren. Positiv bewertet wird ein ausgewogener Mix in der Bestandsstruktur des Versicherers. "Dieser Mix an unterschiedlichen Bestandsrisiken kann positive Synergieeffekte erzeugen, die für das Versicherungsunternehmen bei der Bewältigung von extremen Situationen hilfreich sein können", so das IVfP.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek