Mit Tarifen der privaten Krankenzusatzversicherung (PKV) können gesetzlich Krankenversicherte ihren Gesundheitsschutz aufstocken beziehungsweise ihr Versorgungsniveau im Krankheitsfall erhöhen. Die Spezialisten des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) haben die Zusatztarife unter die die Lupe genommen. Dabei haben sie sich auf die beliebtesten Produktgruppen konzentriert: Zahnzusatzversicherungen, Krankenhauszusatzversicherungen, Krankenhaustagegeld, sowie ambulante Zusatztarife. Insgesamt wurden mehr als 670 Tarife untersucht.
Das bei den Versicherten beliebteste Produkt ist die Zahnzusatzversicherung. Hier existieren über 170 Tarife mit weiteren Tarifkombinationen. Die Produkte unterscheiden sich in der prozentualen Höhe der Leistungen und der Bedingungen stark. "Wir beobachten, dass Anbieter zunehmend mindesten einen Tarif anbieten, der 100 Prozent leistet", erklärt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei M&M. Die meisten Tarife übernähmen zwischen 70 und 90 Prozent der Behandlungskosten. Die Spreizung zwischen den Angeboten werde immer größer, hat er beobachtet. Beispielsweise böten höherwertige Tarife auch Schönheitsbehandlungen wie Bleaching an. Dies schlage sich auch in stark unterschiedlichen Preisen nieder.
Das Tarifniveau ist sehr hoch
Das M&M-Rating "Zahnzusatz" versucht Ordnung in den Tarif-Wirrwarr zu bringen und die Unterschiede der 178 Tarife von 40 Versicherern aufzuzeigen. Mindestkriterien der Rater für Top-Tarife stellen sicher, dass diese für Zahnersatz, Inlays und Transplantate leisten. Außerdem müssen sie auf ihr ordentliches Kündigungsrecht verzichten sowie über die 2,3fachen beziehungsweise 3,5fachen Regelhöchstsätze der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) hinaus leisten.
Insgesamt sei das Niveau der Tarife sehr hoch, so Bohrmann. Knapp die Hälfte (86) erreicht eine ausgezeichnete Wertung von fünf Sternen. Zum Vergleich: 2020 erhielten 80 Tarife fünf Sterne, 2019 waren es noch 66. Im aktuellen Rating können sich 36 Tarife mit sehr guten vier Sternen schmücken, 34 erreichten durchschnittliche drei Sterne, 17 schwache zwei und fünf Tarife nur einen Stern, da sie als sehr schwach geratet wurden.
Krankenhaustagegeldtarife haben noch Luft nach oben
Die ebenfalls sehr beliebten Krankenhauszusatzversicherungen kommen auf 133 Tarife mit zusätzlichen Kombinationsmöglichkeiten von 38 Anbietern. Ihre Kernleistungen bestehen aus Erstattungen der Kosten für Ein- oder Zweibettunterbringung sowie der Chefarztbehandlung. Aktuell steige die Nachfrage nach Einbettzimmertarifen, so Bohrmann. Die Mindestkriterien des M&M-Rating"„Krankenhauszusatz" stellen sicher, dass Toptarife auf das ordentliche Kündigungsrecht verzichten, eine Chefarztbehandlung enthalten sowie eine Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer vorsehen, ohne Eintritt eines Unfalls oder einer bestimmten Erkrankung über das 2,3fache bis 3,5 fache des Regelhöchstsatzes der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) hinaus leisten. Die Tarife liegen insgesamt auf einem hohen Niveau: 46 erreichten fünf Sterne, 52 vier Sterne, 22 drei Sterne, zwölf zwei Sterne und nur ein Tarif ist mit einem Stern sehr schwach.
Deutlich weniger Nachfrage besteht nach Krankentagegeldtarifen. Hier untersuchte M&M 89 Tarife von 32 Anbietern zur Einkommenssicherung im Krankheitsfall. Das M&M-Rating "Krankentagegeld" legt in seinen Mindestkriterien besonderen Wert darauf, dass die Versicherer auch bei Wiedereingliederungsmaßnahmen oder Teilarbeitsunfähigkeit leistet. Das Ratingergebnis zeigt, dass hier noch viel Verbesserungsbedarf besteht: 48 Tarife ballen sich im Mittelfeld, 36 Tarife schafften vier oder fünf Sterne und fünf Tarife sind schwach bewertet. "Die Tarife der Krankentagegeldanbieter haben noch Potenzial. Viele scheitern bei dem Sprung über drei Sterne hinaus, da sie nicht auf das ordentliche Kündigungsrecht verzichten, sollte nur eine Teilversicherung bestehen", erläutert Bohrmann.
Ambulante Zusatztarife sind zu unterschiedlich für ein Rating
Da die ambulanten Zusatztarife (über 150 Tarife und weitere Tarifkombinationen) ein besonders vielfältiges Bild abgeben, haben die Rater hier auf ein einheitliches Bewertungsschema verzichtet. "Die ambulanten Zusatztarife bedürfen mit Sicherheit der intensivsten und individuellsten Beratung im Rahmen der PKV-Zusatzvermittlung", so die Analysten.
Die kompletten Ergebnisse des Ratings:
Autor(en): versicherungsmagazin.de
