"Provisionsdeckelung der ordnungspolitisch falsche Weg"

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Auf Unverständnis bei Vermittlern stoßen die Pläne einiger Parteien, Provisionen entweder zu deckeln oder zu verbieten und die Provisionsberatung damit abzuschaffen. Eine Deckelung fordert die SPD mit der Begründung, dass sie „zu Lasten der schwarzen Schafe“ ginge und damit fairen Vermittlern zugute komme. Die Grünen hingegen wollen die Provisionsberatung für Finanzprodukte komplett durch die Honorarberatung ersetzen.

Und wie beurteilt die AfD das Thema? Ein Interview mit Albrecht Glaser, stellvertretender Vorsitzender des Finanzausschusses, AfD.

Die Gesetzliche Rentenversicherung hat ein Finanzierungsproblem, das sich auch noch massiv ausweiten wird. Dies ist bereits seit längerem bekannt. Wie sehen Ihre Pläne für die gesetzliche Rente aus?
Schlimm ist, dass über Jahrzehnte das Demographieproblem bekannt war und keine konzeptionelle Rentenpolitik stattgefunden hat. Wir verlangen für die Zukunft 45 Beitragsjahre, um den vollen Rentenanspruch zu erlangen. Zudem wollen wir jedwede freiwillige längere Erwerbsphase allein in das Ermessen der Versicherten stellen. Schließlich wollen wir wirkungsvolle Beitragserleichterungen - aus Steuermitteln - für Eltern mit Kindern, um wenigsten langfristig einen positiven Einfluss auf das Geburtenverhalten der Generationen in den entsprechenden Alterskohorten zu erreichen.

Die Riester-Rente muss reformiert werden. Was planen Sie für diese Vorsorgeform?
Neben der Entbürokratisierung muss das Zinsproblem der EZB gelöst werden. Ohne Veränderung des monetären Rahmens wird eine durchgreifende Reform nicht gelingen.

Auch bei der bAV muss nachgebessert werden, weil das Betriebsrentenstärkungsgesetz die gewünschten Effekte nicht vollständig erbracht hat. Außerdem wird der Höchstrechnungszins zum Jahreswechsel auf 0,25 Prozent gesenkt, was dann Produkte mit einer 100-prozentigen Beitragsgarantie unmöglich macht. Wie sehen Ihre Vorstellungen für die Betriebsrente aus?
Auch sie ist ohne Änderung des Zinsumfeldes - Veränderung des Leitzinses - kaum revitalisierbar.

Befürworten Sie eine Bürgerversicherung und warum (nicht)?
Die so genannte Bürgerversicherung ist für nichts eine Lösung. Rund 90 Prozent der Erwerbstätigen sind in der gesetzlichen Rentenversicherung. Vorstände von Aktiengesellschaften und Selbständige, zumal wenn sie in eigenen kapitalgedeckten Versorgungswerken gut gesichert sind, bedürfen keiner Versicherungspflicht. Die Versichertengemeinschaft würde durch Neueinführung einer Versicherungspflicht für diese Zielgruppen dadurch vorübergehend einen Zuwachs an Beitragszahlern erhalten, der jedoch später in der Rentenleistungsphase -bei gleicher Demographie- das Finanzierungsproblem des Systems vergrößert. Es handelt sich bei der Forderung nach einer „Bürgerversicherung“ also um eine Irreführung des Publikums.

 

Sind Sie für die Einführung eines Provisionsdeckels beziehungsweise Provisionsverbots im Versicherungsvertrieb und warum (nicht)?
Bei funktionierendem Wettbewerb und transparenten Vermittlungskosten ist eine Provisionsdeckelung stets der ordnungspolitisch falsche Weg.

Wie schätzen Sie die Stimmen von Kritikern an der Bürgerversicherung und am Provisionsdeckel beziehungsweise Provisionsverbot ein, dass dadurch Arbeitsplätze in der Versicherungsbranche verloren gehen und weniger Kunden eine Beratung zum Thema Versicherung in Anspruch nehmen, wie das Beispiel Großbritannien gezeigt hat?
Ich habe Großbritannien in dieser Hinsicht nicht beobachtet. Aber klar ist, dass, wenn das Mengengerüst des Geschäfts durch gesetzliche Eingriffe kleiner wird, wird das nicht ohne Auswirkung auf die Zahl der Beschäftigten dieses Geschäftszweiges bleiben.  

Das Interview führte Jan F. Wagner, freier Finanzjournalist aus Frankfurt.

Autor(en): Jan F. Wagner

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