Private Krankenversicherung für jeden Deutschen?

Alle Deutschen sollten verpflichtet werden, eine private Mindestversicherung abzuschließen, deren Leistungen etwa dem Katalog der gesetzlichen Kassen entspricht - gegebenenfalls verringert um Zahnarzt-Versorgung und Krankengeld. Dies empfiehlt eine brisante Studie der Stiftung Marktwirtschaft (). Weitergehende Leistungen könnten freiwillig gegen eine entsprechende Prämie versichert werden. Kern-These: Jedermann kann in die PKV wechseln und dort lebenslang mit stabilem Beitrag abgesichert werden. Die Prämie hänge nicht vom Lohn, sondern von den persönlichen Merkmalen zum Zeitpunkt des Abschlusses der Versicherung ab. Sie ändert sich aber nicht, wenn sich im Laufe des Lebens das persönliche Krankheitsrisiko verändert, so die Vorstellung der Autoren.

Die Studie „Privatversicherung für alle“ untersucht, wie die Revolution des Gesundheitswesens im Detail aussehen könnte. Alle Versicherungen sollen unter gleichen rechtlichen Bedingungen arbeiten, heißt es. Auch für die Versicherten in der bisherigen GKV seien Altersrückstellungen aufzubauen. Statt Sachleistung solle das Prinzip der Kostenerstattung eingeführt werden. Jeder Versicherte bekäme somit endlich seine Rechnungen in die Hand. Wen der Beitrag und ein Selbstbehalt - prozentual von den Ausgaben; nach oben begrenzt - überfordert, der soll einen Zuschuss aus öffentlichen Mitteln bekommen.

Alle bisher bekannten Alternativ-Ansätze der politischen Parteien sind unzureichend, stellt die Studie fest. Sowohl die einkommensabhängige Bürgerversicherung (Rot-Grün) als auch das Gesundheitspauschalen-Modell (CDU) führten nicht zum Ziel. Nur mit risikoäquivalenten Prämien würden leistungsgerechte Preise eingeführt, ohne die ein Marktwettbewerb nicht möglich ist, empfiehlt die Studie. Mit leistungsgerechten Prämien sei automatisch gesichert, dass keine Ansprüche zu Lasten künftiger Generationen entstehen. Jede Generation trage ihre eigenen Kosten, so dass die Versicherung von der demografischen Entwicklung abgekoppelt wird. Eine etwa gleich bleibende reale Prämie über den Lebenszyklus könne durch Altersrückstellungen erreicht werden, wie dies schon jetzt in der PKV praktiziert wird. Diese Rückstellungen seien allerdings zu individualisieren und bei einem Wechsel zu übertragen, wenn es einen dauerhaften Wettbewerb zwischen den Kassen geben soll.

Die Bürgerversicherung sei der falscheste denkbare Weg, so die Autoren. Deren Sinn bestehe darin, alle Bürger zwangsweise in den so genannten Solidarausgleich der GKV einzubeziehen. Das geht so weit, dass die PKV aufgelöst werden soll bzw. nur noch Zusatzversicherungen anbieten dürfe. Um den sozialen Ausgleich zu verbessern, sollen außer dem Lohn auch die meisten übrigen Einkünfte mit Beiträgen belastet werden. Dennoch würde der Beitragssatz einmalig nur geringfügig um etwas mehr als einen Prozentpunkt sinken. Da aber keine Kapitaldeckung vorgesehen ist, würden die Beitragssätze bei der Bürgerversicherung langfristig fast genauso stark ansteigen, wie es jetzt der Fall wäre. Alle bisherigen Mängel - unzureichender Wettbewerb, stark steigende Kosten, sich verschärfende demografische Probleme, staatliche Reglementierung - blieben bestehen. Sie verschärften sich sogar, weil das System der PKV, in dem es bereits Altersrückstellungen gibt, aufgegeben werden soll.

Eine solche Bürgerversicherung kann auf Dauer nur mit rigorosen und nicht vorhersehbaren staatlichen Eingriffen überleben, heißt es in dem vernichtenden Fazit der Studie. Von einem Gesundheitsmarkt, der Teil der Wachstumsdynamik der Gesamtwirtschaft wäre und die Kosten gering hielte, bliebe nichts übrig.



Autor(en): Detlef Pohl

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