„Wenn ich im Zug weiter vorne sitzen möchte, muss ich eben mehr bezahlen. Die Züge kommen aber alle gleich an.“ Thomas Stritzl, Mitglied des Deutschen Bundestages und unter anderem Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, bebilderte so die Patientensituation im Gefüge von GKV und PKV auf der Euroforum-Konferenz „PKV aktuell“ in Berlin.
Bürgerversicherung, Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), Digitalisierung und Pflegereform: Dies sind einige der großen Themen, mit denen sich die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die privaten Krankenversicherer (PKV) aktuell beschäftigen müssen. Und dabei natürlich auch immer damit, welche Leistungen der Kunde, der Patient von der GKV und der PKV erwarten kann, welche Unterstützung ihm das jeweilige System bietet, aber auch welche Nachteile er in Kauf nehmen muss, wenn er Empfänger des einen oder anderen Gesundheitsversorgers ist.
Ein guter Ansatz: Der neue Tarifwechselleitfaden
Nicht ganz so lässig wie der CDU-Politiker Stritzl (im Bild Zweiter von rechts) wollte Maria Klein-Schmeik (Dritte von links), Sprecherin für Gesundheitspolitik und Mitglied des Gesundheitsausschusses von Bündnis 90/Die Grünen, die Lage der GKV- und PKV-Klientel sehen. Sie beobachtet noch viel Ungerechtigkeit im deutschen Gesundheitssystem, besonders oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze. Klein-Schmeik konkretisierte ihre Position mit den Worten: „Ein integrierter, gemeinsamer Versicherungsmarkt könnte besser auf die Demografieproblematik reagieren. Der Risikostrukturausgleich im Gesundheitsfonds spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle“.
Besonders auch für ältere Patienten sei das aktuelle PKV-System problematisch. Denn diese würde sich gerne aus dem PKV-System verabschieden, wenn die Beiträge für sie nicht mehr tragbar seien. „Hier muss es künftig mehr Flexibilität geben. Der neue Tarifwechselleitfaden ist schon ein richtiger Ansatz“, so die gesundheitspolitische Sprecherin.
Obwohl die Bürgerversicherung aktuell nicht wirklich zur Debatte steht, zeigte die Berliner Konferenz doch, dass dieses Thema die Branche immer wieder umtreibt. So glaubt Roland Weber (ganz links im Bild), Vorstandsmitglied der Debeka Versicherungen und dort verantwortlich für die Bereiche Krankenversicherung, Lebensversicherung und Pensionskasse, dass eine PKV eine Bürgerversicherung überhaupt nicht liefern könne, jedenfalls nicht unter den heutigen Bedingungen der GKV. Wenn doch, dann wären Massenentlassungen in der PKV die Folge, fürchtet Weber. Ein Gespenst, das von den PKV-Unternehmen immer wieder heraufbeschworen wird.
Privatpatient: Versuchskaninchen oder Nutznießer?
Mit einem gern bedienten Bild operierte auch Professor Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen und Moderator der zweitägigen Konferenz in einer Diskussionsrunde zu den Trends in der GKV/PKV-Landschaft: „Ist der Privatpatient ein Versuchskaninchen?“ Nein, so die klare Position der PKV-Vertreter. So zeigte sich zum Beispiel Dr. Martin Albrecht (ganz rechts im Bild), Geschäftsführer der Iges-Institut GmbH, überzeugt, dass Privatpatienten schnelleren Zugang zu medizinischen Innovationen erhielten und somit Nutznießer des Systems wären.
Nutznießer von Neuerungen können und sollen Patienten aber auch bei der Telematik sein, so ein weiterer Aspekt der „PKV aktuell“-Veranstaltung. Dabei könnten über Bonussysteme oder Beitragsrückerstattungen Vorteile für die Kunden rausspringen. Auf jeden Fall böte die Telematik die Option, den Kunden neue Angebote zu unterbreiten, so dass der Kontakt zu diesem nicht nur im Leistungsfall bestünde. Ein interessanter Wettbewerbsvorteil in einem stark umkämpften Markt.
Techniker Krankenkasse voll im Trend
Moniert wurde auf der Konferenz, dass die Gesetzlichen bei der Gesundheitsförderung und Prävention ihren Kunden noch zu wenig Angebote machen würden. Ein GKV-Unternehmen, die Techniker Krankenkasse, ist hier aber sehr aktiv und bietet diverse Bonussysteme für gesundheitsbewusstes Handeln. Häufig hat sich die TK schon als äußerst innovationsfreudig gezeigt. So will sie auch ab dem 20. September 2016 bei Interesse ihren Kunden einen Gesundheitscoach zur Seite stellen. Und zwar in der Form eines Hologramms (Anmerkung der Redaktion: Ein Hologramm ist ein zweidimensionales Bild, das bei der Betrachtung dreidimensional erscheint. Der räumliche Eindruck entsteht durch spezielle Lichtwellen).
Debeka-Vorstand Roland Weber schränkte aber die Möglichkeiten von Telematik-Tarifen für seine Branche in einem Punkt ein: Telematik-Tarife mit Rabatten für gesundheitsbewusstes Verhalten seien in der privaten Krankenvollversicherung nicht möglich. Der Grund hierfür seien die Vorgaben des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Nach Ansicht von Weber sind derartige Tarife nur bei Zusatzversicherungen möglich, und zwar wenn sie ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert sind.
Realität ist schneller als jede Strategie
Wer aber glaubt, dass Telematik-Bestrebungen im eigenen PKV- oder GKV-Unternehmen mit einer langfristigen Strategie vorangetrieben werden könnten, wird wohl eher scheitern, so die Gesundheitsexperten unisono. Denn „die Realität ist schneller“ und das deutsche Gesundheitswesen hinkt technischen Trends allzu oft hinterher. Das zeigt auch das Beispiel 'elektronische Gesundheitskarte'. „Diese ist ein absoluter Flop“, zeigte sich unter anderem Dr. Albrecht ernüchtert.
Bildquelle: Meris Neininger
Bürgerversicherung, Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), Digitalisierung und Pflegereform: Dies sind einige der großen Themen, mit denen sich die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die privaten Krankenversicherer (PKV) aktuell beschäftigen müssen. Und dabei natürlich auch immer damit, welche Leistungen der Kunde, der Patient von der GKV und der PKV erwarten kann, welche Unterstützung ihm das jeweilige System bietet, aber auch welche Nachteile er in Kauf nehmen muss, wenn er Empfänger des einen oder anderen Gesundheitsversorgers ist.
Ein guter Ansatz: Der neue Tarifwechselleitfaden
Nicht ganz so lässig wie der CDU-Politiker Stritzl (im Bild Zweiter von rechts) wollte Maria Klein-Schmeik (Dritte von links), Sprecherin für Gesundheitspolitik und Mitglied des Gesundheitsausschusses von Bündnis 90/Die Grünen, die Lage der GKV- und PKV-Klientel sehen. Sie beobachtet noch viel Ungerechtigkeit im deutschen Gesundheitssystem, besonders oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze. Klein-Schmeik konkretisierte ihre Position mit den Worten: „Ein integrierter, gemeinsamer Versicherungsmarkt könnte besser auf die Demografieproblematik reagieren. Der Risikostrukturausgleich im Gesundheitsfonds spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle“.
Besonders auch für ältere Patienten sei das aktuelle PKV-System problematisch. Denn diese würde sich gerne aus dem PKV-System verabschieden, wenn die Beiträge für sie nicht mehr tragbar seien. „Hier muss es künftig mehr Flexibilität geben. Der neue Tarifwechselleitfaden ist schon ein richtiger Ansatz“, so die gesundheitspolitische Sprecherin.
Obwohl die Bürgerversicherung aktuell nicht wirklich zur Debatte steht, zeigte die Berliner Konferenz doch, dass dieses Thema die Branche immer wieder umtreibt. So glaubt Roland Weber (ganz links im Bild), Vorstandsmitglied der Debeka Versicherungen und dort verantwortlich für die Bereiche Krankenversicherung, Lebensversicherung und Pensionskasse, dass eine PKV eine Bürgerversicherung überhaupt nicht liefern könne, jedenfalls nicht unter den heutigen Bedingungen der GKV. Wenn doch, dann wären Massenentlassungen in der PKV die Folge, fürchtet Weber. Ein Gespenst, das von den PKV-Unternehmen immer wieder heraufbeschworen wird.
Privatpatient: Versuchskaninchen oder Nutznießer?
Mit einem gern bedienten Bild operierte auch Professor Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen und Moderator der zweitägigen Konferenz in einer Diskussionsrunde zu den Trends in der GKV/PKV-Landschaft: „Ist der Privatpatient ein Versuchskaninchen?“ Nein, so die klare Position der PKV-Vertreter. So zeigte sich zum Beispiel Dr. Martin Albrecht (ganz rechts im Bild), Geschäftsführer der Iges-Institut GmbH, überzeugt, dass Privatpatienten schnelleren Zugang zu medizinischen Innovationen erhielten und somit Nutznießer des Systems wären.
Nutznießer von Neuerungen können und sollen Patienten aber auch bei der Telematik sein, so ein weiterer Aspekt der „PKV aktuell“-Veranstaltung. Dabei könnten über Bonussysteme oder Beitragsrückerstattungen Vorteile für die Kunden rausspringen. Auf jeden Fall böte die Telematik die Option, den Kunden neue Angebote zu unterbreiten, so dass der Kontakt zu diesem nicht nur im Leistungsfall bestünde. Ein interessanter Wettbewerbsvorteil in einem stark umkämpften Markt.
Techniker Krankenkasse voll im Trend
Moniert wurde auf der Konferenz, dass die Gesetzlichen bei der Gesundheitsförderung und Prävention ihren Kunden noch zu wenig Angebote machen würden. Ein GKV-Unternehmen, die Techniker Krankenkasse, ist hier aber sehr aktiv und bietet diverse Bonussysteme für gesundheitsbewusstes Handeln. Häufig hat sich die TK schon als äußerst innovationsfreudig gezeigt. So will sie auch ab dem 20. September 2016 bei Interesse ihren Kunden einen Gesundheitscoach zur Seite stellen. Und zwar in der Form eines Hologramms (Anmerkung der Redaktion: Ein Hologramm ist ein zweidimensionales Bild, das bei der Betrachtung dreidimensional erscheint. Der räumliche Eindruck entsteht durch spezielle Lichtwellen).
Debeka-Vorstand Roland Weber schränkte aber die Möglichkeiten von Telematik-Tarifen für seine Branche in einem Punkt ein: Telematik-Tarife mit Rabatten für gesundheitsbewusstes Verhalten seien in der privaten Krankenvollversicherung nicht möglich. Der Grund hierfür seien die Vorgaben des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Nach Ansicht von Weber sind derartige Tarife nur bei Zusatzversicherungen möglich, und zwar wenn sie ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert sind.
Realität ist schneller als jede Strategie
Wer aber glaubt, dass Telematik-Bestrebungen im eigenen PKV- oder GKV-Unternehmen mit einer langfristigen Strategie vorangetrieben werden könnten, wird wohl eher scheitern, so die Gesundheitsexperten unisono. Denn „die Realität ist schneller“ und das deutsche Gesundheitswesen hinkt technischen Trends allzu oft hinterher. Das zeigt auch das Beispiel 'elektronische Gesundheitskarte'. „Diese ist ein absoluter Flop“, zeigte sich unter anderem Dr. Albrecht ernüchtert.
Bildquelle: Meris Neininger
Autor(en): Meris Neininger