Verbrauchernahe Kommunikation ist die neue Botschaft der privaten Krankenversicherung (PKV). Grund: Die Prämien dürften bald deutlich steigen. Eine interessante Idee hat nun die Universa entwickelt, um das Image der Branche vorab zu verbessern.
Der Krankenversicherer hat von zwölf Kunden anonym die Beitragsrechnung für 2015 veröffentlicht. Dargestellt werden die Leistungen und der Aufwand für Angestellte, Selbstständige und Beamte (www.universa.de/vertragsbeispiele). Damit möchte der Versicherer dokumentieren, dass die PKV gar nicht so teuer ist, wie immer wieder behauptet wird. Das gilt vor allem im Alter. So zahlt beispielsweise der Rentner „Klaus R.“, der seit 51 Jahren bei der Nürnberger Assekuranz versichert ist, gar keinen Krankenversicherungsbeitrag mehr, so die Universa. „Die Vollversicherung ist beitragsfrei. Der Beitrag von 89,21 Euro setzt sich aus der Pflegepflichtversicherung und dem ergänzenden Zusatz-Pflegetagegeld zusammen“, erläutert Sprecher Stefan Taschner.
Eine auf Heller und Cent klare Rechnung
Ganz sauber ist dies Darstellung leider nicht. So nennt der Versicherer in allen Beispielen die jährliche Selbstbeteiligung, rechnet sie aber nicht, wie bei PKV-Vergleichprogrammen üblich, zu einem Zwölftel in die Prämie ein. Damit werden die Beiträge optisch niedrig gehalten. Ein unnötige Intransparenz. So zahlt Klaus R. tatsächlich 75 Euro für die Selbstbeteiligung von jährlich 900 Euro. In diesem hohen Alter kann man auf jeden Fall davon ausgehen, dass die volle Selbstbeteiligung im Laufe des Jahres abgerufen wird. Faktisch zahlt somit Klaus R. rund 164 Euro pro Monat für seinen privaten Krankenschutz. Gleichzeitig kann der Rentner 832 Euro pro Jahr steuerlich aufgrund des Bürgerentlastungsgesetzes geltend machen. Auch hier wäre eine Konkretisierung besser gewesen. So hätte eine Steuerlast unterstellt werden können und so eine auf Heller und Cent klare Rechnung vorgelegen.
Werden sich einer Beitragssteigerung nicht entziehen können
Realistische Modellannahmen sind leicht machbar. Viel bedauerlicher ist, dass die Universa den internen Druck auf die Prämien mit keinem Wort erwähnt, auch wenn die umfänglichen Inhouse-Tarif-Wechseloptionen dargestellt werden. Demgegenüber wirbt der Versicherer mit "Nachhaltigkeit", als Fundament seines Geschäftes. Auf Nachfrage bestätigt die Universa aber, dass die Tarife teilweise noch mit dem hohen Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert sind. Solche Tarife werden sich einer Beitragssteigerung nicht entziehen können. "Viele Tarife wurden länger nicht angepasst und haben dadurch großen Nachholbedarf", erläutert Versicherungsberater Björn Lenz von Minerva Kundenrechte aus Grünwald. Der Erhöhungsstau entsteht, weil die privaten Kassen ihre Tarife nur dann verändern dürfen, wenn die Kosten deutlich steigen oder Menschen erheblich älter werden. Das war in den letzten Jahren nicht der Fall.
Druck aus einkalkulierten, aber nicht mehr realisierten Stornogewinnen
Werden die so genannten Auslöseschwellen nun überschritten droht eine regelrechte Kostenexplosion. "Dann müssen alle Berechnungsgrundlagen auf den neusten Stand gebracht werden", erläutert Peter Schramm, PKV-Sachverständiger aus Diethardt im Taunus. Das die Versicherer immer weniger Rendite mit Kapitalanlagen erzielen, geht man davon aus, dass die Absenkung wie im Neugeschäft auf 2,75 Prozent erfolgen muss. Pro 0,1 Prozent-Punkt muss die Prämie um rund ein Prozent nach oben angepasst werden, rechnen Experten vor. Zusätzlicher Druck kommt aus einkalkulierten, aber nicht mehr realisierten Stornogewinnen, weil es deutlich weniger Umdeckungen gibt. Hier ist die Universa aber nach eigenen Aussagen nicht betroffen. "Wir haben in keinen Tarif Stornogewinne einkalkuliert", so Taschner.
Zusammenhänge dürften vielen Privatpatienten nicht bewusst sein
Insgesamt ist der Ansatz Kundenbiografien zu veröffentlichen lobenswert. Er darf aber nicht mit kleinen handwerklichen Schwächen verbunden sein und sollte die Zinsproblematik Vermittlern, Makler und Kunden nahe bringen. Solche Zusammenhänge dürften vielen Privatpatienten nicht bewusst sein. "Dass die private Krankenversicherung ein Anspar- und Entsparprozess ist, weiß kaum ein Kunde", fürchtet Marcus Kremer, Vorstand bei der Dortmunder Continentale.
Bildquelle: © rub / fotalia
Der Krankenversicherer hat von zwölf Kunden anonym die Beitragsrechnung für 2015 veröffentlicht. Dargestellt werden die Leistungen und der Aufwand für Angestellte, Selbstständige und Beamte (www.universa.de/vertragsbeispiele). Damit möchte der Versicherer dokumentieren, dass die PKV gar nicht so teuer ist, wie immer wieder behauptet wird. Das gilt vor allem im Alter. So zahlt beispielsweise der Rentner „Klaus R.“, der seit 51 Jahren bei der Nürnberger Assekuranz versichert ist, gar keinen Krankenversicherungsbeitrag mehr, so die Universa. „Die Vollversicherung ist beitragsfrei. Der Beitrag von 89,21 Euro setzt sich aus der Pflegepflichtversicherung und dem ergänzenden Zusatz-Pflegetagegeld zusammen“, erläutert Sprecher Stefan Taschner.
Eine auf Heller und Cent klare Rechnung
Ganz sauber ist dies Darstellung leider nicht. So nennt der Versicherer in allen Beispielen die jährliche Selbstbeteiligung, rechnet sie aber nicht, wie bei PKV-Vergleichprogrammen üblich, zu einem Zwölftel in die Prämie ein. Damit werden die Beiträge optisch niedrig gehalten. Ein unnötige Intransparenz. So zahlt Klaus R. tatsächlich 75 Euro für die Selbstbeteiligung von jährlich 900 Euro. In diesem hohen Alter kann man auf jeden Fall davon ausgehen, dass die volle Selbstbeteiligung im Laufe des Jahres abgerufen wird. Faktisch zahlt somit Klaus R. rund 164 Euro pro Monat für seinen privaten Krankenschutz. Gleichzeitig kann der Rentner 832 Euro pro Jahr steuerlich aufgrund des Bürgerentlastungsgesetzes geltend machen. Auch hier wäre eine Konkretisierung besser gewesen. So hätte eine Steuerlast unterstellt werden können und so eine auf Heller und Cent klare Rechnung vorgelegen.
Werden sich einer Beitragssteigerung nicht entziehen können
Realistische Modellannahmen sind leicht machbar. Viel bedauerlicher ist, dass die Universa den internen Druck auf die Prämien mit keinem Wort erwähnt, auch wenn die umfänglichen Inhouse-Tarif-Wechseloptionen dargestellt werden. Demgegenüber wirbt der Versicherer mit "Nachhaltigkeit", als Fundament seines Geschäftes. Auf Nachfrage bestätigt die Universa aber, dass die Tarife teilweise noch mit dem hohen Rechnungszins von 3,5 Prozent kalkuliert sind. Solche Tarife werden sich einer Beitragssteigerung nicht entziehen können. "Viele Tarife wurden länger nicht angepasst und haben dadurch großen Nachholbedarf", erläutert Versicherungsberater Björn Lenz von Minerva Kundenrechte aus Grünwald. Der Erhöhungsstau entsteht, weil die privaten Kassen ihre Tarife nur dann verändern dürfen, wenn die Kosten deutlich steigen oder Menschen erheblich älter werden. Das war in den letzten Jahren nicht der Fall.
Druck aus einkalkulierten, aber nicht mehr realisierten Stornogewinnen
Werden die so genannten Auslöseschwellen nun überschritten droht eine regelrechte Kostenexplosion. "Dann müssen alle Berechnungsgrundlagen auf den neusten Stand gebracht werden", erläutert Peter Schramm, PKV-Sachverständiger aus Diethardt im Taunus. Das die Versicherer immer weniger Rendite mit Kapitalanlagen erzielen, geht man davon aus, dass die Absenkung wie im Neugeschäft auf 2,75 Prozent erfolgen muss. Pro 0,1 Prozent-Punkt muss die Prämie um rund ein Prozent nach oben angepasst werden, rechnen Experten vor. Zusätzlicher Druck kommt aus einkalkulierten, aber nicht mehr realisierten Stornogewinnen, weil es deutlich weniger Umdeckungen gibt. Hier ist die Universa aber nach eigenen Aussagen nicht betroffen. "Wir haben in keinen Tarif Stornogewinne einkalkuliert", so Taschner.
Zusammenhänge dürften vielen Privatpatienten nicht bewusst sein
Insgesamt ist der Ansatz Kundenbiografien zu veröffentlichen lobenswert. Er darf aber nicht mit kleinen handwerklichen Schwächen verbunden sein und sollte die Zinsproblematik Vermittlern, Makler und Kunden nahe bringen. Solche Zusammenhänge dürften vielen Privatpatienten nicht bewusst sein. "Dass die private Krankenversicherung ein Anspar- und Entsparprozess ist, weiß kaum ein Kunde", fürchtet Marcus Kremer, Vorstand bei der Dortmunder Continentale.
Bildquelle: © rub / fotalia
Autor(en): Uwe Schmidt-Kasparek