Die Maklergenossenschaft Vema will bis Ende 2022 bis zu 30 neue Versicherer auf der zentralen digitalen Plattform anbinden. Damit unterstreicht das Unternehmen seine Marktführerschaft, die auch aus sehr hohen Courtageeinahmen resultiert.
So hätten die Verma-Genossen im vorigen Jahr über 250 Millionen Euro Provisionsumsätze erzielt. Das sei ein Plus von 30 Prozent. Auch 2022 laufe gut an. „Wir sind das älteste Insurtech, das funktioniert“, sagte Hermann Hübner, Vorstandsvorsitzender der Vema, anlässlich eines Pressegespräches auf den Vema-Tagen in Fulda.
Auch die Belegschaft des Unternehmens ist 2021 um 20 Prozent auf 180 Mitarbeiter gestiegen. Mittlerweile hat das Unternehmen sogar 200 Angestellte. Der Grund für die Erweiterung der Belegschaft sei die gleichzeitige Erweiterung des Dienstleistungsangebots. „Hier unterscheiden wir uns von gewinnorientierten Pools“, so Hübener. Gleichzeitig baut die Genossenschaft die Technik weiter aus.
Mit 35 Versicherungsunternehmen im Gespräch
Mit 40 Versicherern gibt es eine integrierte Anbindung, die es erlaubt, dass Dokumente versandt und mit bestehenden Kundendaten aktualisiert werden können. „Sie kommen dann morgens ins Büro und haben schon sämtliche notwendige Dokumente des Versicherers im Postfach“, stellte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Andreas Brunner die praktischen Vorteile der zentralen Anbindung dar. Mit weiteren 35 Versicherern sei die Vema über eine Anbindung aktuell im Gespräch. Daher rechnet die Genossenschaft damit, dass schon Ende 2022 insgesamt 60 bis 70 Versicherer über das Vema-System direkt erreichbar sein werden. Zehn bis 15 Unternehmen hätten eine Anbindung an die Vema derzeit nicht in der Planung. „Doch der Wettbewerb beflügelt oft. Mit diesen Unternehmen werden wir dann 2023 sprechen“, sagte Hübner.
Qualität vor Wachstum
Das Wachstum der Vema, 2021 konnte die Zahl der Partnerbetriebe um 10,2 auf 4059 gesteigert werden, ist kein Selbstläufer. Derzeit hat das Unternehmen 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neue Makler für die Genossenschaft werben. „Wir müssen aber auch viele ablehnen“, sagte Hübner. Das gelte etwa, wenn die Unternehmen nicht den Qualitätsansprüchen der Vema entsprechen würden oder sie nicht groß genug seien, weil sie nicht mindestens 100.000 Euro Provisionserlöse im Jahr generierten. Die meisten erfolglosen Antragsteller würden dann auf die Zukunft vertröstet. Ausnahmen beim Erlös gibt es für perspektivisch gut aufgestellte Makler, die unter 40 Jahre alt sind.
Kein Nachwuchsproblem
Nach Darstellung der Vorstände hat die Vema – ganz im Gegensatz zum Markt – kein Nachwuchsproblem. Viele Genossen könnten ihren Betrieb innerhalb der Familie oder an Fremdgeschäftsführer weitergeben. Zudem gebe es eine interne Ausschreibungsplattform, über die 2021 rund 200 Maklerunternehmen an andere Vema-Mitglieder verkauft wurden. Aus dem generellen Fachkräftemangel hat die Vema nun sogar ein Geschäft gemacht. So können zwölf Mitarbeiter als Backoffice-Experten von Genossenschaftsmitglieder „gemietet“ werden. Auf diese Weise könnte Krankheit, Urlaub, Schadenregulierung oder auch ein langsamer Ausstieg gemanagt werden.
Die Makler, die den Service nutzen wollen, müssen eine Grundgebühr von 50 Euro und pro Miet-Minute 80 Cent zahlen. „Dafür haben wir extra eine Software entwickelt, die die Zeit der Kundengespräche und der Nachbearbeitung trackt“, erläuterte Brunner. Das Angebot soll auf möglicherweise 30 Miet-Sachbearbeiter ausgeweitet werden. In Entwicklung befindet sich auch eine automatische Bestandsanalyse. „Wir verwalten die Dokumente der Versicherer nicht nur, sondern werten sie auch aus.“
Künftig sollen die Mitglieder dann automatisch und sehr individuell auf besondere Anlässe oder Deckungserweiterungen hingewiesen werden. Brunner: „Dann informieren wir beispielsweise den Makler, der Frisöre oder Kosmetikstudios im Bestand hat, dass es ein deutlich verbessertes Deckungskonzept gibt und er mit Knopfdruck alle oder ausgewählte Kunden automatisch darüber informieren kann.“
Nicht alle Dienstleistungen bekannt
Ein Defizit gibt es aber schon bei der Vema. So würden sehr viele Genossen „die Tiefe des Dienstleistungsangebots“ gar nicht kennen. „Wir stellen uns daher immer wieder in Seminaren selbst vor“, erläuterte Brunner. In diese Richtung zielen auch Aktivitäten, die dafür sorgen sollen, dass sowohl im privaten, wie auch im gewerblichen Geschäft, die Kundenbestände auf die internen Deckungskonzepte und Klauselbögen umgestellt werden sollten. Hübner: „Wir haben noch rund zwei Drittel Bestandsverträge, die nicht modernisiert sind.“ Dabei wäre das immer ein Gewinn für Kunde und Makler.
„Provisionsrichtwert“ der Bafin bei vier Prozent?
Sehr schmallippig kommentierten die Vema-Chefs aktuelle Entwicklungen am Markt. So lehnen die Genossen den von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) angekündigten Provisionsrichtwert ab. „Man kann nicht nur auf ein Kostenelement schauen“, sagte Hübner. Am Rande der Veranstaltung erklärte ein Vertreter des Bundesverbandes Deutscher Versicherungsmakler (BDVM), dass man einen Richtwert von vier Prozent erwartet. Probleme hätten damit aber nur besondere Vertriebe, nicht die Masse der Makler. Auch Nachhaltigkeit ist für die Vema kein herausragendes Thema. „Das ist eben eine Frage mehr bei der Anbahnung“, so Hübner. Die Pflicht zur Prüfung der Nachhaltigkeitspräferenz nannte der Vema-Vorstand sogar kindisch. Nach seiner Meinung fragen die Kunden, die Interesse an nachhaltigen Produkten haben, den Makler schon von sich aus.
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek