Private Krankenversicherung: Streit um Unisex-Tarif für Altkunden

Vehement wehrt sich die Dortmunder Continentale Versicherung gegen die allgemeine Einführung eines Unisex-Tarifes auch für Altkunden. Die EU-Kommission habe jetzt noch einmal festgestellt, dass diese Tarife nur für Neukunden eingeführt werden müssen. Stichtag ist der 21. Dezember 2012.

"Altverträge können unverändert bleiben", heißt es bei der Continentale. "Eine Umstellung der Bestandskunden auf Unisex-Tarife führt zu einer Belastung der Versichertengemeinschaft insgesamt. Ohne gesetzlichen Zwang dürfen wir daher nicht umstellen, wenn wir die Rechte unserer Kunden ernst nehmen", so Rolf Bauer, Vorstandsvorsitzender der Continentale.

Gefahr: Ältere Frauen deutlich belastet
Daher will der Dortmunder Krankenversicherer mit allen Mitteln, notfalls mit einer Klage, die erworbenen Rechte der Versicherten verteidigen. So würde die Umstellung der Verträge von Bestandskunden, bestimmte Gruppen, wie etwa ältere Frauen, deutlich belasten. Umstiege von jüngeren Frauen, die mit den neuen Uni-Sex-Tarifen günstiger fahren, müssten die Versicherer einfach hinnehmen.
Anscheinend ist die Continentale aber mittlerweile die einzige Stimme gegen eine solche Umstellung für alle PKV-Versicherte. "Der Hauptausschuss des PKV-Verbandes hat sich klar für die Bestandslösung ausgesprochen", sagt Roland Weber, Vorstand bei der Debeka Versicherung.

Befürchtung: Neubeiträge verharren auf hohem Niveau
Auch bei der Aufsichtsbehörde und den betroffenen Ministerien gebe es Sympathien für diese Lösung. Demgegenüber ist der Verband selbst noch sehr zurückhaltend. Die Umsetzung der Unisex-Tarife sei Gegenstand laufender Beratungen in der Branche und mit der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Ein Statement sei derzeit nicht möglich. Ohne eine solche Umstellung sieht Debeka-Vorstand Weber aber die Gefahr, dass die Neubeiträge für Unisex-Tarife auf dem heutigen hohen Niveau von Frauen verharren würden. "Dann würde niemand vom Uni-Sex-Tarif profitieren", so Weber.
Der Verband habe ein Umlagesystem entwickelt, damit die Belastung von Bestandskunden gering ausfällt. Danach soll die Absenkung für alle, die durch den neuen Mischtarif besser gestellt würden, leicht gekappt werden. Dadurch bleibe die Erhöhung für schon versicherte junge Männer im einstelligen Prozentbereich und ältere Frauen müssten gar nicht mehr bezahlen.


Branche stellt sich ins politische Abseits
Die Continentale befürchtet hingegen, dass mit dem Eingriff in die Rechte der Bestandskunden sich die Branche ins politische Abseits stellt. Wenn dann später über die von der SPD geforderte Bürgerversicherung diskutiert werde, habe man schlechte Karten. So würde es dann kaum noch ein Argument geben, das gegen eine Überführung der Rückstellungen für PKV-Kunden ins gesetzliche Krankenversicherungssystem spreche.

Vermittler sollten Kunden informieren
Auch unter den Vermittlern rumort es. So geht man beim Pool "Blau direkt" aus Lübeck davon aus, dass die Beiträge für die Männer - die einen Anteil von 75 Prozent der Bestandskunden stellen – um bis zu 25 Prozent steigen werden. "Mit einer Kündigungswelle ist zu rechnen und für die haftet der Vermittler länger als bisher", schätzt Oliver Pradetto von Blau direkt. Vermittler sollten daher bereits in der Abschlussberatung grundsätzlich darauf hinweisen, dass eine Umstellung wahrscheinlich ist und die Beiträge steigen werden.

Bild: © Thorsten Freyer /

Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek

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