Für die private Krankenversicherung (PKV) liefen 2016 die Geschäfte besser als im Vorjahr. Dies zeigt eine Untersuchung der Ratingagentur Assekurata. Auf ihren Erfolgen ausruhen, können sich die Unternehmen aber nicht.
Im vergangenen Jahr konnten die privaten Krankenversicherer ihr Kapitalanlageergebnis um rund 600 Millionen Euro auf knapp 9,4 Milliarden Euro steigern. Für 2017 dürften sich die Ergebnisse durch die Beitragsanpassungen zu Jahresbeginn noch erhöhen, prognostizieren die Rater.
Bestandsabrieb wurde gebremst
Leicht positiv verlief die Entwicklung im Geschäft mit Krankenzusatzversicherungen. Im vergangenen Geschäftsjahr erhöhte sich die Zahl der Zusatzversicherungsverträge um 1,3 Prozent (1,75 Prozent 2015). Die Pflegeergänzungs- und die Zahnzusatzversicherung sind die Wachstumstreiber in diesem Geschäftsfeld. Enttäuschend verlief hingegen das Wachstum in der betrieblichen Krankenversicherung. Nach Angaben des PKV-Verbandes sei die Zahl der versicherten Personen in diesem Geschäftsfeld 2016 lediglich um 31.800 auf 606.800 gestiegen.
2016 konnte die PKV den Bestandsabrieb in der Vollversicherung reduzieren. Netto 14.600 Personen gingen ihr verloren, dies ist ein Minus von 0,2 Prozent. Der Grund für die gebremste Entwicklung ist der verbesserte Saldo zwischen Wechslern aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV und umgekehrt. Hatten 2015 die Abgänge zur GKV die Zugänge noch um 19.500 Personen übertroffen, ist der Saldo 2016 nahezu ausgeglichen (-1.100 Personen).
Die Beitragsentwicklung der PKV
Im Zehnjahresvergleich 2007 bis 2017 haben sich im Assekurata-Durchschnitt die Bestandsbeiträge im Normalgeschäft um rund 53 Prozent erhöht. Dies entspricht einer jährlichen Anpassungsrate von 4,2 Prozent.
Zum Vergleich: Der GKV-Höchstbeitrag (inklusive Zusatzbeitrag) ist in den vergangenen zehn Jahren zwar lediglich um knapp 30 Prozent beziehungsweise 2,8 Prozent pro Jahr gestiegen, absolut gesehen liege die GKV mit einem Beitragsanstieg von insgesamt 156 Euro jedoch rund 17 Euro über dem Assekurata-Durchschnitt, so der Bericht.
Kunden sind alles in allem zufrieden
Die Beitragsentwicklung der Privaten wird von den Vollversicherten positiv bewertet, wie Assekurata-Kundenbefragungen im Zeitraum zwischen 2013 und 2016 zeigen. Die Zufriedenheit mit der Beitragsentwicklung hat sich sichtlich verbessert. 2013 waren knapp zwei Drittel (63,8 Prozent) der Vollversicherten zufrieden bis vollkommen zufrieden. 2016 stieg der Wert auf 71,2 Prozent.
96 Prozent der Vollversicherten seien alles in allem betrachtet mit ihrem privaten Krankenversicherer zufrieden, sehr oder gar vollkommen zufrieden gewesen, hob Gerald Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata, hervor.
Harmonie ist gefährdet
Diese Harmonie könnte bald Risse bekommen, wenn die Zinsentwicklung auch auf die PKV-Versicherten durchschlägt. Die Branche muss sich immer mehr anstrengen, um den üblichen Kalkulationszinssatz von 2,75 Prozent zu erzielen. Besonders deutlich zeige sich dies am Rückgang der laufenden Durchschnittsverzinsung, die 2016 mit voraussichtlich rund 3,5 Prozent ihren historischen Tiefstand erreicht haben dürfte, so die Analysten.
"Auch der aktuarielle Unternehmenszins fällt weiter und rutscht 2017 im Assekurata-Durchschnitt bereits auf 2,8 Prozent ab, so dass branchenweit bei gleichbleibender Entwicklung kurzfristig ebenfalls der Rechnungszins der Unisex-Tarife abgesenkt werden müsste", warnt Reichl.
Rückstellungen sollten genutzt werden
Einige Unternehmen hätten diesen Schritt bereits vollzogen. Im Assekurata-Durchschnitt liege der Rechnungszins im Bestand aktuell noch bei 3,07 Prozent, so dass sich für die kommende Beitragsanpassungsrunde 2018 im Mittel ein Absenkungsbedarf von rund 30 Basispunkten ergebe, so Reichl weiter.
Da die anhaltende Niedrigzinsphase auch in den kommenden Jahren zu Erhöhungen der Beiträge führen werde, sollten die Versicherer die größtenteils üppigen Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen nutzen, um die notwendigen Anpassungen abzufedern, empfiehlt Reichl.
Autor(en): Alexa Michopoulos